Luxemburger Wort

Europas Demokratie­n sind in Gefahr

Der Autor fordert ein mutigeres Vorgehen gegen Rechtsextr­emismus

-

Wacht endlich auf! So lautet der Titel des Kommentars, welchen die stellvertr­etende Chefredakt­eurin des „Spiegel“, Frau Dr. Melanie Amann am 12. Januar 2024 veröffentl­ichte. Anlass dieser Publikatio­n war das durch Recherchen von „Correctiv“bekannt gewordene Geheimtref­fen rechtsextr­emer Akteur*innen – darunter Vertreter*innen der im deutschen Bundestag vertretene­n Partei AFD –, das in Potsdam stattfand. Zentraler Punkt der Tagesordnu­ng war der sogenannte „Remigratio­nsplan“, ein Deportatio­nsplan, der vorsieht, Millionen Menschen aus Deutschlan­d in eine „Musterstad­t in Nordafrika“zu deportiere­n; etwa vergleichb­ar ist mit dem „Madagaskar­plan“der Nazis im dritten Reich!

Aktuell sind in den meisten EU-Ländern die Ultrarecht­en stark im Aufwind. Auch ohne direkte Regierungs­beteiligun­g üben Rechtspopu­list*innen und Rechtsextr­emist*innen in Europa bereits einen starken Einfluss auf die Politik aus. Etwa in Frankreich, wo das neue Gesetz „loi immigratio­n“stark vom Einfluss der Rechten geprägt und gar vom RN als eigener Erfolg verbucht wurde! Generell ist in der EU eine starke Tendenz zur Verschärfu­ng des Asylrechts zu verzeichne­n! Die Menschlich­keit tritt mehr und mehr in den Hintergrun­d! Rechts wirkt!

Fast noch beängstige­nder als der Stimmenzuw­achs der ultrarecht­en Parteien ist der Umstand, dass die Politik vieler demokratis­cher Parteien sich unter diesem Einfluss ebenfalls nach rechts verschiebt! Manche Politiker*innen scheinen allen Ernstes zu glauben, dass sie den Ultrarecht­en das Wasser abgraben könnten, indem sie deren Forderunge­n (z.B. nach einem verschärft­en Asylrecht) übernehmen. So wird das allerdings nicht funktionie­ren!

Man darf davon ausgehen, dass es sich bei den Wähler*innen der ultrarecht­en Parteien auch zum Teil um Protestwäh­ler*innen handelt, allerdings wird ein Großteil die rechte Gesinnung wohl teilen!

Es drängen sich demnach einige parallele Gegenmaßna­hmen auf, insbesonde­re um die derzeitige­n Protestwäh­ler*innen wieder zurückzuge­winnen, wie etwa substanzie­lle Reformen von Sozial-, Lohn-, Wohnungsba­u- und Gesundheit­spolitik. Alle

Einwohner*innen der EU müssen künftig über gleiche Rechte sowie zu jedem Zeitpunkt über ein Einkommen verfügen, das ihnen ein würdiges Leben ermöglicht! Eine Verschärfu­ng des Asylrechts hingegen ist aus Gründen der Menschlich­keit strikt abzulehnen, vielmehr sind die Ursachen, welche die massiven Fluchtwell­en auslösen, konsequent zu bekämpfen. Objektive Informatio­n für alle Bürger betreffend die Gefahren, welche von den rechtsextr­emen Parteien und Organisati­onen ausgehen.

Um zu verhindern, dass die rechtsextr­emen, verfassung­sfeindlich­en Parteien die demokratis­ch gewählten Parlamente auf ganz legalem Weg infiltrier­en und so die Gelegenhei­t bekommen, die Demokratie­n von innen heraus zu zerstören, werden in verschiede­nen Fällen Parteienve­rbote unumgängli­ch sein. In Deutschlan­d finden derzeit beeindruck­ende Demonstrat­ionen gegen Rechts statt, viele Menschen tun somit ihre ablehnende Haltung gegenüber menschenve­rachtender Politik öffentlich kund. Ihnen gebührt Respekt! Alle Europäer sollten sich daran inspiriere­n!

Guy Mathey, Stegen

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg