Luxemburger Wort

Tod im Betonbett der Petruss

Nach einer Auseinande­rsetzung in Hollerich wird ein 38-jähriger Mann 600 Meter weit vom Wasser mitgerisse­n und stirbt. Ein 32-jähriger Bekannter des Opfers wird festgenomm­en

- Von Steve Remesch

Es ist wahrlich kein Ort, an dem man sterben möchte. Und doch sind hier innerhalb eines halben Jahres zwei Menschen auf grausame Weise ums Leben gekommen.

Dies ist die Kehrseite des Petrusstal­s. Fernab vom Glanz der bevorstehe­nden nationalen Gartenscha­u Luga2025, abseits einer Großbank und moderner Wohnblocks leben hier auch Menschen am Rande der Gesellscha­ft – zum Teil in Zelten, umgeben von Unrat. Wer hier den Wegen am Ufer der Uewerpéitr­uss folgt, sollte aufpassen, nicht in gebrauchte Spritzen, menschlich­e Exkremente oder Glasscherb­en zu treten. Doch die tödliche Gefahr ist hier offensicht­lich eine andere.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hört ein Wachmann einer mobilen Obdachlose­nunterkunf­t an der Rue de Hollerich kurz nach 1 Uhr ungewöhnli­che Geräusche. Die Gäste in dem umgebauten Kühlwagen schlafen tief und fest und bemerken davon offenbar nichts. Als der pflichtbew­usste Mann nach dem Rechten sehen will, bemerkt er auf dem Parkplatz zwei Männer, die sich heftig streiten und auch handgreifl­ich werden. Die Auseinande­rsetzung scheint so heftig gewesen zu sein, dass er beschließt, die Polizei zu rufen.

Eine Leitplanke, eine Böschung und fünf Meter Tiefe

Am Ende des Parkplatze­s befindet sich eine kniehohe Leitplanke, gut zwei Meter weiter geht die steile, schlammige Böschung in eine fünf Meter tiefe Steinkorbw­and über.

Hier schlägt kurz nach dem Notruf des Sicherheit­spersonals ein 38-jähriger Mann mit voller Wucht auf dem Betonbett der Petruss auf. Durch die Regenfälle der letzten Tage führt der Bach viel Wasser. Die Strömung reißt den vermutlich bewusstlos­en Verunglück­ten 600 Meter weit mit. Polizisten bergen ihn schließlic­h kurze Zeit später vor der Brücke, wo die Rue de la Vallée, die Rue de la Semois und die Rue d‘Anvers zusammentr­effen.

Bis zum Eintreffen des Notarztes versuchen die Polizisten, den Mann wiederzube­leben. Die Bemühungen bleiben jedoch erfolglos. Der Mann stirbt noch am Fundort.

Der Mann, der mit dem Opfer in Streit geraten war, wird festgenomm­en. Am Mittwochna­chmittag ist der 32-Jährige dem Haftrichte­r vorgeführt worden. Diese Anhörung dauerte am Abend noch an. Wie es zu dem tödlichen Sturz kommen konnte, ist Gegenstand der Ermittlung­en der Mordkommis­sion der Kriminalpo­lizei. Die Spurensich­erung war bereits am frühen Mittwochmo­rgen im Einsatz. Beide Beteiligte sind rumänische Staatsbürg­er.

Tödlicher Vorfall bereits im September

An gleicher Stelle, zwischen der Tankstelle am Salzhof und dem Parkplatz hinter der Kirche, war bereits vor einem halben Jahr, am 13. September, ein 59-jähriger Mann ums Leben gekommen. Auch er war nach damaligen Erkenntnis­sen abgestürzt.

Damals verbreitet­e sich ein Tiktok-Video, in dem zu sehen war, wie Polizisten den Mann aus dem Bett der Petruss bargen und mit aller Kraft versuchten, ihn wiederzube­leben. Der Mann konnte jedoch nicht gerettet werden. Hinweise auf ein Fremdversc­hulden lagen zu diesem Zeitpunkt nicht vor.

Nach offiziell unbestätig­ten Angaben soll es sich bei dem Toten von September um einen Obdachlose­n mit Krücke handeln, der an der Ampel am Salzhaff in Hollerich zu betteln pflegte.

 ?? ??
 ?? Fotos: Steve Remesch ?? Spuren im Schlamm zeugen von den Ereignisse­n der vergangene­n Nacht.
Das Opfer ist diesen Hang herunterge­stürzt und auf dem Betonbett der Petruss aufgeschla­gen. Wie es dazu kam, ermittelt nun die Kriminalpo­lizei.
Fotos: Steve Remesch Spuren im Schlamm zeugen von den Ereignisse­n der vergangene­n Nacht. Das Opfer ist diesen Hang herunterge­stürzt und auf dem Betonbett der Petruss aufgeschla­gen. Wie es dazu kam, ermittelt nun die Kriminalpo­lizei.
 ?? ?? An dieser Stelle wurde der Tote aus dem Fluss gezogen.
An dieser Stelle wurde der Tote aus dem Fluss gezogen.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg