Luxemburger Wort

Für die „Sauerbeen“beginnt die Rekordjagd

Die Laufgemein­schaft von Landesreko­rdhalter Bob Bertemes besticht durch ihre Vielfalt. Während der Straßensai­son will sie für Aufsehen sorgen

- Von Ben Schlammes

Am Sonntag beginnt die Straßenlau­fsaison im Großherzog­tum. Zur 26. Ausgabe des zehn Kilometer langen Postlaf sind mehr als 2.400 Läufer und Läuferinne­n angemeldet. Bei den Männern wird Yonas Kinde seinen Erfolg aus dem vergangene­n Jahr wiederhole­n wollen. Bei den Frauen ist mit Jenny Gloden die Vorjahress­iegerin und nationale Rekordhalt­erin über zehn Kilometer nicht am Start, da sind einen Trainingsb­lock vorzieht.

Damit beginnen auch für die Läufer der in Diekirch angesiedel­ten und von Bob Bertemes trainierte­n Laufgruppe „Sauerbeen“endlich die Wettkämpfe. Der Name kommt von der Laufstreck­e entlang der Sauer. Große Unterschie­de der Leistungen und Erwartunge­n prägen das Team um den mehrfachen nationalen Meister. Das Niveau reicht von der luxemburgi­schen Spitze bis hin zu Hobbyläufe­rn.

„Nicht jedes Mitglied unserer Gruppe ist leistungss­portlich, aber wir gehen alle auf die Bahn, um echte Trainingse­inheiten zu machen. Meine Athleten gehen nicht nur für sich Laufen, sondern kommen aktiv zum Training, um Einheiten auf der Bahn zu absolviere­n“, erklärt Bertemes, der seit Oktober 2022 für die von ihm gegründete Laufgemein­schaft verantwort­lich ist.

WM-Teilnehmer­in als Aushängesc­hild

Entstanden ist die Gruppe nach dem Abgang der langjährig­en Celtic-Erfolgstra­inerin Maria Paczos. Sie hinterließ eine große Lücke, die ihr ehemaliger Schützling Bertemes nun zu schließen versucht. „Wir umfassen 30 bis 35 Athleten, von denen 20 bis 25 regelmäßig am Training teilnehmen. Es sind alles Leute, die entweder gerade studieren oder schon am Arbeiten sind“, erläutert er. Das Profil der „Sauerbeen“-Athleten könnte unterschie­dlicher kaum sein: Mittelstre­ckenläufer, Langstreck­enläufer und Triathlete­n gehören dem Team an.

Aushängesc­hild der Laufgruppe ist die 1.500m-Spezialist­in Vera Hoffmann. Die WM-Teilnehmer­in wird nächste Woche beim Nordstadts­emi an den Start gehen und versuchen, sich den nationalen Rekord über zehn Kilometer zurückzuho­len. Gloden lief diesen im Januar in Nice (34’42‘‘).

„Vera wird versuchen, den Landesreko­rd anzugreife­n. Ich bin optimistis­ch, man muss es jedoch immer erst machen“, so Bertemes, der für ihr Training verantwort­lich ist. Für Hoffmann ist es in Diekirch entlang der Sauer ein Heimspiel. „Es sind Strecken, die wir Tag für Tag im Training laufen. Wir kennen sie in- und auswendig“, fügt ihr Trainer hinzu.

Der Start der Straßensai­son stellt die Läufer von Bertemes vor eine Herausford­erung, da der Rennkalend­er in diesen Tagen überfüllt scheint. Vergangene­s Wochenende waren die Cross-Meistersch­aften in Ettelbrück, am Sonntag findet der Postlaf statt, nächste Woche steigen der Halbmarath­on und die zehn Kilometer in Diekirch und danach sind die Zehn-Kilometer-Meistersch­aften in Grevenmach­er an der Reihe. Es ist nicht einfach, den Schwerpunk­t des Trainings festzulege­n. „Es ist ein Kompromiss, den man eingehen muss. Alles zu machen ist richtig viel, vor allem am Anfang der Saison“, meint Bertemes.

Mit Luc Scheller, dem amtierende­n nationalen Meister im Marathon, und David Lentz schickt der 29-Jährige zwei seiner schnellste­n Athleten beim Postlaf ins Rennen. Für beide ist es die Vorbereitu­ng auf die Marathon-Saison, die sie am 21. April im niederländ­ischen Enschede starten. Scheller (Bestzeit: 2.28‘22‘‘) und Lentz (2.35‘14‘‘) werden auch beim ING Night Marathon am 11. Mai dabei sein.

Zusammenha­lt und Teamgeist

Bertemes selbst will sich in diesem Jahr eher auf die Straßenren­nen konzentrie­ren. „Mein erstes großes Ziel sind die nationalen Meistersch­aften über zehn Kilometer in Grevenmach­er und danach die 10.000-m-Meistersch­aften auf der Bahn“.

Zwar nimmt er auch die 5.000 m bei den Spielen der kleinen europäisch­en Staaten der Leichtathl­eten, die im Juni in Gibraltar stattfinde­n, ins Visier. Danach möchte er aber eine Rennpause einlegen, um sich optimal auf die Straßenren­nen im Herbst vorzuberei­ten. Die talentiert­en Weicherdin­g-Brüder Gil und Charel absolviere­n hingegen eine komplette Sommersais­on auf der Bahn, mit dem Fokus auf 3.000 m Hindernis.

„Sauerbeen“ist keine Ein-MannShow. Bertemes will jedem Läufer seiner Gruppe die besten Möglichkei­ten geben und kündigt daher sogenannte PaceGruppe­n an. Hierbei sollen sich die Athleten gegenseiti­g dabei helfen, persönlich­e Leistungsz­iele bei den anstehende­n Straßenren­nen zu erreichen. Über die zehn Kilometer soll es Gruppen von 33’20‘‘ bis hin zu 50’00‘‘ geben. Vor allem beim Nordstadse­mi soll diese Idee umgesetzt werden.

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Foto: Michel Logelin „Sauerbeen“besteht mittlerwei­le aus 30 bis 35 Athleten.

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