Das Aufstiegsdilemma der Merscher Basketballerinnen
Der Sprung in die höchste Spielklasse ist finanziell schwierig. Black Star steht zudem vor Reglements-Hürden, Zolver geht freiwillig in die Nationale 2
Die Plätze sind da, doch wer möchte sie haben? Luxemburgs Frauen-Basketball kämpft seit Längerem gegen den Schwund von Mannschaften. Und ein Aufstieg ist immer ein großes Wagnis. Jetzt hätte Black Star Mersch sportlich gute Chancen, von der Nationale 2 in die LBBL zu klettern. Aber ob das klappt, hängt von anderen Faktoren ab.
Der Merscher Trainer Mike Pravisani sieht die Zeit gekommen. „Wir brennen darauf, in die erste Liga zu gehen. Denn wir möchten uns mit den besten Spielerinnen messen. Wir hoffen, dass der Weg dahin geht, denn wir haben zweieinhalb Jahre viel geschwitzt und harte Arbeit geleistet“, sagt er. Nach drei Spielen steht seine Mannschaft in der Auf- und Abstiegsgruppe punktgleich mit den Musel Pikes an zweiter Stelle. Von den fünf Mannschaften könnten vier in der nächsten Saison in der LBBL antreten.
Aber voraussichtlich kommt es auf die Platzierung gar nicht so sehr an. Den BlackStar-Frauen steht das Reglement im Weg. Demnach wird ein Team nur dann für die höchste Division zugelassen, wenn der Club in der vorhergehenden Meisterschaft über wenigstens eine weibliche Jugendmannschaft im Wettbewerb verfügt hat.
Die Spielerinnen haben eine Riesenentwicklung gemacht. In meinen Augen haben sie es verdient, gegen die Besten in Luxemburg zu spielen. Mike Pravisani, Black-Star-Coach
Mersch hatte keine, doch Pravisani hofft, dass der Verein beim Verband FLBB eine Ausnahmeregelung beantragt. „Die Spielerinnen haben eine Riesenentwicklung gemacht. In meinen Augen haben sie es verdient, gegen die Besten in Luxemburg zu spielen“, meint er. Offen ist jedoch derzeit, ob Black Star einen Aufstieg finanziell überhaupt stemmen könnte. Man müsste in Profispielerinnen investieren. Nach Angaben von Präsident Patrick Wies prüft die Vereinsführung die Machbarkeit, zumal auch die Männermannschaft des Vereins Aufstiegschancen hat. Im Mittelpunkt müsse die Frage stehen: „Was ist das Beste für den gesamten Club?“, so Wies.
Man bräuchte mehr Sponsoren. Die Clubführung will sich bis Ende März Zeit geben, ehe man sich entscheidet. „Aktuell ist es noch weiter ungewiss, ob wir als Club bei dem Überbietungswettkampf an Profis mitmachen wollen oder nicht“, sagt Wies.
Bekannte Gesichter
Der Niveau-Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Liga ist groß. Das haben auch Zolvers Frauen erleben müssen, nachdem sie zur Vorsaison aufgestiegen waren. In der Normalrunde der aktuellen Spielzeit gelang kein Sieg. Die Clubführung bestätigt nun, dass Zolvers Frauenteam auch aus finanziellen Gründen in der
nächsten Saison nicht mehr in der LBBL antreten wird.
„Für uns ist klar, dass wir in der Nationale 2 spielen werden“, so Trainer Alain Schaeffer, der seine Mannschaft trotzdem lobt: „Was die Spielerinnen in dieser Saison mitgemacht haben, war sehr, sehr schwer für sie. Trotz der Niederlagen sind sie zu jedem Training wieder in die Halle
gekommen. Das kann man ihnen nicht hoch genug anrechnen.“Seit Januar hat Zolver nur noch eine US-Profispielerin, Breon Gunnels.
Am vergangenen Freitag verlor Zolver 67:72 gegen die Black-Star-Frauen, denen damit ganz ohne Profis der erhoffte erste Sieg gegen einen Erstligisten gelang. Und das, obwohl sie ohne ihre drei erfahrenen
Stützen auskommen mussten, die verletzt zuschauten: Nina Goedert war 2021 von Etzella Ettelbrück nach Mersch gewechselt. 2023 kamen Jo Schreiner vom Doublé-Gewinner Gréngewald sowie Anne Breuskin hinzu, die mit Amicale Steinsel mehrere Titel geholt hatte.
Gegen Zolver spielten die jungen Merscherinnen stark auf, obwohl auch von ihnen einige angeschlagen waren. Alexandra Weber vertrat Goedert als Kapitänin, sie punktete wie Nele Trommer und Anne Slunecko zweistellig. In der Aufstiegsfrage äußert sich Weber zurückhaltend: „Wir konzentrieren uns jetzt mal auf unsere Leistung und unsere Spiele. Wir versuchen, als Mannschaft immer besser zu werden.“Abgeneigt, auch mal in der ersten Liga zu spielen, sei man nicht.
Der Zusammenhalt ist offenbar groß. „Wir sind als Team eine sehr gut eingespielte Einheit. Wenn jemand mal nicht den besten Tag hat, springt eine andere ein und füllt die Lücke“, sagt Trommer. Wie die Mannschaft im Falle eines Aufstiegs aussehen würde, ist noch nicht ganz geklärt. Jo Schreiner kündigte jedenfalls an, noch eine Saison anzuhängen.
Nachdem Résidence Walferdingen das Frauenteam im Vorjahr aus der LBBL zurückgezogen hatte, spielten in der aktuellen Saison nur neun statt zehn Mannschaften. Durch die Entscheidung von Zolver wird ein weiterer Platz frei. So hat auch der zweite im Play-down vertretene Zweitligist, Black Frogs Schieren, die Chance zum Aufstieg. Die Vereinsführung lotet die Finanzierungsmöglichkeiten aus. Präsident John Hilger äußert sich positiv: „Wir sind bereit, uns der Herausforderung zu stellen.“