Rémi Fabiani braucht für Olympia keine Muskelberge
Der schnellste Schwimmer Luxemburgs will sich für Paris qualifizieren. Beim CIJ Meet reicht es noch nicht. Ein außergewöhnliches Rennen macht ihm Hoffnung
Der 12. August 2023 war ein besonderer Tag für Rémi Fabiani – und dennoch ein Wechselbad der Gefühle. „Ich habe es gar nicht erwartet“, sagt der Schwimmer. Was Fabiani meint, ist das schnellste Rennen seiner Karriere. Bei der U23-EM in Dublin schlug der Luxemburger über 50 m Freistil nach 22‘‘09 an. Damit pulverisierte er nicht nur seinen eigenen Landesrekord (22‘‘40), sondern verpasste die olympische B-Norm um nur zwei Hundertstel.
Das Rennen des mittlerweile 22-Jährigen war auch besonders, weil sich Fabiani zuvor zwei Jahre lang Druck aufgebaut hatte. Denn obwohl sich der US-Student (Los Angeles) stetig verbesserte, stand sein Landesrekord lange Zeit unangetastet da. Bei der WM im Juli in Japan knackte er ihn endlich wieder, einen Monat später platzte in Irlands Hauptstadt der Knoten vollständig.
Das Schwimmen ist moderner geworden. Es gibt keinen Prototyp mehr. Rémi Fabiani
„Ich hatte das gar nicht erwartet“, erklärt Fabiani. „Es war mir egal, wie ich schwimmen würde, deshalb habe ich mich auch auf keine Zeit konzentriert.“Ohnehin sei der Sprinter davon überzeugt gewesen, dass er noch schneller schwimmen kann. „Am Ende war die Zeit eine Erleichterung, weil ich gezeigt habe, dass ich für Olympia nicht zu schlecht bin.“
Ein wenig Ärger war dennoch mit dabei. Denn trotz Fabelrekrord hatte Fabiani an seinem Rennen etwas auszusetzen. „Ich habe später gesehen, dass mein Anschlag nicht optimal war“, verrät er. „Das hat mich Zeit gekostet.“Bis zum 23. Juni haben Fabiani und Verbandskollege Julien Henx noch Zeit, die Norm für Paris zu knacken, wo die Schwimmwettbewerbe vom 27. Juli bis 11. August ausgetragen werden.
Beim CIJ Meet in der Coque reichte es am Wochenende vor heimischem Publikum nicht. Während der Niederländer Thom de Boer gestern in 22‘‘17 das Finale über 50 m Freistil gewann, fehlte beim Zweitplatzierten Fabiani (22‘‘43) und Henx auf Rang vier (22‘‘74) noch ein gutes Stück bis zur geforderten Olympia-Zeit. Doch stressen lässt sich der 22-Jährige davon nicht. „Ich weiß, dass ich nicht weit weg bin“, sagt Fabiani – und peilt bereits die nächsten Rennen an.
Eigene Waffen
Dabei ist sich der Athlet des COSL-Elitekaders auch bewusst, dass er für das ParisTicket ohnehin kein perfektes Rennen schwimmen muss. „Natürlich brauche ich ein sehr gutes Rennen“, räumt er ein. „Es muss technisch sauber sein und mit dem Trainingsstand zusammenpassen.“
Seit diesem Winter setzt Fabiani nämlich voll auf Power. „Wir haben festgestellt, dass ich ein bisschen zu schmal war“, erläutert er. „Deshalb haben wir entschieden, uns auf diese Weise auf die 50-m-Mission vorzubereiten. Ich habe viel im Kraftbereich gearbeitet. Das Ziel ist jetzt, dass ich diese Umstellung gut ins Wasser bringen kann.“
Doch ein Muskelberg will Fabiani nicht werden – und das muss er auch nicht. „Die Leute haben mittlerweile verstanden, dass man nicht unbedingt wie ein riesiger Bodybuilder gebaut sein muss, um schnell zu sein“, erklärt der 22-Jährige. „Das hängt immer vom Körpertyp ab. Jeder Schwimmer hat seine eigenen Waffen.“
Eine von Fabianis Waffen sind die starken Beine, die ihm vor allem beim explosiven Startsprung einen Vorteil verschaffen können. „Ich werde nie aussehen wie Florent Manaudou (französischer Olympiasieger, Anm. d. Red.) und 100 Kilo wiegen“, sagt er. „Das Schwimmen ist moderner geworden. Es gibt keinen Prototyp mehr.“
Den Wettkampf in der Coque hat Rémi Fabiani trotzdem genossen. „Weil ich sonst in Amerika bin, macht es mir viel Spaß, zu Hause zu sein“, verrät er. „Es ist immer eine Belohnung für mich, wenn meine Eltern dabei sein können.“Gegen die große Bühne hat der 22-Jährige jedoch auch nichts. „Mit der ganzen Show ist das schon cool“, sagt er. „Das ist ein Grund, warum wir unbedingt bei den großen Rennen dabei sein wollen.“