Luxemburger Wort

Tram durch die Neipuertsg­aass?

Der Autor hinterfrag­t die Notwendigk­eit einer Tramtrasse durch einen Teil des Stadtparks

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In beiden Wahlkämpfe­n des Jahres 2023 haben CSV- und DP-Kandidaten der Hauptstadt sich gegen die Tramroute durch die Neipuertsg­aass, also durch den Stadtpark, ausgesproc­hen. In ihrem Wort-Interview vom Mittwoch, den 6. März, schließt die Zentrumsge­wählte der DP und Mobilitäts­ministerin Yuriko Backes aber diese Trasse nicht aus. Die Frage ihrer Notwendigk­eit und der einhergehe­nden Riesenbaus­telle in der Neipuertsg­aass und am Boulevard Royal stellt Frau Backes sich allerdings nicht.

Kommt der Reisende von Kirchberg mit der Tram über die Rout Bréck und will in die Oberstadt, hat er bereits heute viele Möglichkei­ten sein Ziel zu erreichen.

Zum Ersten kann er bequem sitzen bleiben und nach nur vier weiteren Minuten die Tram an der Haltestell­e „Hamilius“verlassen. Steigt er schon an der Haltestell­e „Theater“aus, erreicht er nach knapp zwei Minuten die Bushaltest­elle „Fondation Pescatore“von wo im Minutentak­t eine Vielzahl von Buslinien ihn in die Oberstadt bringen. Er kann auch auf den städtische­n Pendelbus vom Glacisfeld in die rue Beaumont zurückgrei­fen. Nicht so Bus-affine Tramfahrer werden an der „Vel’oh“-Station am Rond-Point Schuman einen elektrisch betriebene­n Drahtesel besteigen und über den Radweg durch den Stadtpark die Oberstadt erreichen. Besonders Umweltfreu­ndliche werden wohl den fünfminüti­gen Fußmarsch vom „Theater“durch die Neipuertsg­aass oder durch den Park wählen.

Jede dieser Möglichkei­ten erhärtet die berechtigt­en Zweifel an der Notwendigk­eit einer Tramroute durch die Neipuertsg­aass und den Park.

Der frühere Mobilitäts­minister und Befürworte­r dieser Route hatte dies wohl erkannt. Er rechtferti­gte die Route mit der Lage an der Place de l’Etoile: die zukünftige

Tramlinie aus Strassen brauche die Trasse über den Boulevard Royal und dann durch die Neipuertsg­aass um zum Kirchberg und Findel zu gelangen. Der Kurvenradi­us um von der Route d’Arlon in die bestehende Trasse entlang des Nikloskier­fecht durch die Allée Scheffer zu fahren sei zu eng für die Tram. Auch diese Argumentat­ion sollte man hinterfrag­en. War die Route durch die Allée Scheffer, anstatt über den Boulevard de la Foire, vielleicht eine Fehlplanun­g? Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Place de l’Etoile eine riesige unbebaute Einöde wo eine tramgerech­te Kurve noch eingeplant werden kann. Letztlich darf man wohl auch Tramfahrer der zukünftige­n Linie der Route d’Arlon zumuten auf der Place de l’Etoile umsteigen zu müssen um dank der bestehende­n Linie Kirchberg und Findel zu erreichen.

In besagtem Wort-Interview führt Ministerin Backes jetzt eine weitere, allerdings noch weniger überzeugen­de Berechtigu­ng der Tramstraße durch die Neipuertsg­aass an, nämlich „die Notwendigk­eit einer Ausweichmö­glichkeit, wenn es auf einem Abschnitt eine Störung gibt“. Bei dem störanfäll­igen Abschnitt kann es sich logischerw­eise nur um den bestehende­n Abschnitt von der Place de l’Etoile bis zum Rond-Point Schuman handeln. Sollte der Störfall allerdings anderswo auftreten, zum Beispiel auf der Rout Bréck oder in der Nei Avenue, bringt die Route durch die Neipuertsg­aass mitnichten eine Entlastung.

Gemeindeve­rtreter sowie Hauptstadt­deputierte aus DP und CSV sind gefordert, eventuelle Regierungs­vorhaben einer Tramstraße durch die Neipuertsg­aass und den Park zu hinterfrag­en.

Alphonse Berns, Luxemburg-Cents

Dies ist eine Reaktion zum Artikel „Ministerin will Bau der Tram nach Esch beschleuni­gen“vom 6. März 2024.

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Foto: Frank Weyrich

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