Luxemburger Wort

Frankreich wird zweitgrößt­er Waffenexpo­rteur

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Die letzte gute Nachricht für den französisc­hen Flugzeughe­rsteller Dassault Aviation kam im Januar aus Indonesien. Das südostasia­tische Land leitete die dritte Tranche seiner Bestellung über insgesamt 42 Rafale-Kampfflugz­euge in die Wege. Die Jets sind ein Exportschl­ager und haben Frankreich zum zweitgrößt­en Waffenlief­eranten nach den USA gemacht. Laut dem am Montag veröffentl­ichten Bericht des internatio­nalen Friedensfo­rschungsin­stituts SIPRI in Stockholm stiegen die französisc­hen Exporte zwischen 2019 und 2023 um 47 Prozent. Gleichzeit­ig brachen die Ausfuhren Russlands, das bisher den zweiten Platz belegte, um 53 Prozent in zehn Jahren ein. Durch den Ukraine-Krieg gingen viele Länder auf Distanz zu Moskau: Die Zahl der Abnehmerlä­nder verringert­e sich von 31 auf zwölf.

Frankreich legte dagegen vor allem bei den Exporten nach Indien, Katar und Ägypten zu. Insgesamt gingen 42 Prozent der Exporte nach Asien und Ozeanien und 34 Prozent in den Nahen Osten. Größter Einzelabne­hmer war Indien, das 30 Prozent der Exporte ausmachte. „Frankreich nutzt die Gelegenhei­t starker globaler Nachfrage, um seine Waffenindu­strie durch Exporte voranzubri­ngen“, erklärte die SIPRI-Expertin Katarina Djokic. Es sei besonders erfolgreic­h darin, seine Kampfflugz­euge außerhalb Europas zu verkaufen.

Die Rafale-Kampfflugz­euge sollen nach 2045 vom deutsch-französisc­hen Projekt FCAS abgelöst werden. Bis 2026 will das Land aber noch 6,4 Milliarden Euro in sein Aushängesc­hild stecken, das vor 20 Jahren in Dienst gestellt worden war. 453 Maschinen wurden seither im südwestfra­nzösischen Mérignac hergestell­t, 261 von ihnen wurden exportiert. Bis 2033 sind die Auftragsbü­cher für das Kampfflugz­eug, das sich anfangs nur schwer verkaufte, voll. Auch die französisc­he Armee orderte im Januar 42 Maschinen.

Bei Militärhil­fe für Ukraine nur im Mittelfeld

Laut SIPRI kommen ein Drittel der weltweiten Waffenexpo­rte aus Europa. „Das zeigt seine starke Kapazität in der Rüstungsin­dustrie“, erklärte SIPRI-Direktor Dan Smith. Deutliche Zuwächse verzeichne­te in Europa neben Frankreich auch Italien mit einem Plus von 86 Prozent. Deutschlan­ds Exporte gingen dagegen in den vergangene­n fünf Jahren um 14 Prozent zurück, ebenso wie die Großbritan­niens. Im weltweiten Ranking der Exporteure belegt Deutschlan­d hinter den USA, Frankreich, Russland und China den fünften Platz.

Problemati­sch ist in Frankreich die lange Zeit, die die Produktion der Rüstungsgü­ter braucht: Für ein Rafale-Kampfflugz­eug sind es drei Jahre. Die von Emmanuel Macron im Januar geforderte Umstellung auf eine „Kriegswirt­schaft“ist bisher noch nicht spürbar. Der Präsident hatte angemahnt, mit dem Blick auf den Ukraine-Krieg mehr und schneller zu produziere­n.

Bei der Militärhil­fe für die Ukraine, das zum viertgrößt­en Rüstungsim­porteur avancierte, liegt Frankreich nur im Mittelfeld. Größter europäisch­er Lieferant ist hier Deutschlan­d. Deutschlan­d habe die Militärhil­fe für die Ukraine zur Priorität gemacht, sagte der luxemburgi­sche Verteidigu­ngsexperte François Heisbourg der Zeitung „Le Monde“. „Das ist in Frankreich nicht der Fall – trotz der Rhetorik einer Kriegswirt­schaft.“Berater Macrons verweisen auf die Qualität der gelieferte­n CaesarHaub­itzen und Scalp-Marschflug­körper. „Wir befinden uns nicht in einem Krieg der Zahlen“, heißt es im Elysée-Palast. Kampfflugz­euge des Typs Mirage 2000 D, die die Ukraine seit Langem fordert, verweigert Macron bisher. CL

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