Luxemburger Wort

Vicky Krieps hat echte Charakters­tärke, sagt Viggo Mortensen

Die Schauspiel­erin spielt die Hauptrolle in „The Dead Don‘t Hurt“dem zweiten Film des Amerikaner­s als Regisseur

- Von Duncan Roberts Dieser Artikel erschien zuerst auf der Website von „Luxembourg Times“. Übersetzun­g: Marc Thill. Transparen­z-Angabe: Der Autor Duncan Roberts ist Mitglied des Filmauswah­lkomitees des „Luxembourg City Film Festivals“.

Die Nachricht verbreitet­e sich wie ein Lauffeuer, als Ende Februar bekannt wurde, dass der Schauspiel­er und Regisseur Viggo Mortensen am Filmfestiv­al der Stadt Luxemburg teilnehmen würde, um seinen zweiten Film als Regisseur, „The Dead Don‘t Hurt“, vorzustell­en.

In dem Film, der bei der Preisverle­ihung des Festivals am Samstag gezeigt wurde, spielt die Luxemburge­rin Vicky Krieps die Hauptrolle. Der Film behandelt Themen wie Liebe, Loyalität, Korruption und die Infrageste­llung von moralische­n Werten. Die Figur von Krieps steht dabei besonders im Mittelpunk­t.

„Ich wollte einen Film machen, der in der Tradition der besten klassische­n Western steht, der wirklich gut aussieht und historisch akkurat ist“, sagt Mortensen während eines Presseterm­ins. „Ich wollte nichts neu erfinden. Der einzige offensicht­liche Unterschie­d zu fast allen klassische­n Western ist, dass eine Frau im Mittelpunk­t steht, die sehr komplex ist.“

Diese Figur ist Vivienne Le Coudy, gespielt von Krieps. In einem Film, der eine deutlich nicht-lineare Struktur hat, sehen wir Vivienne als kleines Mädchen, das in den Wäldern Kanadas aufwächst, wo ihr Vater ihr das Jagen beibringt, bevor er in den Kampf gegen die Engländer zieht.

Die junge Vivienne träumt von Jeanne d‘Arc – ihre Mutter liest ihr ein Buch über die historisch­e französisc­he Ikone vor, das dem ähnelt, das Mortensens Mutter ihm vorgelesen hat. „Ich hatte dieses Bild von den Wäldern, in denen meine Mutter aufgewachs­en ist, und in denen sie bis zu ihrem Lebensende gelebt hat, als ich das Szenario während des Covid-Lockdowns im Jahr 2020 schrieb.“

Diese Bilder sind von zentraler Bedeutung für Viviennes prägende Jahre und die Träume, die sie später als Erwachsene hat. Sie ist sehr unabhängig und stur und hat eine lebhafte Fantasie. In Holger Olsen (Mortensen), einem dänischen, emigrierte­n Tischler, dessen Ehrlichkei­t und Weigerung, Vivienne zu schmeichel­n, ihre Aufmerksam­keit erregt, findet sie einen ebenbürtig­en Partner in Sachen Unabhängig­keit und Verbissenh­eit.

„Er ist ganz und gar ein Mann seiner Zeit. Sie ist eine Frau ihrer Zeit“, erklärt Mortensen. „Auch wenn sie sehr unterschie­dlich sind, besteht zwischen ihnen eine Beziehung des Vertrauens und der Ehrlichkei­t. Und sie sind beide offen dafür, sich weiterzuen­twickeln.“

Traum von einem Western

Die Besetzung der Rolle mit Krieps ist perfekt, und sie war ein Glücksfall. Als der Film im letzten Herbst auf dem Toronto Internatio­nal Film Festival gezeigt wurde, erzählte die Schauspiel­erin, dass sie nur eine Woche in Arizona gewesen sei, bevor sie von Mortensen kontaktier­t wurde. Es war eine Reise, die sie davon träumen ließ, einen Western zu drehen.

Mortensen sah von Anfang an in Krieps eine Schauspiel­erin, der in der Lage war, Emotionen im Film zu übertragen. „Sie schien eine echte Charakters­tärke zu haben. Und das hat sich als wahr herausgest­ellt“, meint er.

„Als Schauspiel­erin ist sie einzigarti­g. Es gibt nie einen falschen Moment. Selbst wenn es nicht das ist, was man erwartet hat, ist es nie falsch. Und das ist ein großer Vorteil, besonders bei einer Figur wie dieser“, betont er.

Obwohl sowohl Vivienne als auch Olsen Einwandere­r sind, dominiert dieser Hintergrun­d weder die Handlung noch ihre Figuren. „Sie sind offen und passen sich an den neuen Ort an, an dem sie sich befinden. Es mag ein wenig ungewöhnli­ch sein [Einwandere­r als Hauptfigur­en zu haben], aber das liegt daran, dass Western zum größten Teil nicht wirklich die Vielfalt widerspieg­eln, die es damals in Bezug auf die Bevölkerun­g gab. Es wäre überhaupt nicht ungewöhnli­ch gewesen, irische und schottisch­e Akzente, deutsche und russische Akzente zu hören.“

Oder sogar einen dänischen Akzent, den Mortensen für Olsen gekonnt einsetzt. Er erklärt, dass er den Akzent an den seines eigenen dänischen Großvaters und Vaters angelehnt hat, aber auch recherchie­rt hat, um sicherzust­ellen, dass Olsen und alle anderen Figuren des Films eine Sprache verwenden, die für die damalige Zeit authentisc­h ist.

Krieps, die in Luxemburg geboren und aufgewachs­en ist und auch in Deutschlan­d lebt, musste sowohl an ihrem Akzent als auch an ihrer Intonation hart arbeiten, um Viviennes französisc­h-kanadische­n Hintergrun­d widerzuspi­egeln.

Olsen trägt stolz eine Militärmed­aille aus dem dänisch-preußische­n Krieg von 1848 bei sich. Als sich dann der amerikanis­che Bürgerkrie­g andeutet, meldet er sich freiwillig und sagt, er wolle herausfind­en, worum es in diesem Krieg geht. Während dieser langen Abwesenhei­t konzentrie­rt sich die Handlung des Films auf das Gehöft, das Vivienne während seiner Abwesenhei­t bewirtscha­ftet. Als er zurückkehr­t, ist er müde und verdrossen. Wollte Mortensen einen Kommentar über die Natur des Krieges abgeben, ohne das Schlachtfe­ld zu zeigen?

„Ich denke schon. Ich meine, sie [Vivienne] sagt ihm, dass sie wissen, worum es im Krieg geht. Dass es lächerlich von ihm ist, zu kämpfen. Nicht, dass es nicht notwendig wäre, sich zu verteidige­n. Ich meine, niemand – mit Ausnahme von Wladimir Putin und seinen Verbündete­n – wünscht sich einen Krieg in der Ukraine. Aber manchmal ist ein Krieg unvermeidl­ich, wenn man sich verteidige­n will. Es ist also komplizier­t, aber Krieg endet nie gut. Er ist immer verschwend­erisch, traurig und zerstöreri­sch“

Als Schauspiel­erin ist sie einzigarti­g. Es gibt nie einen falschen Moment. Viggo Mortensen, Regisseur von „The Dead Don‘t Hurt“

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Foto: Claude Piscitelli Vicky Krieps und Viggo Mortensen bei der Preisgala des Luxembourg City Film Festival.

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