„Luxemburg wird immer mein Zuhause bleiben“
Heute feiert der älteste Enkel des großherzoglichen Paares seinen 18. Geburtstag. In seinem ersten großen Interview spricht Prinz Gabriel über Zukunftspläne, die besondere Beziehung zu seinen Geschwistern und nationale Eigenarten
Prinz Gabriel, der älteste Sohn von Prinz Louis und Tessy Antony-de Nassau Floessel, ist seit Mitternacht offiziell erwachsen. Der Enkel von Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa erblickte am 12. März 2006 in Genf das Licht der Welt. Das „Luxemburger Wort“hat den in Großbritannien lebenden Schüler kurz vor seinem Ehrentag in einem Café in Differdingen zum Gespräch getroffen.
Prinz Gabriel, mit 18 sind Sie nun endlich volljährig. Inwieweit haben Sie diesem Tag entgegengefiebert?
Ich glaube, ich habe bereits davon geträumt, erwachsen zu sein, seit ich sechs Jahre alt war. Vor allem die Vorstellung, endlich Auto fahren zu können, hat mich von klein auf begeistert, weil es immer nach Spaß aussah.
Sie arbeiten also vermutlich bereits an Ihrem Führerschein, wenn Sie ihn nicht schon in der Tasche haben …
Noch nicht, aber bald. Wir überlegen gerade noch, ob es am sinnvollsten ist, ihn in der Schweiz, in England oder in Luxemburg zu machen. Es ist schon ein kleiner
Unterschied, ob man gewohnt ist, links oder rechts auf der Straße zu fahren. Und es hängt natürlich auch viel davon ab, wo ich zukünftig den Großteil meiner Zeit verbringen werde.
Ihre Familie lebt über mehrere Länder verstreut. Wie bleiben Sie miteinander in Kontakt?
Ich versuche, mindestens einmal in der Woche mit meiner Familie zu telefonieren – auch wenn meine Mutter sich garantiert wünscht, dass ich mich etwas häufiger melde. (lacht) Und ansonsten besuchen wir uns natürlich regelmäßig.
Wie sehen Ihre Geburtstagspläne aus? Wird groß gefeiert?
Da mein Geburtstag auf einen ganz normalen Wochentag fällt, ist fürs Erste einfach bloß eine kleine Party mit meinen Freunden in der Schule geplant. Die etwas größere Feier mit meiner Familie und einigen meiner Freunde wird erst im Sommer in der Schweiz stattfinden, wenn alle dabei sein können, zum Beispiel mein Bruder Noah oder meine Schwester Julia, die derzeit in Chicago lebt.
Apropos Geschwister: 2021 haben sie gleich zwei Neue bekommen. Zum einen kam Ihr Bruder Theodor zur Welt, zum anderen hat Frank Floessels Tochter Julia die Patchwork-Familie erweitert. Wie war das für Sie?
Am Anfang hat mich der Gedanke zugegebenermaßen etwas nervös gemacht, weil das schon eine Umstellung für mich bedeutet. Aber wir haben uns schnell angenähert. Rückblickend war eigentlich alles recht unproblematisch. Und ich finde es auch schön, dass ich durch den großen Altersabstand zu meinem jüngsten Bruder jetzt ganz genau miterleben kann, wie er groß wird.
Wie sieht die Dynamik unter den Geschwistern aus? Gibt es eine Art Rollenverteilung?
Als Ältester wird mir natürlich mehr Verantwortung zugesprochen. Meistens bin ich es, der sich um den Hund kümmert oder mit unserem kleinen Bruder spazieren geht. Noah badet ihn dagegen oft. Und meine Schwester kocht manchmal mit Frank, passt auf den Kleinen auf und spielt mit ihm.
Es ist selten, dass sich unsere Interessen und Meinungen überschneiden, aber durch diese Gegensätzlichkeit ergänzen Noah und ich uns sehr gut.
Wie verhält es sich mit Ihnen und Prinz Noah: Sind Sie sich sehr ähnlich – oder ist eher das Gegenteil der Fall?
Ich werde immer wieder von Leuten gefragt, wie wir es schaffen, uns so nahe zu stehen, obwohl wir doch so gegensätzlich sind. Wenn mein Bruder sich für irgendetwas begeistert, kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass ich zum genauen Gegenteil tendiere. Es ist selten, dass sich unsere Interessen und Meinungen überschneiden, aber durch diese Gegensätzlichkeit ergänzen wir uns letzten Endes sehr gut, was wir mittlerweile zu unserem Vorteil einzusetzen wissen. Das macht unser Verhältnis schon ziemlich einzigartig. Wenn es allerdings um den Geburtstagskuchen geht, sind Noah und ich uns ausnahmsweise einig: Am liebsten mögen wir Red Velvet Cake. Das haben wir wohl von unserer Mutter. (lacht)
Wie würden Sie Ihre beiden Charaktere beschreiben?
Noah ist ein sehr geselliger, quirliger Mensch, der recht spontan auf andere zugeht, vor allem auf Leute in unserem Alter. Das soll nicht heißen, dass ich nicht gesellig bin, aber eben auf meine eigene Art.
Ich bin definitiv zurückhaltender und nachdenklicher.
Ihre Mutter ist sehr sportlich, genauso wie einige andere Ihrer Familienmitglieder. Wie schaut es bei Ihnen aus?
Ich betreibe alle möglichen Sportarten, die sich mir anbieten. Ich schwimme gerne, spiele Polo und Fußball, Kricket und Rugby. Und dann bin ich auch noch in der CCF, der Combined Cadet Force, auch wenn das jetzt nicht direkt als Sport gezählt wird. Das ist eine Jugendorganisation der britischen Armee, der Noah und ich angehören. Jeden Mittwoch trainieren wir auf einer Militärbasis die Armeegrundlagen. Dazu zählt unter anderem natürlich auch Schießtraining.
Das Gitarrespielen ist für mich eine Art der Reflektion, bei der meine Gedanken abschweifen können.
Ihr Großvater, Großherzog Henri, sowie einige Ihrer Onkel haben die Elite-Offiziersausbildung im englischen Sandhurst absolviert. Ist das auch Ihr Plan?
Definitiv! Ich hoffe, ich kann die Ausbildung zusammen mit Noah bestreiten. Ich denke, da können wir viele wichtige Erfahrungen sammeln und ich freue mich auf die gemeinsame Zeit mit meinem Bruder. Die Cadets stellen im Hinblick darauf natürlich eine gute Vorbereitung dar. Außerdem stehen die Chancen dadurch besser, in Sandhurst angenommen zu werden.
Wie schaut es derweil mit den schönen Künsten aus: Sind Sie auch musisch veranlagt?
Ich zeichne sehr gerne, aber nur in Notizbücher – einfach weil es mir Freude bereitet. Das halte ich eher privat. Genauso wie meine Musik. Früher habe ich im Chor gesungen, Geige gespielt und irgendwann dann auch Gitarrenunterricht genommen. Mittlerweile spiele ich aber nur mehr Gitarre für mich selbst sowie auch Klavier, was ich mir selbst beigebracht habe.
Singen Sie auch dazu?
Nein, währenddessen halte ich lieber meinen Mund. (lacht) Das Spielen ist für mich eine Art der Reflektion, bei der meine Gedanken abschweifen können. Eine besondere Form des Detoxens, wenn man so will.
Im Laufe des kommenden Jahres werden Sie möglicherweise noch mehr Zeit für solche Beschäftigungen haben. Dann schließen Sie nämlich die High School in England ab. Was für Gefühle weckt das in Ihnen?
Ich freue mich darauf und bin neugierig, was mich danach erwartet.
Was haben Sie bislang geplant?
Momentan spiele ich mit dem Gedanken, ein Gap Year in Australien einzulegen. Ich habe schon immer davon geträumt, einmal dahinzufliegen. Die ursprüngliche Inspiration rührt von unserer ehemaligen Nanny, die Australierin war und uns häufig Bilder von dort gezeigt hat.
Es hat mich stets fasziniert, wie anders und intensiv die Natur dort wirkt. So wie es zurzeit ausschaut, werde ich wohl bei Freunden unterkommen und dann im Laufe des Aufenthalts verschiedene Jobs annehmen. Mal schauen, was sich alles ergibt.
Wenn es um das Thema Natur geht, dürften Sie sich bestens auskennen. Immerhin ist eins Ihrer Lieblingsfächer Landschaftsmanagement …
Ja, da sind wir sehr viel draußen unterwegs und lernen, wie man sich fachgerecht um die Natur kümmert und auf Basis der verschiedensten Ökosysteme und Erdbeschaffenheiten Landwirtschaft betreibt. Aber auch das Thema Unternehmenswesen finde ich sehr interessant, seit Noah mich durch seine Schwerpunkte in der Schule auf den Geschmack gebracht hat. Die Kombination dieser zwei Welten ist perfekt für mich.
Können Sie sich auch vorstellen, diese Richtung beruflich einzuschlagen?
Vielleicht. Momentan verbinde ich das noch eher mit Ausspannen. (lacht) Ich liebe es einfach, in der Natur zu sein und mich in diesem Kontext auch mit Tieren zu beschäftigen.
Haben Sie vor, nach Ihrem Gap Year vorerst nach England zurückzukehren? Oder wäre vielleicht sogar ein Umzug ins Großherzogtum denkbar?
Ich kann mir durchaus vorstellen, irgendwann wieder in Luxemburg zu leben. Das wird auch immer mein Zuhause bleiben. Sollte ich nach dem Gap Year ein Studium anfangen, werde ich aber wahrscheinlich erst einmal einige Jahre in den USA leben, weil mir das Unisystem dort am meisten zusagt.
Sie sind regelmäßig im Großherzogtum zu Besuch bei Ihren Großeltern. Wie vertreiben Sie sich die Zeit, wenn Sie hier sind?
Das hängt ganz davon ab, mit welchem Teil der Familie ich gerade Zeit verbringe. Wenn wir bei meinem Bopa mütterlicherseits sind, unternehmen wir sehr lange Spaziergänge durch den Wald. Außerdem genieße ich es, im Land unterwegs zu sein und neue Leute kennenzulernen. Wir besuchen auch das eine oder andere Dorffest zusammen, was ich sehr unterhaltsam finde, weil dort alle miteinander interagieren. Jeder kennt jeden – das ist wirklich einzigartig und macht für mich auch das besondere Wesen Luxemburgs aus. Alle haben auf irgendeine Weise miteinander zu tun. Diese Vernetztheit ermöglicht es uns, sehr effizient zu agieren.
Die Zeit, die ich im Gegensatz dazu mit meinem Vater hier verbringe, ist natürlich oft von formelleren Aktivitäten geprägt. Aber auch abseits davon bleibt immer mal wieder Gelegenheit für gemeinsame Freizeitaktivitäten. Hier lerne ich zum Beispiel Auto fahren oder sonstige Dinge, die mir später im Leben nützlich sein könnten, etwa alles rund um die Jagd. Aktiv selbst jagen darf ich allerdings noch nicht. Ich hoffe aber, dass ich noch in diesem oder nächsten Jahr meinen Jagdschein machen kann.
Als Enkel darf man sich bestimmt auch etwas zu essen wünschen, wenn man zu Besuch kommt. Auf welche Speise freuen Sie sich besonders?
Ich bin total verrückt nach Kachkéis. Mein Bopa kocht ihn sogar extra für mich. Und ich liebe das Pferdesteak meiner Boma. Das schmeckt wirklich fantastisch.
Sehr landestypische Vorlieben also. Haben Sie sonst noch irgendwelche Eigenarten, die man als typisch luxemburgisch bezeichnen kann?
Oh ja. Seit ich klein bin, sage ich bei jeder Gelegenheit „tiptop“– gut gemacht.
: Hier kennt jeder jeden – das ist wirklich einzigartig und macht für mich auch das besondere Wesen Luxemburgs aus.