Tod im Betonbett der Petruss
Nach einer Auseinandersetzung in Hollerich wird ein 38-jähriger Mann 600 Meter weit vom Wasser mitgerissen und stirbt. Ein 32-jähriger Bekannter des Opfers wird festgenommen
Es ist wahrlich kein Ort, an dem man sterben möchte. Und doch sind hier innerhalb eines halben Jahres zwei Menschen auf grausame Weise ums Leben gekommen.
Dies ist die Kehrseite des Petrusstals. Fernab vom Glanz der bevorstehenden nationalen Gartenschau Luga2025, abseits einer Großbank und moderner Wohnblocks leben hier auch Menschen am Rande der Gesellschaft – zum Teil in Zelten, umgeben von Unrat. Wer hier den Wegen am Ufer der Uewerpéitruss folgt, sollte aufpassen, nicht in gebrauchte Spritzen, menschliche Exkremente oder Glasscherben zu treten. Doch die tödliche Gefahr ist hier offensichtlich eine andere.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hört ein Wachmann einer mobilen Obdachlosenunterkunft an der Rue de Hollerich kurz nach 1 Uhr ungewöhnliche Geräusche. Die Gäste in dem umgebauten Kühlwagen schlafen tief und fest und bemerken davon offenbar nichts. Als der pflichtbewusste Mann nach dem Rechten sehen will, bemerkt er auf dem Parkplatz zwei Männer, die sich heftig streiten und auch handgreiflich werden. Die Auseinandersetzung scheint so heftig gewesen zu sein, dass er beschließt, die Polizei zu rufen.
Eine Leitplanke, eine Böschung und fünf Meter Tiefe
Am Ende des Parkplatzes befindet sich eine kniehohe Leitplanke, gut zwei Meter weiter geht die steile, schlammige Böschung in eine fünf Meter tiefe Steinkorbwand über.
Hier schlägt kurz nach dem Notruf des Sicherheitspersonals ein 38-jähriger Mann mit voller Wucht auf dem Betonbett der Petruss auf. Durch die Regenfälle der letzten Tage führt der Bach viel Wasser. Die Strömung reißt den vermutlich bewusstlosen Verunglückten 600 Meter weit mit. Polizisten bergen ihn schließlich kurze Zeit später vor der Brücke, wo die Rue de la Vallée, die Rue de la Semois und die Rue d‘Anvers zusammentreffen.
Bis zum Eintreffen des Notarztes versuchen die Polizisten, den Mann wiederzubeleben. Die Bemühungen bleiben jedoch erfolglos. Der Mann stirbt noch am Fundort.
Der Mann, der mit dem Opfer in Streit geraten war, wird festgenommen. Am Mittwochnachmittag ist der 32-Jährige dem Haftrichter vorgeführt worden. Diese Anhörung dauerte am Abend noch an. Wie es zu dem tödlichen Sturz kommen konnte, ist Gegenstand der Ermittlungen der Mordkommission der Kriminalpolizei. Die Spurensicherung war bereits am frühen Mittwochmorgen im Einsatz. Beide Beteiligte sind rumänische Staatsbürger.
Tödlicher Vorfall bereits im September
An gleicher Stelle, zwischen der Tankstelle am Salzhof und dem Parkplatz hinter der Kirche, war bereits vor einem halben Jahr, am 13. September, ein 59-jähriger Mann ums Leben gekommen. Auch er war nach damaligen Erkenntnissen abgestürzt.
Damals verbreitete sich ein Tiktok-Video, in dem zu sehen war, wie Polizisten den Mann aus dem Bett der Petruss bargen und mit aller Kraft versuchten, ihn wiederzubeleben. Der Mann konnte jedoch nicht gerettet werden. Hinweise auf ein Fremdverschulden lagen zu diesem Zeitpunkt nicht vor.
Nach offiziell unbestätigten Angaben soll es sich bei dem Toten von September um einen Obdachlosen mit Krücke handeln, der an der Ampel am Salzhaff in Hollerich zu betteln pflegte.