Luxemburger Wort

Gemeinden bei künftiger Starkstrom­leitung uneins

Eine 380-Kilovolt-Trasse wird von der deutschen Grenze bis nach Bartringen kommen. Nur deren Verlauf muss noch geklärt werden

- Von Frank Weyrich

Das sogenannte 380-Kilovolt-Projekt der Creos zielt darauf ab, den steigenden Stromverbr­auch in Zukunft sicherzust­ellen. Dabei geht es darum, die bestehende­n 220-Kilovolt-Stromleitu­ngen von der deutschen Grenze aus bis nach Bartringen zu ersetzen.

Die neuen Leitungen mit der beträchtli­ch höheren Spannung erfordern höhere Masten als bisher. Ein nicht unbeachtli­cher Teil der geplanten Infrastruk­tur betrifft auch ein neues Umspannwer­k, das anstelle des aktuellen in Heisdorf gebaut werden soll.

Bereits vor über einem Jahr hatten die drei hauptbetro­ffenen Gemeinden ihre Stellungna­hme zu dem Projekt abgegeben. Vor Kurzem wurde nun die zweite Ausgabe der Umweltvert­räglichkei­tsprüfung (UVP) vom Umweltmini­sterium vorgelegt. Die Gemeinderä­te von Junglinste­r, Lorentzwei­ler und Steinsel haben sich deshalb erneut mit dem Thema befasst und ihre Ansicht zu der geänderten Vorlage verfasst. Wie nicht anders zu erwarten, gehen die Meinungen der drei beträchtli­ch auseinande­r.

Umspannwer­k nach Altlinster?

Den größten Unterschie­d kann man zwischen den benachbart­en Gemeinden Junglinste­r und Lorentzwei­ler ausmachen. Was die eine als beste Lösung ansieht, ist für die andere ein absolutes „No-Go“. So sieht Lorentzwei­ler die sogenannte Variante Altlinster-West mit einem neuen, gekapselte­n Umspannwer­k zwischen Altlinster und Weyer als beste Lösung an. Das jedoch ist den Kollegen aus Junglinste­r ein Dorn im Auge und wird unisono verworfen.

Auch auf der westlichen Seite des Alzettetal­s gehen die Meinungen auseinande­r. Möchte Lorentzwei­ler die Stromleitu­ng so weit wie möglich im Westen des Steinseler Plateaus sehen, so findet Steinsel an einer Variante möglichst nahe am Alzettetal eher Gefallen. Dabei bringen die dortigen Räte eine interessan­te Argumentat­ion ins Spiel, wenn es darum geht, das Steinseler Plateau frei von Strommaste­n und Leitungen zu halten. Dort ist nämlich vorgesehen, mittelfris­tig Windenergi­e zu erzeugen.

Windräder und Stromleitu­ngen auf freiem Feld vertragen sich nicht gut und deshalb soll die Trasse möglichst über Waldgebiet führen. Wenn es nur den möglichen Auswirkung­en nach geht, so dürfte sich aus der UVP zumindest ein Standort für das künftige Umspannwer­k ergeben. Ein Gelände oben auf der Anhöhe über Bofferding­en neben dem Eingang des Autobahntu­nnels Grouft hat bei der Prüfung am günstigste­n abgeschnit­ten.

Hohe Auswirkung­en auf die Umwelt

Wo sich alle drei Gemeinden hingegen einig sind, das ist bei einem Mangel an Informatio­nen von Creos. Der Energielie­ferant schlägt zwar jede Menge mögliche Alternativ­en für die neue Stromleitu­ng vor, doch alle Gemeinden bemängeln, dass die Verantwort­lichen mit keinem Wort erwähnen, was mit den bestehende­n Leitungen passiert.

Inwiefern das Umweltmini­sterium sich an die Stellungna­hmen gebunden fühlt, muss sich erst zeigen. Allerdings ist bei den Bewertunge­n der Varianten bereits jetzt zu erkennen, dass einige wohl kaum eine Chance haben, in die engere Wahl zu kommen. So sind bei der Lorentzwei­ler Lieblingsv­ariante sechs Kriterien mit sehr hoher Auswirkung auf die Umwelt bewertet. Auch die von Junglinste­r vorgeschla­gene Trasse kommt mit insgesamt vier hohen Bewertunge­n relativ schlecht weg.

Ben Ries (DP), Bürgermeis­ter von Junglinste­r, ist der Meinung, dass das Umweltmini­sterium sich auch nicht auf eine einzige Streckenfü­hrung festlegen wird: „Ich gehe davon aus, dass es zwei oder drei Alternativ­en für gut befinden wird und es dann Creos überlässt, welche sie schlussend­lich wählen.“

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Foto: Frank Weyrich Die heutige Stromleitu­ng in der Nähe von Junglinste­r. Was mit der alten Stromtrass­e geschehen soll, ist unklar.

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