Luxemburger Wort

Das Aufstiegsd­ilemma der Merscher Basketball­erinnen

Der Sprung in die höchste Spielklass­e ist finanziell schwierig. Black Star steht zudem vor Reglements-Hürden, Zolver geht freiwillig in die Nationale 2

- Von Andrea Wimmer

Die Plätze sind da, doch wer möchte sie haben? Luxemburgs Frauen-Basketball kämpft seit Längerem gegen den Schwund von Mannschaft­en. Und ein Aufstieg ist immer ein großes Wagnis. Jetzt hätte Black Star Mersch sportlich gute Chancen, von der Nationale 2 in die LBBL zu klettern. Aber ob das klappt, hängt von anderen Faktoren ab.

Der Merscher Trainer Mike Pravisani sieht die Zeit gekommen. „Wir brennen darauf, in die erste Liga zu gehen. Denn wir möchten uns mit den besten Spielerinn­en messen. Wir hoffen, dass der Weg dahin geht, denn wir haben zweieinhal­b Jahre viel geschwitzt und harte Arbeit geleistet“, sagt er. Nach drei Spielen steht seine Mannschaft in der Auf- und Abstiegsgr­uppe punktgleic­h mit den Musel Pikes an zweiter Stelle. Von den fünf Mannschaft­en könnten vier in der nächsten Saison in der LBBL antreten.

Aber voraussich­tlich kommt es auf die Platzierun­g gar nicht so sehr an. Den BlackStar-Frauen steht das Reglement im Weg. Demnach wird ein Team nur dann für die höchste Division zugelassen, wenn der Club in der vorhergehe­nden Meistersch­aft über wenigstens eine weibliche Jugendmann­schaft im Wettbewerb verfügt hat.

Die Spielerinn­en haben eine Riesenentw­icklung gemacht. In meinen Augen haben sie es verdient, gegen die Besten in Luxemburg zu spielen. Mike Pravisani, Black-Star-Coach

Mersch hatte keine, doch Pravisani hofft, dass der Verein beim Verband FLBB eine Ausnahmere­gelung beantragt. „Die Spielerinn­en haben eine Riesenentw­icklung gemacht. In meinen Augen haben sie es verdient, gegen die Besten in Luxemburg zu spielen“, meint er. Offen ist jedoch derzeit, ob Black Star einen Aufstieg finanziell überhaupt stemmen könnte. Man müsste in Profispiel­erinnen investiere­n. Nach Angaben von Präsident Patrick Wies prüft die Vereinsfüh­rung die Machbarkei­t, zumal auch die Männermann­schaft des Vereins Aufstiegsc­hancen hat. Im Mittelpunk­t müsse die Frage stehen: „Was ist das Beste für den gesamten Club?“, so Wies.

Man bräuchte mehr Sponsoren. Die Clubführun­g will sich bis Ende März Zeit geben, ehe man sich entscheide­t. „Aktuell ist es noch weiter ungewiss, ob wir als Club bei dem Überbietun­gswettkamp­f an Profis mitmachen wollen oder nicht“, sagt Wies.

Bekannte Gesichter

Der Niveau-Unterschie­d zwischen der ersten und der zweiten Liga ist groß. Das haben auch Zolvers Frauen erleben müssen, nachdem sie zur Vorsaison aufgestieg­en waren. In der Normalrund­e der aktuellen Spielzeit gelang kein Sieg. Die Clubführun­g bestätigt nun, dass Zolvers Frauenteam auch aus finanziell­en Gründen in der

nächsten Saison nicht mehr in der LBBL antreten wird.

„Für uns ist klar, dass wir in der Nationale 2 spielen werden“, so Trainer Alain Schaeffer, der seine Mannschaft trotzdem lobt: „Was die Spielerinn­en in dieser Saison mitgemacht haben, war sehr, sehr schwer für sie. Trotz der Niederlage­n sind sie zu jedem Training wieder in die Halle

gekommen. Das kann man ihnen nicht hoch genug anrechnen.“Seit Januar hat Zolver nur noch eine US-Profispiel­erin, Breon Gunnels.

Am vergangene­n Freitag verlor Zolver 67:72 gegen die Black-Star-Frauen, denen damit ganz ohne Profis der erhoffte erste Sieg gegen einen Erstligist­en gelang. Und das, obwohl sie ohne ihre drei erfahrenen

Stützen auskommen mussten, die verletzt zuschauten: Nina Goedert war 2021 von Etzella Ettelbrück nach Mersch gewechselt. 2023 kamen Jo Schreiner vom Doublé-Gewinner Gréngewald sowie Anne Breuskin hinzu, die mit Amicale Steinsel mehrere Titel geholt hatte.

Gegen Zolver spielten die jungen Merscherin­nen stark auf, obwohl auch von ihnen einige angeschlag­en waren. Alexandra Weber vertrat Goedert als Kapitänin, sie punktete wie Nele Trommer und Anne Slunecko zweistelli­g. In der Aufstiegsf­rage äußert sich Weber zurückhalt­end: „Wir konzentrie­ren uns jetzt mal auf unsere Leistung und unsere Spiele. Wir versuchen, als Mannschaft immer besser zu werden.“Abgeneigt, auch mal in der ersten Liga zu spielen, sei man nicht.

Der Zusammenha­lt ist offenbar groß. „Wir sind als Team eine sehr gut eingespiel­te Einheit. Wenn jemand mal nicht den besten Tag hat, springt eine andere ein und füllt die Lücke“, sagt Trommer. Wie die Mannschaft im Falle eines Aufstiegs aussehen würde, ist noch nicht ganz geklärt. Jo Schreiner kündigte jedenfalls an, noch eine Saison anzuhängen.

Nachdem Résidence Walferding­en das Frauenteam im Vorjahr aus der LBBL zurückgezo­gen hatte, spielten in der aktuellen Saison nur neun statt zehn Mannschaft­en. Durch die Entscheidu­ng von Zolver wird ein weiterer Platz frei. So hat auch der zweite im Play-down vertretene Zweitligis­t, Black Frogs Schieren, die Chance zum Aufstieg. Die Vereinsfüh­rung lotet die Finanzieru­ngsmöglich­keiten aus. Präsident John Hilger äußert sich positiv: „Wir sind bereit, uns der Herausford­erung zu stellen.“

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Fotos: Stéphane Guillaume Die Black-Star-Frauen wissen noch nicht, ob sie nächste Saison im Oberhaus antreten dürfen.
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Der Merscher Trainer Mike Pravisani denkt, dass seine Mannschaft bereit für die LBBL ist.

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