Luxemburger Wort

So finden Berufsanfä­nger den passenden Job

Der Einstieg ins Arbeitsleb­en stellt viele junge Menschen vor Herausford­erungen. Was Bewerber beachten sollten, um fündig zu werden

- Von Melanie Ptok

Schule oder Studium sind beendet – aber wie es weitergehe­n soll, ist unklar. Viele junge Menschen sind auf der Suche nach dem passenden Job, der genug Geld einbringt, Spaß macht und eine gesunde WorkLife-Balance mit sich bringt. Doch wie finde ich so einen Job?

Die Arbeitsage­ntur unterstütz­t genau bei dieser Frage und berät Berufseins­teiger. Dabei bilden für Jobsuchend­e laut Stephan Hawlitzky, Leiter der ADEM-Berufsbera­tung, schulische­r Abschluss, Erfahrungs­werte und auch Sprachkenn­tnisse die Basis. Aus aktuellen Zahlen der Arbeitsage­ntur ADEM geht hervor, dass mehr als 18.000 Luxemburge­r im Januar dieses Jahres als arbeitssuc­hend gemeldet waren, davon sind 3.807 zwischen 16 und 29 Jahren alt.

Zwei Fragen, die Suchende sich stellen sollten

1. Was sind meine Interessen?

Bestimmt wird die Berufswahl vor allem von den Ideen und Interessen der Suchenden, erklärt Hawlitzky. Lisa Arendt, zuständig für die Ausbildung­sorganisat­ion bei der Chambre des Métiers, empfiehlt: „Jeder sollte sich fragen, woran er Spaß hat. Einen Beruf übt man im besten Fall 40 Jahre lang aus. Die Wahl sollte auf etwas fallen, das die eigenen Interessen abdeckt und wo man Erfüllung findet.“

„Der erste Anhaltspun­kt, um herauszufi­nden, was einem Spaß macht, ist der Kontakt zu den Berufen“, erklärt Lisa Arendt. Erfahrunge­n zu sammeln mithilfe von Praktika oder Studentenj­obs sei deswegen wichtig, beschreibt sie. Berufseins­teiger können so einen ersten Eindruck gewinnen und sehen, ob der Job den eigenen Vorstellun­gen entspricht.

Stephan Hawlitzky sieht da noch einen weiteren Vorteil: „Wenn man beispielsw­eise in den Schulferie­n arbeitet oder Studentenj­obs wahrnimmt, zeigt das, dass man schon seine ersten Erfahrunge­n sammeln möchte.“Das sei ein Pluspunkt bei zukünftige­n Arbeitgebe­rn, erklärt der Berufsbera­ter. Auch mit sportliche­n Aktivitäte­n kann man bei Bewerbungs­gesprächen punkten.

So können Berufseins­teiger darauf aufmerksam machen, dass sie Teamplayer und bereit sind, Verantwort­ung zu übernehmen. Ganz allgemein könne man sagen, dass gesellscha­ftliches Engagement sich in einem Lebenslauf gut macht.

Einen Beruf übt man im besten Fall 40 Jahre lang aus. Lisa Arendt, zuständig für Ausbildung­sorganisat­ion bei der Chambre des Métiers

2. Was stelle ich mir unter dem Job vor?

Stephan Hawlitzky beschreibt, dass realistisc­he Vorstellun­gen besonders wichtig sind und Bewerber sich persönlich weder unter- noch überschätz­en sollen. Er gibt ein Beispiel: „Wenn jemand mit Hauptschul­abschluss Bürokaufma­nn oder -kauffrau werden will, empfehlen wir erstmal eine Ausbildung.“Passend dazu bietet die Adem Berufssuch­enden die Möglichkei­t, sich über die Zugangskri­terien zu einem Job zu informiere­n. Interessie­rte wählen die jeweilige Berufsbeze­ichnung aus und verschaffe­n sich so einen Überblick etwa darüber, welcher Schulabsch­luss und ob und wie viel Berufserfa­hrung vorausgese­tzt werden.

Außerdem sollten sich Jobeinstei­ger bewusst machen, ob sie Kontakt mit Menschen im Berufsallt­ag möchten und ob sie lieber drinnen oder draußen arbeiten wollen.

Des Weiteren sollten Bewerber offen für die Arbeitswel­t und die zahlreiche­n Angebote sein und sich nicht nur auf einen Beruf fokussiere­n, erklärt Lisa Arendt. Stephan Hawlitzky fügt hinzu, dass es sehr populäre Ausbildung­en gibt, etwa die zum Automechat­roniker. In diesen Fällen ist die Zahl der Mitbewerbe­r nicht unwesentli­ch. Für solche Ausbildung­sberufe eine Zusage zu erhalten, kann mitunter lange dauern. Die Berater empfehlen deswegen nach einem ähnlichen Job zu suchen, der spezifisch­er, aber dennoch in demselben Bereich ist, wie etwa Autolackie­rer statt Automechat­roniker. Wenn Plan A nicht aufgeht, gibt es immer einen Plan B.

„Berufe im Bauwesen wie Anstreiche­r, Fliesenleg­er oder auch Dachdecker – da werden immer viele Mitarbeite­r gesucht und oft bleiben trotzdem viele Ausbildung­sstellen offen, weil nicht die passenden oder überhaupt keine Kandidaten gefunden werden. Da haben Bewerber gute Chancen“, erklärt Lisa Arendt.

Tipps und Tricks

Neben Berufserfa­hrungen durch Praktika oder Ferienjobs sind Sprachkenn­tnisse in Luxemburg von großer Bedeutung, wie Stephan Hawlitzky unterstrei­cht: „In so manchen Betrieben hier im Land werden drei oder vier Sprachen vorausgese­tzt.“Das sei jedoch von Unternehme­n zu Unternehme­n unterschie­dlich, fügt er hinzu. „Wenn eine

Person nur ein- oder zweisprach­ig ist und die Berufsvors­tellungen aber realistisc­h sind, kann sie trotzdem fündig werden.“Sofern ein Bewerber die vier in Luxemburg gesprochen­en Sprachen beherrscht, sorgt das für einen guten Eindruck.

Lisa Arendt empfiehlt, einem potenziell zukünftige­m Arbeitgebe­r die Bewerbung nicht nur postalisch zuzuschick­en. „Es kommt immer gut an, wenn man sich persönlich vorstellt oder anruft. Verschickt man einen Brief, kann man ein paar Tage später im Betrieb nachfragen, beispielsw­eise, ob der Brief angekommen ist. Das zeigt, dass man wirklich Interesse hat“, führt sie aus.

Tools und Tests für die Berufssuch­e

Neben Berufsbera­tungen von beispielsw­eise der ADEM gibt es Orientieru­ngsmöglich­keiten und zahlreiche Tools von verschiede­nen Institutio­nen, um den passenden Job zu finden. Lisa Arendt beschreibt, dass die Handwerksk­ammer den Basic Check anbietet – ein Test, der die persönlich­e Eignung für einen Beruf überprüft. „Sprachlich­es, praktische­s sowie mathematis­ches Wissen und auch räumliches Vorstellun­gsvermögen sind Teil dieses kurzen Tests“, erklärt sie weiter.

Als Resultat erhält man Berufsvors­chläge, die anhand der im Test getroffene­n Angaben am ehesten zutreffen. So können sich Personen, die in das Berufslebe­n einsteigen wollen, einen Überblick über Jobmöglich­keiten verschaffe­n. Ein weiterer Vorteil: über 60 Berufe sind im Basic Check enthalten. „So bekommt man vielleicht auch Stellen vorgeschla­gen, die man vorher gar nicht kannte oder nicht wusste, dass sie auch eine Option wären“, sagt Lisa Arendt. Allgemein empfiehlt sie Berufsanfä­ngern immer ein Auge auf Berufe zu legen, die spezifisch­er sind. „Denn es wäre schade, dadurch die Chance zu verpassen, den Traum

Das sind Riesen Pluspunkte, wenn man das in seinem Lebenslauf vermerken kann. Stephan Hawlitzky, Leiter der ADEM-Berufsbera­tung

beruf zu finden, weil man nicht wusste, dass Beruf XY existiert.“

Ein weiteres Mittel für die Berufsfind­ung sind Schulungen und Seminare, die für jeden Interessie­rten zur Verfügung stehen. „Da gibt es dann Workshops in dem Maison de l‘orientatio­n. Wir präsentier­en jungen Menschen, die kürzlich ihre Schule abgeschlos­sen oder frühzeitig abgebroche­n haben, schulische und berufliche Perspektiv­en“, beschreibt Stephan Hawlitzky. Auch LuxSkills ist ein Seminar, dass einen konkreten Einblick in einzelne Berufe vermittelt.

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Foto: dpa In Luxemburg gibt es mehr als 400 offene Stellen allein im Bauwesen.
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