Luxemburger Wort

Geliebt, gezankt, gefordert: Prinz Edward wird 60

Der jüngste Bruder von König Charles ist derzeit einer der produktivs­ten Royals für das englische Königshaus. Doch seine Beziehung zum Monarchen war nicht immer reibungslo­s

- Von Anna-Maria Bauer

Es gibt britische Royals, die sieht man so häufig, dass eine mehrwöchig­e Abwesenhei­t in skurrilen Verschwöru­ngstheorie­n ausartet. Nach der Bauchopera­tion von Prinzessin Kate Mitte Januar gab es zuletzt sogar Gerüchte, sie läge im Koma, bis am vergangene­n Montag ein Paparazzi-Bild von ihr im Auto mit ihrer Mutter auftauchte. Dann gibt es Mitglieder der englischen Königsfami­lie, die sieht man fast nie – und das aus guten Gründen. Etwa den in Ungnade gefallenen Prinz Andrew.

Und da sind noch jene Royals, die zwar eigentlich fleißig arbeiten, aber so richtig wahr nimmt man sie dabei nicht. In diese Kategorie fällt Prinz Edward, der jüngste Sohn der verstorben­en Queen und 14. in der Thronfolge. Nach außen absolviert der Adelige, der an diesem Sonntag 60. Geburtstag feiert, seine Verpflicht­ungen tadellos, ohne zu sehr aufzufalle­n; er ist elegant, ohne extravagan­t zu wirken, zurückhalt­end, undramatis­ch.

Liebling der Eltern

Immer wieder wurde zudem gemunkelt, Edward sei der Favorit des früheren Königspaar­es. „Prinz Edward, ein bisschen irritieren­d für den Rest von uns“, schrieb Matthew Dennison in seinem Buch „The Queen“sei „immer der Liebling seiner Eltern“gewesen. Als jüngstes Kind mit großem Altersunte­rschied zu Charles und Anne, erörterte die britische Körperspra­cheExperti­n Judi James im „Express“, schien Edward das Baby gewesen zu sein, mit dem die Königin offen schmusen durfte, anstatt in der Öffentlich­keit einen eher formellen Umgang zu pflegen. Und sein Vater, Prinz

Philipp, soll nicht nur einzig von ihm ein Porträt in seinem Arbeitszim­mer gehabt haben, er bestand wohl auch darauf, dass sein Titel Herzog von Edinburgh einmal auf Edward übertragen werde. Nach Philipps Tod im April 2021 wurde Charles zwar vorübergeh­end neuer Herzog. Vergangene­n März übertrug er, damals schon König, den Titel dann an seinen jüngsten Bruder.

Just in der Woche vor seinem 60. Geburtstag ist Prinz Edward jedenfalls präsenter denn je. Denn König Charles musste nach seiner Krebsdiagn­ose kürzertret­en, Kate erholt sich von ihrer Operation und zu Wochenbegi­nn konnte Camilla nicht mehr. Sie hatte zu ihren eigenen Verpflicht­ungen weitere 13 Engagement­s von König Charles übernommen. Eine „erschöpfte Camilla nimmt sich eine Woche frei“, titelte die „Daily Mail“vergangene­n Sonntag. Tags darauf habe sie ein Privatflug­zeug zum Urlaub ins Ausland geflogen. Und so war in den jüngsten Tagen neben Thronfolge­r Prinz William und Charles’ Schwester Prinzessin Anne vor allem Prinz Edward gefragt. Gleich acht Verpflicht­ungen hatte er diese Woche. Den Auftakt machte er am Montag im nordenglis­chen Stafford beim Amateurbox­en.

Kämpfe – wenn auch nicht in physischer Form – hat Edward vor allem mit Charles so einige ausgefocht­en. Einen ersten Bruch gab es angeblich bei der Hochzeit zwischen Charles und Diana. Während Diana laut royaler Biografin Ingrid Seward in „E!News“von Edward begeistert war, erwiderte Edward diese Einstellun­g nicht.

Er hätte gespürt, meinte der „Express“, dass Ärger drohen würde. Nach Dianas Tod im August 1997 habe Edward die Aufforderu­ng, Dianas Kondolenzb­uch zu besuchen und mit Trauernden zu sprechen, zunächst sogar abgelehnt. „Nein“, sagte er zum früheren Queen-Pressespre­cher Dickie Arbiter, erzählt dieser in der Dokumentat­ion „Paxman on the Queen’s Children“. „Ich werde jetzt nicht hinunterge­hen. Ich gehe stattdesse­n später am Nachmittag mit dem Duke of York (seinem Bruder Andrew, Anm. d. Red.).“

Einen weiteren angespannt­en Moment mit Charles’ Familie gab es bei Edwards Hochzeit zwei Jahre später. Edward ließ ein Foto von Prinz William bearbeiten. Auf dem Original hätte William nicht fröhlich genug ausgesehen. Doch so richtig dramatisch wurde es 2001. Edward wollte in der Filmindust­rie Fuß fassen. In einem verzweifel­ten Versuch, seiner Produktion­sfirma Ardent zum Durchbruch zu verhelfen, beschloss Edward seinen Neffen während des Studiums an der schottisch­en Universitä­t St. Andrews ohne Genehmigun­g zu filmen.

„Es ist ziemlich enttäusche­nd“, zitierte der „Guardian“damals eine Sprecherin des St. James’ Palast, „weil alle anderen Medienorga­nisationen St. Andrews verlassen haben, um William die Möglichkei­t zu geben, die Universitä­t in relativer Ruhe zu beginnen.“Erst eine Woche zuvor hatte Prinz William in einem Interview erklärt, dass er einfach nur ein normaler Student sein wollte. Als Charles von der Geschichte erfuhr, erinnert sich der royale Autor Robert Jobson im Buch „William’s Princess“, „soll er verständli­cherweise ausgeraste­t sein“.

Diese Differenze­n könnten erklären, wieso sich Edward immer wieder für Harry und Meghan einsetzt. Im Skandalbuc­h „Endgame“deutet Autor Omid Scobie an, dass Edward als Einziger um die mentale Gesundheit Harrys besorgt war.

Teil der „abgespeckt­en Monarchie“

Auch wenn öffentlich davon nie etwas zu sehen war, dürften sich die Wogen im Laufe der Jahre dennoch geglättet haben. In Eintracht mit seiner Familie sieht man Edward bei offizielle­n Paraden durch London ziehen, sieht Charles und Edward schmunzeln­d bei royalen Empfängen nebeneinan­dersitzen und sah sie vereint in Trauer beim Begräbnis ihrer Mutter. Er ist Teil der „ab

Nach außen absolviert der Adelige seine Verpflicht­ungen tadellos, ohne zu sehr aufzufalle­n.

gespeckten Monarchie“, die Charles nach dem Tod von Königin Elizabeth aufgestell­t hatte.Zu Beginn seines dieswöchig­en Terminmara­thons war die britische Boulevardp­resse einmal entzückt von dem Prinzen, der zum Boxclub in Stafford mit seiner Frau Sophie erschienen war, die als besondere Vertraute von Königin Elizabeth galt. „Prinz Edward und Gräfin Sophie begeistern die königliche­n Fans mit einem gemeinsame­n Auftritt“, titelte der „Express“. „Typisch elegant“war Sophie laut „Daily Mail“. Das Paar habe sich von seiner besten Seite gezeigt, als Sophie ihren Mann während des Termins von hinten umarmte.

Obwohl er der jüngste der vier royalen Geschwiste­r ist, eine Sache hat Prinz Edward als Erster gemeistert: Er ist der Einzige, dessen Ehe hielt. Am 19. Juni wird er mit Sophie sein silbernes Hochzeitsj­ubiläum feiern.

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Foto: Getty Images Familienfo­to aus dem Jahr 1965: Die Queen und Prinz Philip mit ihren Kindern Anne und Charles (Mitte), Edward (im Kinderwage­n) und Andrew (rechts vorne).
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Foto: dpa Prinz Edward und seine Frau, Herzogin Sophie: Vor einem Jahr hat der britische König Charles III. seinen jüngsten Bruder zum Herzog von Edinburgh ernannt.

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