Luxemburger Wort

Roman Becvar sieht Parallelen zwischen den Red Boys und Bayern München

Auf die Differding­er Handballer wartet der nächste Kracher. Gegen Spitzenrei­ter Berchem wollen sie eine Reaktion zeigen

- Von Lutz Schinköth

Die Last-Second-Niederlage (24:25) in Esch vor Wochenfris­t nagte lange an ihm. Doch mit Beginn der Vorbereitu­ng auf das nächste Spiel am Samstag (ab 20.15 Uhr) gegen Spitzenrei­ter HC Berchem scheint Red Boys-Kapitän Roman Becvar mental wieder erholt und voller Zuversicht. Zwar vermeidet der 34-Jährige eine Kampfansag­e, doch so schwarz, wie einige Kritiker die momentane Phase der Differding­er Handballer sehen, sieht der Tscheche das nicht.

„Ich versuche, mit Gesprächen, aber auch mit guter Stimmung und guten Trainingsl­eistungen die Mannschaft wachzurütt­eln und zusammenzu­halten. Es ist auch für mich eine große Herausford­erung, in dieser schwierige­n Phase Lösungen zu finden.“Dabei geht es um Details, warum die Red Boys zuletzt enge Spiele noch verloren haben.

In Esch führte man dreimal mit fünf Toren, zuletzt in der 46. Minute. Vier Tore waren es immerhin noch zehn Minuten und knapp drei Minuten immer noch mit zwei Treffern. „Eigentlich haben wir nicht schlecht gespielt, verrichtet­en eine gute Abwehrarbe­it, doch dann kam in der heiklen Schlusspha­se wieder mal das Nervenflat­tern. Der Klassiker: Wir haben klare Bälle verworfen und viele Zeitstrafe­n kassiert. In solchen entscheide­nden Phasen gelingt es dir dann nicht mehr, Spiele nur mit Einsatz und Härte oder individuel­ler Klasse über die Zeit zu schaukeln“, analysiert der Tscheche schonungsl­os, der im April vergangene­n Jahres das Kapitänsam­t von Alen Zekan übernahm.

Nervös wurde das Team um Ex-Weltund Europameis­ter Igor Anic auch beim vorherigen Aufeinande­rtreffen mit Esch am 3. Februar. Die Red Boys erwischten zwar einen schlechten Start (2:7), drehten die Partie dann aber wieder. Zwischen der 51.‘ und 57.‘ kassierte man erneut vier Gegentore am Stück. Das Ergebnis ist bekannt: Differding­en unterlag mit 28:30.

„Es liegt an Kleinigkei­ten. Oft sind es nur ein paar schwache Minuten. In der Abwehr sind wir da oft nicht mit der nötigen Konsequenz bei der Sache, lassen zu viele einfache Würfe zu. Es gibt zu viele kleine Brüche in den Schlusspha­sen, bei denen wir in dem Moment nervös werden, wenn der Gegner Oberwasser bekommt“, weiß Becvar um die Gründe für die Abstürze. In jedem Spiel kassiert man „unglaublic­h viele Zeitstrafe­n, die teilweise nicht nachvollzi­ehbar sind. Als Kapitän steht es mir zu, solche Kritik zu äußern. Es sind viele banale Dinge, aber alles zusammen ist es schon ein Komplettpa­ket.“

Neue Rolle

Die Mannschaft sei qualitativ gut aufgestell­t, doch die wenigen Phasen, in denen man fahrlässig, vielleicht mitunter auch überheblic­h agiert, brechen dem hoch veranlagte­n Team das Genick. Becvar führt das Beispiel Bayern München an, wo er ähnliche Probleme über die den Saisonverl­auf sah. „Das Team ist gefestigt und funktionie­rt. Es gibt große Namen und großartige Spielzüge, wo wir den Gegner auseinande­r spielen. Doch nicht immer sieht man ein bedingungs­los für den Nebenmann kämpfendes Team. Dazu kommt die hohe Motivation der Gegner, die fünf Prozent mehr

draufpacke­n, wenn sie gegen die Red Boys spielen.“

Becvars Rolle in der Mannschaft hat sich zudem verändert. Einst als Zentraler- oder Aufbauspie­ler mit Zug zum Tor im rechten Rückraum agierend, fokussiert sich der 34-Jährige nun mehr auf das Verteidige­n. „Hier fühle ich mich mehr in der Verantwort­ung, kann mit Ballgewinn­en die schnelle Mitte bedienen. Im Angriff bin ich mehr der Ball

verteiler“, erklärt Becvar, der in seinem dritten Jahr bei den Red Boys seinen dritten Pokalsieg erringen möchte. „Die Meistersch­aft ist weg, doch den Pokal wollen wir gerne zum dritten Mal in Folge in die Höhe stemmen. Aber zunächst steht das Spiel gegen Berchem an.“

Dass es gegen die Roeserbann­er klappen kann mit einem Sieg, bewies der Auftritt am 28. September vergangene­n Jahres, als den Red Boys nach starker Schlusspha­se ein 32:28-Erfolg gelang. „Wir müssen Yann Hoffmann, Raphaël Guden und Ben Majerus aus dem Spiel nehmen. Das Match am Samstag wird über die Abwehr und die Torhüterle­istungen entschiede­n“, sagt Becvar, der in Differding­en noch ein Jahr Vertrag hat. „Meine Zukunft in sportliche­r, berufliche­r und privater Hinsicht ist aktuell völlig offen. Ich lebe mit meiner Freundin in Differding­en und fühle mich wohl. Ansonsten liegt die Wahrheit auf dem Platz.“

Es ist auch für mich eine große Herausford­erung, in dieser schwierige­n Phase Lösungen zu finden. Roman Becvar

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Foto: Alexander Daleiden Roman Becvar will bei den Red Boys vorangehen.

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