Luxemburger Wort

Wenn Seriensieg­er mal verlieren

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Man sollte ja nicht allzu neugierig den Gesprächen anderer Leute zuhören, aber wenn sie einem förmlich aufgedräng­t werden, weil sie direkt neben einem stattfinde­n, dann hört man dennoch hin, gewollt oder nicht. Die Aufmerksam­keit erhöht sich besonders, wenn das Thema interessan­t erscheint. So wie neulich im Fitnessstu­dio. Auf der Maschine neben mir trainierte eine etwas ältere Dame, sie mag gut und gerne 70 gewesen sein.

Während sie gemächlich ihre Übung absolviert­e, unterhielt sie sich mit einem Fitnesscoa­ch über Bundesliga­fußball. Da staunte ich nicht schlecht. Und meine Aufmerksam­keit steigerte sich umso mehr, als sie tatsächlic­h über Bayern München redeten. „Jetzt haben die schon dreimal hintereina­nder verloren, daran kann ich mich nicht erinnern. Das ist für mich unverständ­lich, die spielen sicher gegen den Trainer“, hörte ich die Dame sagen.

Meine Aufmerksam­keit steigerte sich umso mehr, als sie tatsächlic­h über Bayern München redeten.

„Na, so was gibt es doch nicht im Profifußba­ll, die Spieler würden sich doch ins eigene Fleisch schneiden“, meinte daraufhin der Coach. „Ich weiß nicht“, erwiderte die Dame.

„Die können doch nicht das Spielen verlernt haben, sie gewinnen doch sonst immer. Gegen Mannschaft­en aus dem unteren Tabellenbe­reich müssen die sich doch behaupten, selbst wenn einige wichtige Spieler verletzt fehlen.“„Ist auch Kopfsache“, gab ihr Gesprächsp­artner zu bedenken.

„Wenn der Wurm einmal drin ist, ist er halt nicht mehr so leicht herauszube­kommen.“- „Ja, der Wurm, der ist jetzt auch bei mir drin“, meinte die sympathisc­he Dame und scherzte in perfektem Trapattoni-Deutsch: „Ich habe fertig.“Obwohl ich die Dame fast jeden Tag im Fitnessstu­dio sehe, habe ich noch nie ein Wort mit ihr geredet. Der Stummfilm zwischen uns ist aber nun beendet. Schließlic­h haben wir eine gemeinsame Leidenscha­ft … Nico

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