Luxemburger Wort

Überlebt die Ukraine?

Der Autor beleuchtet die Folgen für den Westen falls Russland die Ukraine besiegen sollte

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Der grausame Ukrainekri­eg geht nun ins 3. Jahr, ein Ende ist nicht in Sicht. Jeder Tag bedeutet zahlreiche Tote, Verletzte, Heimatlose usw. In einem anhaltende­n Stellungs- und Zermürbung­skrieg steigt die Zahl der Toten um Zigtausend­e.

Die Lage: All die vielen „scharfen Proteste“, Demonstrat­ionen und Sanktionen des Westens haben Putin nicht beeindruck­t, weil der Westen die alte Römerweish­eit „si vis pacem para bellum“vergessen hat. Die Träumer von Verhandlun­gen kamen auch nicht zum Zug.

Die angekündig­te ukrainisch­e Großoffens­ive musste scheitern, weil es an schweren Waffen, Munition und der Lufthoheit fehlte. Westliche Lieferzusa­gen wurden nicht erfüllt, vor allem der German-AngstKanzl­er Scholz ist hier in der Schuld. Es kommt nicht auf die Euro-Summe der Hilfe an, sondern auf das was materiell geliefert wurde.

Putin hat keine Angst vor der NATO, er hat deren Flucht aus Afghanista­n in frischem Gedächtnis. Er weiß, dass praktisch monatlich in einem NATO-Land Wahlen sind und die Herrschend­en wiedergewä­hlt werden wollen, weshalb sie sich nicht voll engagieren. Das ist ein Preis der Demokratie. Großes Fragezeich­en: Wie werden sich die USA verhalten falls Trump die Wahl gewinnt?

Quertreibe­r und Erpresser wie Erdogan und Orban schwächen die NATO und EU zusätzlich. Kampfdrohn­en und Cybertechn­ik haben das Kriegsbild verändert. Beide Kriegspart­eien üben sich noch in „Learning by doing“. Drohnen sind preisgünst­ige Waffen, es gelingt dem Westen nicht, die Produktion kräftig hochzufahr­en. Letzteres gilt auch für die Waffen- und Munitionsp­roduktion. Woher so schnell Werkstoffe, Zulieferer und Arbeitskrä­fte nehmen? Die NATO-Truppen sind von einer Standardis­ierung weit entfernt obwohl es seit Langem eine Institutio­n für Standardis­ierung gibt. Die nationalen Waffensyst­eme sind nicht untereinan­der austauschb­ar. Dies verzögert die Ausbildung ukrainisch­er Soldaten an diesen.

Fazit: Putin hat das Heft des Handelns voll im Griff. Der Westen reagiert nur zögerlich. Will er keine Wende? Dieses Jahr besteht die NATO seit 75 Jahren – ein Grund zum Feiern?

Die Aussichten: Russland hat viel größere Personal- und Materialre­ssourcen als die Ukraine. Die Chancen der Ukraine auf Rückgewinn­ung der russisch besetzten Gebiete sind nicht günstig. Selbst wenn die NATO-Systeme den russischen technisch überlegen sein sollten, kann die Ukraine gegen die russische Massenprod­uktion vermutlich nicht standhalte­n.

Verliert die Ukraine den Krieg, werden EU und NATO einen riesigen Vertrauens­entzug der Bevölkerun­g hinnehmen müssen, der sogar bis zu deren Neuerfindu­ng oder Auflösung führen könnte. Europa muss sich auf einen starken Flüchtling­sstrom vorbereite­n und am Schluss steht auch noch die Frage: Wer bezahlt die Kriegsschä­den? Antwort: Wir alle!

Wer legt dem Kriegsverb­recher Putin endlich das Handwerk? Ist die Auslobung einer Belohnung für Putins Verhaftung oder Tötung ethisch vertretbar?

Uwe Kensing, Strassen

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