Zweifach nützlich – das Potenzial von Agri-Photovoltaik in Afrika
Die Agri-PV stellt eine kostengünstige, dezentrale und nachhaltige elektrische Energiequelle in den ländlichen Regionen bereit, ohne jedoch landwirtschaftliche Flächen zu beanspruchen
Es wurde bereits mehrfach angedeutet, dass die Lebensbedingungen der Menschen in Afrika äußerst prekär sind. Es fehlen die dringend notwendigen Nahrungsmittel, dies bedingt durch die schleichenden Folgen des Klimawandels sowie der unzähligen Kriegshandlungen. Neben diesen wenig erfreulichen Fakten muss erwähnt werden, dass die Menschen in den ländlichen Regionen der Sahelzone nicht über die elektrische Energie verfügen. Ein Lichtblick bedeutet jedoch die Errichtung von AgriPhotovoltaik-Anlagen.
Die negative Seite der Bauernproteste in der Europäischen Union
Zu Beginn des Jahres 2024 entlud sich mit aller Gewalt der Protest der europäischen Bauern gegen die Agrarpolitik der Europäischen Kommission. Durch deren oft nicht nachvollziehbaren Beschlüsse wurden die Standards in der Europäischen Union immer stets erhöht, derweil immer höhere Agrarimporte durch die beschlossenen Freihandelsabkommen auf die Preise für die heimischen Agrarprodukte drückten. Diese landwirtschaftlichen Erzeugnisse werden oftmals nicht unter den Bedingungen erzeugt, welche von EULandwirten verlangt werden. Es sind z. B. die lateinamerikanischen Länder, welche riesige Flächen oft nicht nachhaltig bewirtschaften und so mit geringeren Kosten die europäischen Preise unterlaufen.
60 Prozent der weltweit ungenutzten Ackerflächen befinden sich auf dem afrikanischen Kontinent.
Letztendlich wird den Jugendlichen eine Chance auf ein besseres Leben eingeräumt, sodass sie in ihrer angestammten Heimat bleiben.
Angesichts dieser Proteste darf aber nicht übersehen werden, dass die Europäische Union ebenfalls ihre Agrarerzeugnisse u. a. in die Sahelzone exportiert. Auch wenn dies rechtens ist, muss diese Handlungsweise kritisch hinterfragt werden, denn der direkt oder indirekt subventionierte Export verursacht unermessliche Probleme für die bäuerlichen Betriebe in der Sahelzone. Hier stehen die Kleinbauernfamilien u. a. im direkten Wettbewerb mit den subventionierten Erzeugnissen wie etwa Getreide, Hühnerfleisch und Milch. Angesichts der Preise gehen den einheimischen Landwirten die lokalen und regionalen Märkte verloren – im schlimms
ten Fall müssen sie ihre Produktion einstellen. Eine Folge dieses unfairen Handelns ist die Migration der Jugendlichen.
Es möge daran erinnert werden, dass über 80 Prozent der in der Subsahara erzeugten Nahrungsmittel von den Kleinbauernfamilien produziert werden. Der sogenannte Agro-Pastoralismus d. h. die Landwirtschaft, welche den Feldanbau und die Viehhaltung auf Naturweiden miteinander kombiniert, stellt den wichtigsten Beitrag zum Lebensunterhalt dar.
Die Agri-PV verbessert die agrarische Wertschöpfungskette
Wenn also die EU-Bauern den berechtigten Schutz vor dem „unfairen Import“einfordern, dann ist es mehr als berechtigt, den Export der Europäischen Union in die Sahelzone zu regulieren und nicht die lokale Nahrungsmittelproduktion zu beeinträchtigen. Im Umkehrschluss muss alles unternommen werden, die afrikanische Landwirtschaft so aufzustellen, dass sie so produktiv wie möglich wird und die Nahrungsmittelimporte unnötig werden. Dies führt dazu, dass die Kleinbauernfamilien genügend Einkommen erwirtschaften, um ein dezentes Leben zu führen und vor allem die Frauen über genügend Finanzmittel verfügen, um die agrarökologischen Anbaumethoden zu fördern.
Als ein Lichtblick erweist sich der Aufruf der Afrikanischen Union, das Potenzial der landwirtschaftlichen Flächen zu nutzen. Es möge erwähnt werden, dass bis zu 70 Prozent der Nahrungsmittel von Kleinbauernfamilien erzeugt werden. Die nötigen Investitionen in die nationa
le Nahrungsmittelproduktion führen zu mehr Wohlstand und dauerhaften Arbeitsplätzen. Es soll vermehrt in die vielen familiengeführten landwirtschaftlichen Betriebe investiert werden, um so deren Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und die Verbesserung der Qualität sowie die Diversifizierung der Erzeugnisse zu garantieren. Dies alles vor dem Hintergrund, dass sich 60 Prozent der weltweit ungenutzten Ackerflächen auf dem afrikanischen Kontinent befinden.
Josefa Sacko, die Kommissarin für ländliche Wirtschaft und Landwirtschaft der Afrikanischen Union meinte diesbezüglich: „Wir haben das Ökosystem, um Afrika zu ernähren und die Welt zu ernähren.“(1) Leider befindet sich die afrikanische Landwirtschaft ebenfalls vor großen Herausforderungen, angesichts des Klimawandels mitsamt den steigenden Temperaturen, und muss sich der Wasserknappheit und den Wetterextremen stellen.
Die Europäische Union als „fairer Partner“
Die Europäische Union sollte als „fairer Partner mit Afrika“dazu beitragen, die derzeitige Importabhängigkeit Afrikas u. a. bei den Nahrungsmitteln, den Düngemitteln und dem Saatgut durch finanzielle und technische Unterstützung zu verringern. Darüber hinaus sollen die Partnerländer unterstützt werden, die nachhaltigen und innovativen Maßnahmen zu ergreifen und die umweltschädlichen Technologien und landwirtschaftlichen Praktiken durch bahnbrechende Fortschritte („leapfrogging“) zu ersetzen. (2)
Wissend, dass die meisten Haushalte in den ländlichen Gebieten keinen Zugang zur elektrischen Energie haben, macht es Sinn, die Nutzung der Solarenergie zu fördern. Eine Technologie, die bereits in den Industrieländern eingesetzt wird, ist die Agri-PV, welche der Doppelnutzung einer landwirtschaftlichen Nutzfläche dient. Einerseits zur Erzeugung von Nahrungs- oder Futtermitteln bzw. nachwachsenden Rohstoffen auf der Fläche unterhalb der aufgeständerten PV-Module und andererseits zur Bereitstellung der elektrischen Energie durch die Photovoltaik.
Die elektrische Energie wird zum Hochpumpen von Wasser und zum Betrieb von Arbeitsmaschinen u. a. beim Mahlen und Schleifen von Reis, beim Verpacken und für die Kühlung genutzt. So kann die agrarische Wertschöpfungskette verbessert werden und die elektrische Energie wird für das Kochen, die Bildung und die Beleuchtung verwendet. Es sei hier auch auf die EU-Strategie „Global Gateway“hingewiesen, mittels welcher Milliarden Euro an Beihilfen für Subsahara-Afrika bereitgestellt werden. (3)
Mit der Agri-PV wird eine kostengünstige, dezentrale, nachhaltige elektrische Energie in den ländlichen Regionen bereitgestellt, ohne jedoch die lebenswichtigen landwirtschaftlichen Flächen zu beanspruchen. Sie bietet eine große Chance zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung an – vor allem die Kleinbauernfamilien und die kleinen Unternehmen werden hohen Gewinn erwirtschaften. Außerdem wird der Ausbeutung der Wasserressourcen ein Riegel vorgeschoben. Letztendlich wird den Jugendlichen eine Chance auf ein besseres Leben eingeräumt, sodass sie in ihrer angestammten Heimat bleiben.
(1) https://www.euractiv.de/section/landwirtschaft-und-ernahrung/interview/krise-isteine-chance-fuer-afrika-eigene-nahrungsmittel-zu-produzieren (EURACTIV – Deutschland)
(2) Europäisches Parlament – BERICHT über die Zukunft der Handelsbeziehungen zwischen der EU und Afrika mit Datum 3. Juni 2022 (3) https://www.bundesregierung.de/bregde/aktuelles/gobal-gateway-2232778 –- am 26. Oktober 2023