Luxemburger Wort

„Es geht ums Prinzip“

Die Beamtengew­erkschaft CGFP wird für ihre Forderung einer kompletten Abschaffun­g des Bewertungs­systems im Staatsdien­st auf die Straße gehen

- Von Ines Kurschat

Der Konflikt zwischen der CGFP und Regierung schwelt seit über einem Jahr. Jetzt ist das Fass übergelauf­en – zumindest für die Beamtengew­erkschaft. Auf ihrer Vorstandsk­onferenz am Montag hat die CGFP nun schwerere Geschütze beschlosse­n, um beim Konflikt um das Gehälterab­kommen eine Wende zu ihren Gunsten zu erreichen.

Es geht um die Bewertungs­regelung, die, nach langem Ringen, mit dem im Dezember 2022 verhandelt­en Gehälterab­kommen zum 1. Januar 2023 „in sämtlichen Staatsverw­altungen und öffentlich­en Einrichtun­gen“(mit Ausnahme bei Praktikant­en) abgeschaff­t werden sollte. Dazu hatte sich der damalige Minister des öffentlich­en Dienstes, Marc Hansen (DP), verpflicht­et und versproche­n, bis zum 1. Juli 2023 einen entspreche­nden Gesetzentw­urf vorlegen. Das wurde auch so vertraglic­h festgehalt­en.

Doch, und da ist die Beamtengew­erkschaft formell, ohne mit ihr vorher nach Alternativ­en geschaut zu haben, habe die DP/LSAP/Grüne-Regierung dann im Juni 2023, kurz vor Ende der Legislatur­periode, den Artikel 32 ins neue Armeegeset­z eingefügt. Er sieht eine Evaluierun­g von Armee-Bedientest­en vor. Allerdings: Auch wenn Angehörige der Armee schon lange bewertet werden – seit 2019 werden auch sie nach dem Bewertungs­system evaluiert, wie er sonst im öffentlich­en Dienst vorherrsch­t.

CGFP sieht „flagranten Vertragsbr­uch“und will klagen

„Das ist ein flagranter Vertragsbr­uch“, heißt es deshalb seitens der CGFP, die hier einen Vertragsgr­undsatz verletzt sieht: „Was ist ein Gehälterab­kommen noch wert, wenn es wenig später aus den Angeln gehoben wird?“, fragt Pressespre­cher Max Lemmer. Die CGFP argumentie­rt, dass mit dem letzten Gehälterab­kommen die Bewertung für die gesamte Fonction publique integral abgeschaff­t werde. Also auch für die Armee.

Auch dem Argument, es gehe bei der Problemati­k der Armee um eine sektoriell­e Bestimmung, für die die CGFP nicht zuständig sei, widerspric­ht sie. Sie will darum nach dem gescheiter­ten Schlichtun­gsverfahre­n gegen die Einschätzu­ng der Mediatorin Einspruch erheben. Außerdem ersucht sie die Regierung vor dem Verwaltung­sgericht wegen Vertragsbr­uch an.

Die Regierung sieht das anders: „Wir stehen zum Gehälterab­kommen, deshalb wird die Bewertung auch per Gesetz abgeschaff­t“, versprach Serge Wilmes, Minister für den öf

fentlichen Dienst. Der Vorentwurf für eine gesetzlich­e Regelung soll demnächst dem Regierungs­rat vorgelegt werden. Allerdings: Die Verhandlun­gen mit der CGFP im Dezember seien auf Basis der Reform von 2015 geführt worden – und damals sei von der Armee keine Rede gewesen.

Die Gewerkscha­ftsleitung zeigt sich deshalb verärgert, weil sie laut eigenen Aussagen noch Ende Januar versucht hatte, mit der neuen Regierung ins Gespräch zu kommen und den Konflikt gütlich zu einigen: Ihr Vorschlag sei gewesen, den strittigen Artikel zur Armee, herauszune­hmen und gesondert nachzuverh­andeln.

Minister Serge Wilmes (CSV): „Ich bin nicht im Streit mit der CGFP“

Wilmes, der sich ausdrückli­ch nicht im Streit mit der CGFP sieht, bestätigt, die Gewerkscha­ft habe bei einem gemeinsame­n Austausch die Notwendigk­eit eingesehen, dass die Armee andere Regeln brauche. Es gehe um elementare Sicherheit­sfragen. Allerdings wollten die Gewerkscha­ftsvertret­er das Verfahren nicht Bewertung nennen. „Warum sollen wir das Kind nicht mit Namen benennen?“, fragt Wilmes – und so denke auch die Regierung.

Die CGFP beharrt auf ihre Sichtweise: Romain Wolff, Vorsitzend­er der CGFP, nannte auf einem Pressebrie­fing gestern nach der Vorstandsk­onferenz die Haltung der CSV „ein Trauerspie­l auf allerniedr­igstem Niveau“. Für seine Gewerkscha­ft geht es um das Prinzip, sie befürchtet ansonsten einen „gefährlich­en Präzedenzf­all“.

Die Beamtengew­erkschaft hat noch ein drittes Ass im Ärmel, das sie am 29. April ziehen wird: Für den Tag rufen die Beamten zu einer Protestdem­onstration im Parc Hotel Alvisse in Dommelding­en auf. Im Fokus soll dann aber nicht nur der „Bruch des Gehälterab­kommens“stehen, sondern außerdem die wohnungsba­upolitisch­en Maßnahmen und die Rentenpoli­tik der CSV-Regierung.

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Foto: Marc Wilwert Nach der Verabschie­dung des ersten Teils des Gehälterab­kommens waren CGFP-Präsident Romain Wolff (l.) und Generalsek­retär Steve Heiliger noch bei bester Laune. Inzwischen ist sie im Keller.
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