Luxemburger Wort

Monnerichs Torwart spielte schon für den AC Mailand und trainierte mit Mbappé

Trotz der Erfahrung von Keeper Seydou Sy taumelt die Mannschaft von Trainer Sébastien Mazurier weiter Richtung Abstieg

- Von Patric Cordier

Sie sind die Schießbude der Liga. Vor der Partie gegen Mersch hatte Monnerich bereits 41 Gegentore in 19 Saisonspie­len kassiert. Die meisten in der BGL Ligue. Und weil man auch nur 20 Mal selbst getroffen hatte und somit ebenfalls die schwächste Offensive der Liga stellt, war das Spiel am gestrigen Sonntag beim Tabellenzw­ölften Mersch für den Vorletzten fast schon ein Schicksals­spiel.

Doch auch der neue, internatio­nal erfahrene Torwart Seydou Sy konnte die Abwärtsspi­rale nicht aufhalten. Mersch behielt mit 2:1 (1:1) die Oberhand und sammelte so drei wichtige Punkte im Abstiegska­mpf. „Nach der unglücklic­hen Niederlage unter der Woche gegen Fola mussten wir heute wieder alles auf den Platz bringen“, sagte Merschs Trainer Mikhail Zaritski nach 99 (!) zerfahrene­n Spielminut­en, „aber das zeichnet meine Mannschaft aus: Sie gibt nie auf. Heute haben wir das Glück erzwungen.“

Geboren wurde Sy in Dakar. In der Jugend spielte er unter anderem für Basaksehir Istanbul, von wo aus er 2012 in die U19-Nachwuchsm­annschaft von AC Mailand wechselte. Von 2014 bis 2020 stand er dann beim französisc­hen Erstligist­en AS Monaco unter Vertrag, trainierte dort mit internatio­nalen Stars wie Falcao und dem jungen Kylian Mbappé.

Insgesamt kam der 1,92 Meter große Schlussman­n nur auf sieben Einsätze in der Ligue 1 und versuchte später erfolglos sein Glück bei CD Nacional in Portugal, wo er Mannschaft­skollege des luxemburgi­schen Nationalsp­ielers Vincent Thill war. Seit Sommer 2021 war Sy vereinslos. Von Mailand nach Monnerich – auch eine Art Karriere.

Ende Februar ist Sy ins Großherzog­tum gewechselt, nachdem sich Stammtorhü­ter und Kapitän Teddy da Silva verletzt hatte. Am vergangene­n Wochenende hat er gegen Jeunesse sein Debüt gefeiert – und auch verloren (0:2). Kein Wunder also, dass er nach Spielschlu­ss in Mersch nicht mehr für ein Interview bereitstan­d.

Eine Viertelstu­nde lang sortierte sich das Spiel im Stadion Schintgesp­esch, die Gäste erarbeitet­en sich ein leichtes Übergewich­t und wurden belohnt. Jedilson Varela traf Elvis Delgado im Strafraum, der nahm den Kontakt dankend an und ging zu Boden. Schiedsric­hter Laurent Wilmes gab Strafstoß. Madan Samba verwandelt­e sicher zum 0:1 (17.‘). „Behaltet die Nerven“forderte Merschs Schlussman­n Stéphan Moussima seine Vorderleut­e auf.

Und tatsächlic­h war der Treffer ein Weckruf für die Hausherren. Ein Freistoß von Tun Held (22.‘) war noch keine Herausford­erung für Sy. Gegen Joel Rodrigues, der frei vor ihm auftauchte, musste er schon sein ganzes Können aufbieten (26.‘). Dann aber war der Neue im Monneriche­r Kasten geschlagen. Tun Held hatte quergelegt, André Moreira gegen die Laufrichtu­ng des Torwarts zum 1:1 (38.‘) getroffen.

Hitzige Schlusspha­se

Mit der Pause kam der Regen. Die Hektik blieb. Viele kleine Fouls, viele leichte Ballverlus­te. Ein Schuss von Varela neben das Tor (50.‘) für Mersch und ein Kopfball aufs Tor von Fleury für die Gäste, bei dem Moussima sich lang machen musste, waren die wenigen Höhepunkte. „Das war heute Abstiegska­mpf und da geht es natürlich nur über die Zweikämpfe“, sagte Zaritski, „aber die drei Unparteiis­chen hätten vieles vermeiden können, hätten sie eine klare Linie gehabt.“

Ab der 78. Minute war die Partie minutenlan­g unterbroch­en, weil es an der Eckfahne zu einer Rudelbildu­ng kam. Der Sicherheit­sdienst musste sogar aufs Feld. Am Ende des Theaters gab es gelb für Samba und gelb-rot für Merchs Ersatzspie­ler Resul Musolli. Den entscheide­nden Treffer zum 2:1 (83.‘) erzielte dann Torjäger Benjamin Bresch vom Elfmeterpu­nkt. Ibrahim Carlak hatte Held gelegt. Für Bresch war es bereits der 16. Saisontref­fer.

„Nach den beiden letzten unglücklic­hen Spielen war es verdammt wichtig, heute die Punkte mitzunehme­n“, so der Siegtorsch­ütze. „Ich habe mit einem aus dem Vorstand gewettet. Wenn ich ein Tor mache, bezahlt er eine Kiste Bier. Die gehe ich jetzt abholen.“Doch Mersch musste lange zittern, bevor sie feiern konnte. Denn Monnerich drückt auf den Ausgleich. In der 88.‘ traf Maxime Fleury den Pfosten (88.‘). Nur zwei Minuten später scheiterte Johnny Amadei an der Querlatte (90.‘). So wartet Monnerich weiterhin auf den ersten Sieg in der Rückrunde.

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Foto: Alexander Daleiden Auch Monnerichs Schlussman­n Seydou Sy konnte die erneute Niederlage nicht verhindern.

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