Glückselige Saarbrücker stehen „mit einem Bein in Berlin“
Das Wunder geht weiter: Nach Karlsruhe, den Bayern und Frankfurt wirft der deutsche Drittligist auch Mönchengladbach aus dem DFB-Pokal. Das Finale ist nun ganz nah
Nach der rauschenden Pokalnacht gegen Borussia Mönchengladbach steigt beim Überraschungsteam 1. FC Saarbrücken die Vorfreude auf das Derby im Halbfinale gegen Kaiserslautern. „Das wird richtig krass, hier daheim gegen Lautern zu spielen, im DFB-Pokal-Halbfinale. Es ist unbeschreiblich, da fehlen einem die Worte“, sagte Trainer Rüdiger Ziehl sichtlich ergriffen.
Dem 46-Jährigen waren die Emotionen nach dem sensationellen 2:1-Triumph im Viertelfinale gegen den Bundesligisten aus Mönchengladbach anzusehen. Wie seinen erschöpften Spielern standen ihm Tränen in den Augen. Erneut war der Drittligist über sich selbst herausgewachsen und hatte wie schon zuvor gegen Bayern München das Spiel in der Nachspielzeit durch Kai Brünker (90.+3.‘) entschieden.
Ziehl hatte auf dem tiefen und wasserdurchtränkten Rasen nicht mehr damit gerechnet und sich schon auf eine Verlängerung eingestellt. „Weil es so schwer war, noch mal nach vorn zu kommen. Das war eine reine Willensleistung, die waren alle stehend K.-o. Von außen sah der Rasen
schon schlimm aus, wenn man nach dem Spiel draufgeht, ist es eine Katastrophe“, sagte Ziehl.
Brünker lobte die „Mentalitätsmonster“im Team. „Jetzt peilen wir Berlin an, wir wollen dahin. Hammergeil, dass die Reise weitergeht“, sagte der Siegtorschütze. Zuvor hatte vor 15.903 Zuschauern im ausverkauften Ludwigsparkstadion der ehemalige Differdinger Amine Naïfi (11.‘) den frühen Rückstand durch Robin Hack (8.‘) egalisiert. Nun geht es im Derby am Dienstag, dem 2. April (20.45 Uhr), um das Endspielticket in Berlin.
Dass die Erwartungen nach dem Pokalcoup in Saarbrücken in den Himmel schießen, weiß Ziehl. Der Realist versucht daher, diese etwas zu dämpfen. Schon vor dem Viertelfinale habe die Meinung geherrscht, Gladbach sei zu machen. „Ich weiß auch jetzt, was von außen kommen wird: Kaiserslautern ist ein Zweitligist, da gewinnen wir sowieso“, sagte Ziehl mit einem Lächeln. „Wir wissen aber schon, wie wir in der Liga stehen und was wir nicht so gut machen. Wir freuen uns einfach auf das Spiel und genießen“, sagte der Trainer des Drittliga-Neunten.
Für die Pokal-Wundermannschaft gibt es nach den Siegen gegen den Karlsruher SC, den FC Bayern, Eintracht Frankfurt und nun gegen Gladbach nur noch ein Ziel: das Finale. Sie weiß aber um die Besonderheit des Duells gegen den FCK. „Es ist ein K.-o.-Spiel, da geht es um alles. Mit der Brisanz des Derbys ist das Spiel noch einmal ein bisschen mehr geladen. Da freuen wir uns drauf und hoffen, dass wir die Runde weiterkommen“, sagte Mittelfeldspieler Patrick Sontheimer. In den kommenden Wochen wird die Partie unter den Sportbegeisterten der Region, die nach sportlichen Erfolgen lechzt, das Hauptthema sein. „Das Weiterkommen bedeutet enorm viel. Man merkt, was hier los ist. Die Leute haben Bock, und ich glaube, durch das Derby wird noch mehr Euphorie in der Stadt aufkommen. Wir leben es gerade“, sagte Sontheimer.
Eine besondere Vorfreude auf das Duell mit den Roten Teufeln spürt Marcel Gaus. Der 34-Jährige spielte zwischen 2013 und 2017 vier Jahre für den FCK. „Für mich wird es noch einmal spezieller, weil ich dort einige Zeit verbracht habe. Aber so weit sind wir noch nicht. Jetzt genießen wir erst einmal“, sagte der Defensivspieler.
Wie das aussieht, verriet Gaus kurz nach Abpfiff. „Man muss Feste feiern und den Moment genießen. Denn wann kommt man schon mal ins Halbfinale des DFB-Pokals? Wenn man das nicht genießt, dann kann man auch aufhören. Ich hoffe, das Fußballmärchen geht weiter“, sagte er. Bis weit nach Spielende waren die Bässe im Kabinentrakt zu hören, danach ging die Party noch andernorts weiter. dpa
: Wir wissen aber schon, wie wir in der Liga stehen und was wir nicht so gut machen. Wir freuen uns einfach auf das Spiel und genießen. Rüdiger Ziehl, Trainer des 1. FC Saarbrücken