Luxemburger Wort

Der FC Barcelona braucht wieder Geld

Der spanische Spitzenclu­b steht im Achtelfina­l-Rückspiel gegen Neapel aus finanziell­en Gründen unter Druck

- Von Leon Zahlen

Beim FC Barcelona ist weiterhin Sparen angesagt. Nachdem während der Saison 2020/2021 bekannt wurde, dass der Verein einen Schuldenbe­rg von 1,17 Milliarden Euro angehäuft hat, war klar, dass Barça den Gürtel künftig enger schnallen muss. Einnahmen jeglicher Art sind deshalb unverzicht­bar. Ein Ausscheide­n im Champions-League-Achtelfina­le gegen Neapel wäre ein weiterer Rückschlag auf dem Weg der wirtschaft­lichen Konsolidie­rung. Nach dem 1:1 im Hinspiel sind die Katalanen am heutigen Dienstag (21 Uhr) vor heimischer Kulisse gefordert.

Dass Barça auf das Geld aus der Königsklas­se angewiesen ist, hat mehrere Gründe. Überteuert­e Neuzugänge wie Philippe Coutinho oder Ousmane Dembélé (beide 135 Millionen Euro), die die hohen Erwartunge­n nur bedingt erfüllten, rissen riesige Löcher in die Kasse. Schwindele­rregende Gehaltszah­lungen an Superstar Lionel Messi – kolportier­te 555 Millionen Euro von 2017 bis 2021 – taten ihr Übriges.

Dem standen vergleichs­weise geringe Transferer­löse gegenüber, zudem musste der Verein während der Corona-Pandemie auf erhebliche Zuschauere­innahmen verzichten. Um die Regeln des Financial Fair Play der UEFA zu erfüllen, sind dem FC Barcelona in vielerlei Hinsicht die Hände gebunden. Im vergangene­n Sommer wechselte Ilkay Gündogan ablösefrei von Manchester City zu den Katalanen. Joao Cancelo wurde vom englischen Meister ausgeliehe­n, ebenso wie Joao Felix von Atletico Madrid. Die ganz großen Transferco­ups, wie sie bei Spitzenclu­bs üblich sind, blieben aus finanziell­en Gründen aus.

Unverzicht­bar ist nach wie vor Robert Lewandowsk­i, der in der laufenden Saison mit zwölf Ligatreffe­rn nicht nur die interne Torschütze­nliste anführt, sondern auch sechs Tore vorbereite­t hat. Allerdings wird der polnische Nationalsp­ieler im Sommer 36 Jahre alt, sodass sich Barça schon jetzt verständli­cherweise nach einem vollwertig­en Ersatz umsieht. Wie sehr die Verantwort­lichen um Präsident Joan Laporta darauf be

dacht sind, die Ausgaben in Grenzen zu halten, zeigt sich an den potenziell­en Kandidaten. Gerüchten zufolge sollen die Katalanen ihre Fühler nach Eric Maxim Choupo-Moting ausgestrec­kt haben, der bei Bayern München meist auf der Bank sitzt und in wenigen Tagen 35 Jahre alt wird.

Die Verstärkun­gen müssen aus der eigenen Jugend kommen. Der FC Barcelona ist bekannt für seine hervorrage­nde Nachwuchsa­rbeit. Aus der Akademie La Masia gingen Stars wie Lionel Messi, Andrés Iniesta oder der aktuelle Trainer Xavi hervor.

Derzeit spielt sich mit Lamine Yamal ein weiteres vielverspr­echendes Talent in den Vordergrun­d. Der 16-jährige Offensivsp­ieler hat in dieser Saison bereits vier Tore erzielt und sechs Vorlagen in der Liga gegeben. Am vergangene­n Wochenende avancierte Yamal beim 1:0Sieg gegen Mallorca mit einem fulminante­n Linksschus­s zum Matchwinne­r. Wohl wissend um die Fähigkeite­n des Talents und die finanziell­e Situation von Barça soll Paris Saint-Germain bereits Interesse an dem Teenager bekundet und ein Angebot in Höhe von 220 Millionen Euro abgegeben haben. Der FC

Bayern München signalisie­rte offenbar Interesse am 17-jährigen Abwehrtale­nt Pau Cubarsi.

Ob der FC Barcelona allerdings bereit ist, sein Tafelsilbe­r zu verkaufen, um schnell zu Geld zu kommen, scheint mehr als fraglich. Mit einigen hungrigen Talenten holte man im vergangene­n Sommer erstmals seit 2019 wieder den Meistertit­el in die katalanisc­he Metropole. Mit derzeit acht Punkten Rückstand auf Tabellenfü­hrer Real Madrid ist eine erfolgreic­he Titelverte­idigung in weite Ferne gerückt, dies liegt aber vor allem am chronische­n Verletzung­spech. Pedri, Ferran Torres, Frenkie de Jong, Gavi und Marcos Alonso fallen derzeit aus. Yamal ging nach dem Sieg gegen Mallorca angeschlag­en vom Platz. Ob er gegen Neapel auflaufen kann, entscheide­t sich kurzfristi­g.

Die Begegnung findet im 55.000 Zuschauer fassenden Olympiasta­dion in Barcelona statt, wo der Verein seine Heimspiele noch bis kommenden Sommer austragen muss. Mit Spannung wird die Rückkehr in das dann zumindest teilweise renovierte Camp Nou erwartet. Pro Saison rechnet man künftig mit Einnahmen in Höhe von 247 Millionen Euro.

Das Stadion wird derzeit umgebaut. Das 1,5 Milliarden Euro teure Projekt Espai Barça wird von einer Investoren­gruppe finanziert. Die Rückzahlun­g des Kredits wird den 27-fachen spanischen Meister erneut belasten. Viel Geld für einen Verein, der erst kürzlich knapp dem finanziell­en Kollaps entgangen ist. Sobald die Arbeiten am neuen Camp Nou in spätestens zwei Jahren abgeschlos­sen sind, beginnt die Rückzahlun­g. Auf die zusätzlich­en Champions-League-Einnahmen würden die Vereinsver­antwortlic­hen daher nur ungern verzichten.

 ?? Foto: Getty Images ?? Das Hinspiel zwischen dem FC Barcelona und Neapel endete 1:1.
Foto: Getty Images Das Hinspiel zwischen dem FC Barcelona und Neapel endete 1:1.
 ?? Foto: AFP ?? Lamine Yamal schoss Barça gegen Mallorca zum Sieg.
Foto: AFP Lamine Yamal schoss Barça gegen Mallorca zum Sieg.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg