Eishockeymänner reisen mehr als 5.000 km zum besonderen Teambuilding
Das WM-Turnier der Division 3 in Kirgisistan ist nur der nächste Schritt im Lernprozess der neu formierten Nationalmannschaft. Der Termin ist jedoch sehr ungünstig
Seit etwas mehr als einem Jahr ist Christer Eriksson nun schon Trainer der luxemburgischen Eishockey-Nationalmannschaft. Mit der Ankunft des Schweden, der zudem Tornado Luxemburg coacht, ging in vielen Bereichen eine Professionalisierung der Strukturen in Verband, Vereinen und Liga einher. Doch auch bei den FLHG-Männern gab es einen großen Umbruch, viele altgediente Spieler machten Platz für die neue Generation.
Mit einer stark verjüngten und in vielen Teilen noch unerfahrenen Mannschaft reist Eriksson heute von Frankfurt über Istanbul nach Kirgisistan zur WM der Division 3 (Gruppe A). Dort warten mit Turkmenistan, Thailand und Südafrika drei Gegner, die er noch vom Turnier ein Jahr zuvor in Kapstadt kennt und wo man nach dem Umbruch ohne Punktgewinn geblieben ist. „Es ist jetzt mein zweites Turnier für Luxemburg. Wir haben in meiner Zeit hier schon deutliche Fortschritte gemacht, befinden uns aber immer noch in einem andauernden Lernprozess. Die Resultate sind für uns im Moment eher zweitrangig, wichtiger ist, dass wir als Mannschaft weiter zusammenwachsen“, erwartet der Coach keinen Quantensprung binnen eines Jahres, zumal mit Absteiger Mexiko und Gastgeber Kirgisistan noch zwei weitere Brocken warten.
„In den Vereinen wird hervorragende Nachwuchsarbeit geleistet, es kommen mehr Kinder als wir aufnehmen können. Auch die Qualität der Liga ist stark gestiegen. Wir haben gezielt einige spielstarke Ausländer in die Clubs geholt, von denen die einheimischen Talente lernen sollen. Doch bis wir das an Ergebnissen mit der Nationalmannschaft festmachen können, wird es sicher noch vier bis fünf Jahre dauern“, gibt Eriksson eine vorsichtige Prognose für die Zukunft.
Langfristige Ziele
Für einen seiner wichtigsten Spieler, Claude Mossong, der neben Kapitän Colm Cannon zu den erfahrenen Anführern im Team der jungen Wilden zählt, ist eine Sache ohnehin klar. „In diesem Jahr geht es ausschließlich um den Klassenerhalt, so ehrlich müssen wir sein“, sagt der Offensivspieler, der etwas unglücklich über die terminliche Ansetzung ist. „Normalerweise findet das Turnier immer Ende April statt, doch dieses Mal schon Mitte März. So fehlen uns gleich mehrere Spieler, die entweder im Ausland mit ihren Vereinen in den Play-offs stehen oder sich auf schulische und berufliche Examen vorbereiten müssen.“
Der Trainer selbst weiß auch um die prekäre personelle Situation, ist aber froh, dass sich Spieler wie Kristian Potucek in Tschechien oder Nicolas Elgaz in Deutschland weiterentwickeln und dort mit ihren Clubs in den Play-offs stehen. Die Vorfreude Mossongs auf den Wettkampf fernab der Heimat schmälern die Ausfälle jedenfalls nicht, es fördert viel mehr seinen Kampfgeist. „Wir müssen geschlossen als Team agieren, in jeder Minute an unsere Grenze gehen und mit etwas Glück das Beste daraus machen.“
Im Idealfall soll gleich gegen Auftaktgegner Turkmenistan der erste Erfolg her, ein Team, das man vor zwei Jahren bei der Heim-WM noch besiegen konnte, dem man in Südafrika allerdings unterlag. Die besten Erfolgschancen sieht Mossong derweil gegen Thailand und Südafrika und hofft, dass wenigstens einer der beiden in der Abschlusstabelle schlechter platziert ist.
Gehörigen Respekt hat man hingegen vor Absteiger Mexiko. „Die Mexikaner können auf einen großen Pool von Spielern zurückgreifen, die in den USA oder Kanada
Die Resultate sind für uns im Moment eher zweitrangig, wichtiger ist, dass wir als Mannschaft weiter zusammenwachsen. Christer Eriksson, Nationaltrainer
ausgebildet wurden. Da müssen wir einfach so gut dagegenhalten wie möglich“, meint Eriksson. Gastgeber Kirgisistan, der aus der Division 4 aufgestiegen ist, bleibt vorerst die große Unbekannte.
Sollte es am Ende dennoch nicht für den Klassenerhalt reichen, wäre dies im Zeitplan von Eriksson kein allzu herber Rückschlag. Denn ein Umbruch ist immer ein Prozess und die jungen Spieler benötigen Zeit. Dass diese schon jetzt zu starken Leistung fähig sind, bewies die U20 Ende Januar bei der WM der Division 3B in Sarajevo. Zwei Siege über Südafrika, ein Remis und eine Niederlage gegen Bosnien-Herzegowina bedeuteten Rang zwei in der Tabelle und schenken Zuversicht für die Zukunft. Und wenn der Umbruch in einigen Jahren dann vollständig abgeschlossen sein wird, heißt das Ziel wohl nicht mehr nur Klassenerhalt, sondern Rückkehr in die Division 2.