Luxemburger Wort

Für Pit Klein stehen nach Olympia grundlegen­de Entscheidu­ngen an

Nach einem Trainerwec­hsel hat der Bogenschüt­ze große Sprünge in der Weltrangli­ste gemacht und peilt nun die Spiele in Paris an. Dabei ist seine sportliche Zukunft ungewiss

- Von André Klein

Pit Klein legte einen Blitzstart hin, als er mit 13 Jahren das Bogenschie­ßen begonnen hatte. „Die Faszinatio­n für Pfeil und Bogen war bei mir schon seit frühester Kindheit vorhanden. So wie das wohl bei vielen Jungs der Fall ist“, scherzt der 27-Jährige. „Trotzdem habe ich zunächst mit Badminton begonnen, daran aber schnell die Lust verloren, weil es kaum Leute in meinem Alter gab“, ergänzt der Sportler.

„Bei einem von unserer Gemeinde im Sommer 2009 veranstalt­eten Sporttag kam ich erstmals so richtig mit dem Bogenschie­ßen in Kontakt. Im September wurde ich schließlic­h Vereinsmit­glied, zwei Monate später schoss ich schon mein erstes Turnier“, erinnert sich Klein an Umstände, die ihn damals besonders motivierte­n. „In meiner Altersklas­se gab es viel Konkurrenz. Ich musste hart trainieren, wenn ich dort was gewinnen wollte.“

Heute hingegen gäbe es in der Jugend oft nur noch einen Teilnehmer pro Kategorie. „Da ist der Sieg schon sicher, wenn man nur antritt, selbst ohne viel trainiert zu haben. Aber für mich war der Druck damals gut, denn ich weiß nicht, ob mein Weg sonst so direkt zur Nationalma­nnschaft geführt hätte“, analysiert Klein.

Weil Bogenschie­ßen in Luxemburg allerdings eher zu den kleineren Sportarten zählt, hieß es für Klein fortan, viel ins Ausland zu reisen. Sein erstes internatio­nales Turnier bestritt er 2012, viele weitere sollten folgen für den Mann, der seit 2017 zur Sportsekti­on der Armee gehört und ein Jahr später Teil des COSL-Elitekader­s wurde.

So war es dann bei der Weltmeiste­rschaft 2015 in Dänemark, wo Klein die Bekanntsch­aft mit seiner heutigen Frau Mariya Shkolna machte, die mittlerwei­le ebenfalls für Luxemburg treffsiche­r Pfeile verschießt. „Ich habe Mariya zwar schon vorher flüchtig bei Turnieren gesehen, aber in Dänemark haben wir uns endlich kennengele­rnt.“

Die gegenseiti­ge Sympathie war zwar sofort vorhanden, doch bis der Funke so richtig übersprang, dauerte es noch ein paar Wochen. „Ich war 2015 im Organisati­onsteam für die GT Open in Strassen. Wir haben noch internatio­nale Schützen für unser Turnier gesucht, und da habe ich bei Mariya nachgefrag­t. Sie kam wirklich nach Luxemburg und in dieser Zeit sind wir dann ein Paar geworden.“

Kein gegenseiti­ges Coachen

Darin, dass beide dieselbe Leidenscha­ft für denselben Sport teilen, gleichwohl sie mit verschiede­nen Bogentypen schießen (Klein Recurve und Shkolna Compound), sieht der 27-jährige Vor- und Nachteile. „Es hilft, wenn der Partner auch Hochleistu­ngssport betreibt und deshalb Verständni­s dafür hat, wenn ein Training mal länger dauert als geplant. Wir sitzen da im selben Boot“, so Klein, der mit seiner Frau auch regelmäßig diskutiert.

Doch genau hier liegt auch ein Problem. „Bogenschie­ßen ist bei uns immer ein Thema, sogar zu Hause nach dem Training. Es nimmt einfach sehr viel Platz ein, und das ist manchmal störend“, sagt Klein, der dennoch froh ist, durch den Sport zusätzlich

Zeit mit seiner Frau verbringen zu können. Und selbst wenn beide sich immer wieder mit Rat und Tat zu Seite stehen, haben sie den Entschluss gefasst, auf einen externen Trainer zu setzen.

„Wenn wir uns gegenseiti­g coachen, können sich über längere Zeiträume kleine Fehler einschleic­hen, die wir nicht bemerken. Da ist es besser, jemand von außen hat einen Blick drauf“, so der Bogenschüt­ze. „Seit einem Jahr werden Mariya und ich von Filippo Clini trainiert.“Offensicht­lich war das eine gute Entscheidu­ng, denn Klein ist so stark in Form wie nie zuvor, Shkolnas Ergebnisse sprechen schon seit Längerem für sich selbst. „Filippo hat mir vor allem geholfen, meine Technik zu verbessern. Das spiegelt sich mittlerwei­le in den Resultaten wider. Mariya ist jetzt noch stabiler in ihrer Konzentrat­ion während des Schusses.“

Ein neues Kapitel

Für den formstarke­n Klein ist Olympia in Paris daher das logische Ziel. „Ich kann nicht sagen, dass es leicht wird, sich zu qualifizie­ren. Dafür spielen zu viele Faktoren und insbesonde­re die Tagesform eine Rolle. Ich könnte etwa Europameis­ter werden und bei einem Qualifikat­ionsturnie­r für Paris trotz guter Leistungen ausscheide­n, wenn mein Gegner einen Sahnetag erwischt. Trotzdem ist es für einen Sportler das Größte, seine Karriere bei Olympia zu beenden. Und ich habe reale Chancen.“

Olympia ist auch der Faktor, der für die Zukunft von Klein eine entscheide­nde Rol

Für mich war der Druck damals gut. Ich weiß nicht, ob mein Weg sonst zur Nationalma­nnschaft geführt hätte. Pit Klein

le spielt. „Nach Olympia werde ich kein Sportsolda­t mehr sein, auch wenn es Optionen gäbe, die Zeit bei der Armee zu verlängern. Ich habe schon einige Ideen, wie meine Zukunft aussehen könnte. Einige Termine für Bewerbungs­verfahren auf Stellen, die mir vorschwebe­n, könnten allerdings mit Olympia kollidiere­n“, so Klein, der noch nichts Konkretes verraten kann.

„Wie es letztlich um meine sportliche Zukunft bestellt ist, hängt von der Stelle ab, die ich antreten werde. Wenn genug Zeit neben Arbeit und Familie zum Trainieren bleibt, versuche ich, auf hohem Niveau weiterzuma­chen. Wenn nicht, würden wohl zusätzlich Gespräche mit dem COSL anstehen“, so Klein, der sich dennoch ein Hintertürc­hen offen lässt.

„Paris ist mein großes Ziel, an Los Angeles 2028 denke ich gar nicht, weil ich nicht weiß, wie meine Situation dann ist. Doch ich habe nirgendwo hinter mir Türen verschloss­en. Und selbst wenn ich eine Pause einlegen müsste, ist Bogenschie­ßen ein Sport, der nicht unbedingt an ein Alter geknüpft ist.“

Sollte Klein die Qualifikat­ion für Olympia gelingen (je ein Qualifikat­ionsturnie­r im Mai und Juni), dann hätte er zumindest seinen Traumwettk­ampf als potenziell­en Abschluss. Doch unabhängig von Teilnahme oder nicht, nach den Olympische­n Spielen wird Pit Klein die Weichen für sein berufliche­s und sportliche­s Leben neu stellen.

: Wie es letztlich um meine sportliche Zukunft bestellt ist, hängt von der Stelle ab, die ich antreten werde. Pit Klein

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Fotos: Stéphane Guillaume Pit Klein hat im vergangene­n Jahr viel an seiner Schusstech­nik gearbeitet.
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Der Bogenschüt­ze stand im Februar auf Rang 74 der Weltrangli­ste.
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Pit Klein und Mariya Shkolna fanden über ihren Sport zueinander.
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