Chris Auger wird für Berchem zum Schreckgespenst
Bereits zum dritten Mal besiegen die Differdinger den Spitzenreiter der Axa League. HCB-Trainer Marko Stupar zollt den Red Boys Respekt
Zweimal schon gingen die Red Boys in dieser Saison gegen den HC Berchem als Sieger vom Platz: Es sollte nach einem denkwürdigen Abend in der Niederkorner Sporthalle nicht dabei bleiben. Denn nach dem 32:28-Erfolg in der Normalrunde und dem Weiterkommen in der Verlängerung im Pokalviertelfinale (31:30) sollte es den Differdinger Handballern ein drittes Mal gelingen, den so souverän auftretenden Tabellenführer ins Stolpern zu bringen.
Dieses Mal zwangen die Red Boys den bis dato die Liga beherrschenden Gegner aus dem Roeserbann mit 37:34 in die Knie – und das nach einer gehörigen Leistungssteigerung in Halbzeit zwei. Marko Stupar, Trainer der Berchemer, zeigte sich gewohnt sachlich und nüchtern in seiner Analyse: „Genau wie in den beiden Spielen zuvor, haben wir heute Abend nicht das gespielt, was wir uns erhofft haben.
Wenn du 37 Gegentore kassierst, sind wir in der Abwehr weit unter unseren Möglichkeiten geblieben, waren heute nicht konkurrenzfähig. Die Leistung im Angriff war über weite Strecken sehr ordentlich. Wir haben immerhin auch 34 Tore geworfen.“
Stupar wäre nicht Stupar, wenn er die Leistung des sportlichen Gegners außer Acht lassen würde. „Die Lücken, die wir in der zweiten Halbzeit offenbart haben, haben die Red Boys gnadenlos ausgenutzt. Sie waren vor allem über die Außenpositionen gefährlich und haben dort ihre Tore geworfen. Sie kamen über die zweite Welle und haben enormen Auftrieb bekommen, als wir am Schwimmen waren.“Der Coach ergänzt im gleichen Atemzug: „Chris Auger im Tor war ganz stark. Wenn man drei Siebenmeter pariert und auch bei den ganz normalen Paraden über sich hinaus wächst, dann hat das auch mit Qualität zwischen den Pfosten zu tun. Und da waren uns die Red Boys am heutigen Abend überlegen.“
Dabei erwischten die Red Boys mal wieder einen kompletten Fehlstart, lagen 1:4 und 2:5 zurück. In dieser frühen Phase agierten die Roten im Angriff zu harmlos und in der Abwehr taten sich die bekannten Lücken auf. Auf der anderen Seite zeigte sich Berchem fokussiert und abwechselnd schlüpften sowohl Yann Hoffmann, Raphaël Guden und Slobodan Ervacanin als auch Lé Biel und Ben Majerus in die Rolle des Spielmachers und Taktgebers. Eine derartige Rückraum-Kompetenz haben nur wenige andere Mannschaften.
Berchem zeigte sich auch in der Abwehrformation flexibel und ging bei Bedarf in eine 5:1- oder 4:2-Deckung über, die den Red Boys gar nicht gefiel. Biel tauchte sogar als Linksaußen auf und Philipp Leist traf (zunächst) eiskalt vom Siebenmeterpunkt. Doch als Chris Auger im Red Boys-Tor in der 20.‘ den ersten Siebenmeter von Hoffmann parierte und die Hausherren gegen Ende der ersten Halbzeit den zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Rückstand sukzessive aufholten, war die Partie zur Halbzeit (17:18) wieder völlig offen.
Zwei Brüder trumpfen auf
„Wir waren dann nicht mehr so konsequent in den Abschlüssen, der Rhythmus hat uns
freilich gefehlt. Wir haben dann auch die nötige Ruhe vermissen lassen und einige Würfe aus sechs Metern nicht mehr im Tor untergebracht. Und wenn diese todsicheren Dinger ausbleiben, wird es für jede Mannschaft eng, wenn das Spiel auf der Kippe steht“, ging Stupar noch einmal tiefer in die Analyse, die für ihn dann auch abgehakt ist. „Klar, wenn du jede Woche am Limit spielst und immer zu 100 Prozent gefordert wirst, leidet die Form darunter.“
Dennoch, so der Coach des noch immer mit sechs Punkten Vorsprung vor Differdingen führenden HCB, sei es eine kämpferisch starke Leistung gewesen, die seine Truppe abgeliefert habe. „Wir haben den Kopf nicht hängen lassen, als wir zunächst den Ausgleich kassiert haben und später mit drei Toren in Rückstand geraten sind. Wir haben dann nur zu viele einfache Gegentore kassiert.“
Kevin Auger, der jüngere Bruder des Keepers, war es, der für die Red Boys drei Tore in Folge warf und in der 39.‘ auf 24:23 stellte. Ab jenem Zeitpunkt wurde es ein HandballFight vom Feinsten mit jeder Menge Nickeligkeiten. Es wurde gezogen, geschubst und gezwickt und so manche Zeitstrafe verteilt. Als Auger den zweiten Siebenmeter von Leist und einen dritten abermals von Hoffmann (54.‘) entschärfte, bog Differdingen auf die Siegerstraße ein.
Der bärenstarke Elledy Semedo, Kapitän Roman Becvar, der endlich die erhoffte Reaktion von seinem Team sah und mit Einsatz und Wucht voranging, sowie der wiedererstarkte Brice Aillaud drückten dem Spiel der Red Boys ihren Stempel auf. „Es war ein Dämpfer zur richtigen Zeit. Wir gehen kurz in die Analyse und richten den Blick direkt wieder nach vorn“, gab sich Trainer Marko Stupar schon wieder kämpferisch. Denn kommenden Samstag wartet der nächste Kracher beim Gastspiel in Düdelingen.