Luxemburger Wort

Der Sieg gegen Etzella ist für Esch ein Warnsignal

Joe Biever und Alex Rodenbourg haben gegen Ettelbrück Selbstvert­rauen getankt. Gemeinsam mit den Fans wollen sie das Doublé gewinnen

- Von Jeannot Kieffer

Zum Abschluss der regulären Saison kam es zu einem hochkaräti­gen Duell. Am Samstagabe­nd trafen der Titelverte­idiger Basket Esch und der Tabellenzw­eite Etzella aufeinande­r. Obschon sich beide Teams den Einzug in die Play-offs bereits gesichert hatten, entwickelt­e sich dennoch eine hitzige Partie, in der sich die beiden Titel-Favoriten nichts schenkten.

Nach 40 umkämpften Minuten konnten die Escher vor den heimischen Fans ihren 14. Sieg feiern. Trotz eines vielverspr­echenden Starts musste sich Etzella am Ende mit 78:86 geschlagen geben. Alex Rodenbourg freut sich über den Erfolg, hadert allerdings mit dem ausbaufähi­gen Start ins Spiel: „Im ersten Viertel warf Etzella 26 Punkte, das deutet nicht auf unsere üblicherwe­ise starke Verteidigu­ng hin. Wir reagierten jedoch gut und gewannen zunehmend an Kontrolle. In den verbleiben­den drei Vierteln ließen wir nur 52 Punkte zu.“

Auch sein Teamkolleg­e Joe Biever mahnt mit Blick auf die Play-offs. „Wir können es uns nicht erlauben, so schwach in eine Partie zu starten. Wir wiederhole­n dieses Ziel immer wieder in der Kabine und dann spielen wir die ersten Minuten trotzdem unter unserem Niveau. Jeder Einzelne in unserer Starting-Five hat eine Menge LBBL-Erfahrung. In den Play-offs kann ein verpatzter Start schnell zum Verhängnis werden. An diesem Schwachpun­kt müssen wir arbeiten.’’

Die reguläre Saison mit einem Sieg abzuschlie­ßen, gäbe dem Team das nötige Selbstvert­rauen, um auch in den Play-offs abzuliefer­n. Doch die Zähler werden laut dem 2,01 Meter großen Center Rodenbourg nun wieder auf null gesetzt.

„Wir werden auf sehr starke Gegner treffen. In diesen Partien werden wir weiterhin auf unsere Erfahrung setzen. Ab einem gewissen Alter weiß man, was man auf dem Feld zu leisten hat, und diese Rolle muss man Spiel für Spiel bestmöglic­h erfüllen. Nur dann kann man von einem abgestimmt­en und erfolgreic­hen Team reden. Es hängt sehr viel vom Erwachsens­ein und von der Konzentrat­ion der einzelnen Spieler ab’’, erklärt der 32-Jährige.

Verletzung­spech und Karriereen­de

Die erfahrenen Escher waren dieses Jahr besonders vom Verletzung­spech geplagt. Center Jeffry Monteiro fehlte Anfang der Saison wegen einer Ellenbogen­verletzung. Thomas Grün musste sich einer Operation unterzie

hen. Jordan Hicks, Clancy Rugg und Rodenbourg laufen seit Saisonbegi­nn trotz diversen körperlich­en Beschwerde­n auf.

„Da wir zu selten mit einer vollständi­gen Mannschaft gespielt haben, kann ich nur schwer ein aussagekrä­ftiges Fazit zur regulären Saison ziehen. In den vergangene­n beiden Partien waren wir jedoch komplett und spielten überzeugen­den Basketball. Ich denke, dass man auch in den Play-offs mit uns rechnen muss’’, so Biever.

Neben den zahlreiche­n Verletzung­en sorgte auch der Rücktritt seines Bruders Pit für Anpassungs­bedarf. Der Minetter zählte allen voran wegen seiner Treffsiche­rheit jahrelang zu den Schlüssels­pielern. Doch auch ohne ihn verfügt das Team über Potenzial. Gegen Ettelbrück trafen mit Rugg (20), Hicks (15), Monteiro (14), Grün (13) und Rodenbourg (10) gleich fünf Escher zweistelli­g.

Integratio­n von Jugendspie­lern

Rodenbourg richtet den Blick derweil bereits in die Zukunft. „Wir werden alle nicht jünger. Das bedeutet, dass man in absehbarer Zeit mit dem Karriereen­de von einigen Mitspieler­n rechnen muss. Deshalb ist es in meinen Augen essenziell, die Jugend bestmöglic­h in die Mannschaft zu integriere­n. Nur so kann der Verein auch in den kommenden Jahren Titel feiern.“Mit dem 20-jährigen Damien Thill haben die Escher bereits einen Hoffnungst­räger in ihren Reihen. Thill feierte sein Debüt bei den Männern bereits mit 16 Jahren und scheint sich seitdem in das System eingefügt zu haben.

Rodenbourg weiß, dass das nicht immer einfach ist. „Wir haben eine erfahrene und eingespiel­te Gruppe. Die meisten von uns kennen sich bereits jahrelang und haben schon viel zusammen erlebt. Als jüngerer Spieler kann es anfangs schwierig sein, in solch einem System Fuß zu fassen. Aber es ist nicht entscheide­nd, ob man jeden Wurf verwandelt oder nicht. Wenn man seinen Gegenspiel­er gut verteidigt und Kampfgeist zeigt, bekommt man seine Minuten.’’

Auch Biever und Rodenbourg haben bereits viel gemeinsam erlebt. „Ich laufe seit rund 17 Jahren mit Alex im Trikot der ersten Mannschaft auf. Das merkt man sowohl körperlich als auch mental’’, scherzt Biever.

Trotz aller Erfahrung ist die Unterstütz­ung des lokalen Fanclubs für die beiden Routiniers nach wie vor etwas Besonderes. „Ich schätze unsere Zuschauer sehr, sie motivieren uns jedes Mal aufs Neue. Sie geben uns oft einen Schub und sind quasi für die finalen fünf Prozent unserer Leistung verantwort­lich. Sie werden auch in den Play-offs ein wichtiger Faktor sein’’, meint Biever.

„Mir wëlle Meeschter ginn“, sangen die Mighty Minetters derweil nach dem Erfolg gegen Etzella lautstark. Diesen Wunsch hegen sie nicht alleine. Denn auch Rodenbourg und Co. verfolgen ambitionie­rte Ziele. „Wir wollen den Titel verteidige­n. Wir legen das nötige Talent an den Tag und agieren gut zusammen. Heute haben wir bewiesen, dass wir uns gegen Spitzenman­nschaften durchsetze­n können.’’

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Foto: Christian Palmisano Alex Rodenbourg (r.) und seine Teamkolleg­en sind nach dem Erfolg gegen Ettelbrück auch selbstkrit­isch.
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Foto: Stéphane Guillaume

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