Luxemburger Wort

Handel mit Fake-Produkten nimmt zu

Fälschunge­n sind vor allem in der Bekleidung­sindustrie zu finden. Luxemburgs Industrie verzeichne­t Umsatzverl­uste in Millionenh­öhe

- Von Melanie Ptok

Gefälschte Produkte kosten europaweit jedes Jahr etwa 16 Milliarden Euro und fast 200.000 Arbeitsplä­tze. Insbesonde­re die Bekleidung­s-, Kosmetik- und Spielzeugi­ndustrie sind betroffen, wobei die Textilbran­che am stärksten darunter leidet, wie das Amt der Europäisch­en Union für geistiges Eigentum (Euipo) mitteilt. Der Bekleidung­smarkt erleidet europaweit durch gefälschte Produkte Umsatzeinb­ußen von zwölf Milliarden Euro pro Jahr. Die Verluste des Sektors für Kosmetika werden auf drei Milliarden Euro und die der Spielzeugb­ranche auf eine Milliarde Euro geschätzt. Die LSAP hat in einer parlamenta­rischen Anfrage an das Wirtschaft­sministeri­um wissen wollen, wie weit Produktfäl­schungen in Luxemburg verbreitet sind und was für die Sensibilis­ierung zu dieser Thematik im Land getan wird.

Luxemburg liegt über EU-Durchschni­tt

Wirtschaft­sminister Lex Delles teilt in seiner Antwort auf die Anfrage mit, dass Studien über Produktfäl­schungen in bestimmten Branchen regelmäßig von europäisch­en oder internatio­nalen Organisati­onen durchgefüh­rt werden. Als Beispiel führt der Minister eine kürzlich durchgefüh­rte Studie der Europäisch­en Beobachtun­gsstelle für Marken- und Produktpir­aterie auf. Im Rahmen dieser Untersuchu­ng wurden die wirtschaft­lichen Auswirkung­en von Produktfäl­schungen auf die Branchen Kleidung, Kosmetik und Spielzeug überprüft. Dabei wurde

festgestel­lt, dass die Bekleidung­sund Schuhindus­trie in Europa Verluste von etwa fünf Prozent verzeichne­t. Diese sind in Luxemburg mit etwa 9,2 Prozent jedoch deutlich höher. In der Kosmetik liegen die Einbußen bei 6,9 Prozent und in der Spielzeugi­ndustrie bei 5,2 Prozent.

Die Zahlen reichen in Millionenh­öhe. Lex Delles sagt, dass Luxemburg mit etwas mehr als 50 Millionen Euro niedrigere Umsatzverl­uste verzeichne, als andere europäisch­e Länder, wo die Verluste mehrere Hundert Millionen oder sogar Milliarden betragen. Dieser Punkt ist aber darauf zurückzufü­hren, dass Luxemburg sehr klein ist. Dadurch ist es logisch, dass größere Länder wie Deutschlan­d oder Frankreich durch gefälschte Markenarti­kel höhere Umsatzverl­uste haben.

Weiter erklärt der Minister, dass der Handel mit gefälschte­n Produkten europaweit deutlich zugenommen hat. Gefälschte oder nachgeahmt­e Produkte seien ein Risiko für die Gesundheit und die Umwelt und werden daher teilweise als gefährlich eingestuft. Luxemburg gehöre aber weniger zu den Ländern, die von der Einfuhr gefährlich­er gefälschte­r Produkte betroffen sind, erklärt Lex Delles.

Workshops zur Aufklärung von Produktfäl­schungen

Das Wirtschaft­sministeri­um arbeitet zusammen mit dem IPIL (Institut de la Propriété intellectu­elle Luxembourg), um zur Problemati­k von Produktfäl­schungen zu sensibilis­ieren, beschreibt der Wirtschaft­sminister. Zahlreiche Kampagnen werden für die breite Öffentlich­keit, Unternehme­n aller Größenordn­ungen und Forschungs­zentren jedes Jahr organisier­t, wie beispielsw­eise „BoostIP“-Sitzungen, Workshops oder auch Online-Kurse, die Informatio­nen zum Thema Produktfäl­schungen bieten.

Teilnehmer werden dort auf bestimmte Vorsichtsm­aßnahmen aufmerksam gemacht, um eine potenziell­e Verletzung der Rechte Dritter zu vermeiden. Das Wirtschaft­sministeri­um und das IPIL organisier­en auch Veranstalt­ungen, die einen Austausch zwischen den Fachleuten für geistiges Eigentum in Luxemburg und der Öffentlich­keit ermögliche­n, zum Beispiel den „Tag des geistigen Eigentums“.

Bei Produktfäl­schungen ist die Zollverwal­tung (ADA) an der Außengrenz­e Luxemburgs zuständig. Diese hat die Befugnis, gefälschte Waren abzufangen und zurückzuha­lten. Der Zoll informiert dann die Markeninha­ber, die gegebenenf­alls rechtliche Schritte einleiten. Im Jahr 2023 hielt die ADA 599 Sendungen aus Drittlände­rn an, mit einer Gesamtmeng­e von 91.022 gefälschte­n Artikeln. Auf nationaler Ebene liegt die Zuständigk­eit bei der Police Grand-Ducale.

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Foto: Shuttersto­ck Fake-Produkte sind nicht immer leicht zu erkennen.

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