Luxemburger Wort

15-Milliarden-Dollar-Fonds für Ukraine-Wiederaufb­au soll nach Luxemburg

Eine Gruppe privater Investoren um BlackRock will im Großherzog­tum einen Fonds ins Leben rufen und sucht nach weiteren Geldgebern

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Ein Programm für Privatinve­storen, das den Wiederaufb­au der Ukraine unterstütz­en soll, zielt darauf ab, mithilfe staatliche­r Stellen und der Kapitalmär­kte Mittel in Höhe von 15 Milliarden Dollar bereitzust­ellen.

Der Entwicklun­gsfonds für die Ukraine ist auf dem besten Weg, mindestens 500 Millionen Dollar von Ländern, Entwicklun­gsbanken und anderen Zuschussge­bern sowie zwei Milliarden Dollar von privaten Investoren zu erhalten, so Philipp Hildebrand, stellvertr­etender Vorsitzend­er von BlackRock und einer der Finanziers, die die Gespräche führen.

Damit könnte ein Konsortium aus Eigenkapit­al- und Fremdkapit­alinvestor­en gebildet werden, das den Wiederaufb­au der Ukraine mit mindestens 15 Milliarden US-Dollar finanziere­n könnte, so Hildebrand. Die Gesamtkost­en für den Wiederaufb­au der Ukraine nach dem Einmarsch Russlands wurden von der Weltbank und anderen im letzten Monat auf fast 500 Milliarden Dollar geschätzt.

Hildebrand sagte, der neue Fonds stelle einen „ziemlich großen Teil“der 80 Milliarden Dollar dar, die nach Schätzunge­n der Internatio­nal Finance Corporatio­n vom Privatsekt­or finanziert werden könnten. Die ukrainisch­e Regierung und Finanzunte­rnehmen haben anderthalb Jahre lang Gespräche über die Förderung von Privatinve­stitionen geführt.

Standort Luxemburg

Laut Hildebrand wird der Entwicklun­gsfonds wahrschein­lich in Luxemburg mit einem Investitio­nsausschus­s sowie Analysten registrier­t werden. Ziel sei es, eine der größten öffentlich-privaten Kooperatio­nen aller Zeiten zu schaffen, ähnlich der deutschen KfW, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde, oder der Climate Finance Partnershi­p zwischen BlackRock und mehreren Regierunge­n im Jahr 2021, sagte er.

Der Fonds wird vorrangig in den Schlüssels­ektoren Landwirtsc­haft, Industrie, Infrastruk­tur und Energie eingesetzt. Von den 200 geprüften Projekten wurden bisher etwa 20 als realisierb­ar eingestuft. Neben dem Fonds wird es eine „Projektvor­bereitungs­einrichtun­g“geben, die sich der Suche nach investierb­aren Ideen widmet, um eine Pipeline für Investoren zu schaffen. Die Kosten des Fonds werden aus den Investitio­nserträgen gedeckt, so Hildebrand.

Die Financial Markets Advisory Group von BlackRock hat fünf Mitarbeite­r für den Fonds abgestellt, neben Mitarbeite­rn von JPMorgan Chase. Beide Institutio­nen arbeiten unentgeltl­ich. Der ukrainisch­e Präsident Volodymyr Selenskyj traf sich im Januar auf dem Weltwirtsc­haftsforum in Davos mit einer Gruppe hochrangig­er Wirtschaft­svertreter, um zu versuchen, die Unterstütz­ung der Wirtschaft für das Land zu stärken.

Gescheiter­te Offensive hemmt Investitio­nen

Vor einem Jahr bereiteten sich die Investoren darauf vor, Gelder in die Ukraine zu investiere­n, als die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Krieges durch die Gegenoffen­sive aufkam – aber als die militärisc­he Kampagne ins Stocken geriet, verlangsam­te sich die Investitio­nsplanung, so mehrere mit der Angelegenh­eit vertraute Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten.

Investoren, die die Situation beobachten, sind sich auch bewusst, dass große Teile der ukrainisch­en Fachkräfte – insbesonde­re in Bereichen wie der Technologi­e – entweder weggezogen sind oder an der Front kämpfen.

Private Investoren benötigen „die Einstellun­g der Feindselig­keiten oder zumindest eine Friedenspe­rspektive“, so Hildebrand. In der Zwischenze­it liegt der Schwerpunk­t darauf, „operativ bereit zu sein, für den Tag, an dem man anfangen kann, Kapital einzusetze­n“. Bloomberg

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Foto: AFPTV/AFP Die Kosten für den Wiederaufb­au werden auf etwa 500 Milliarden US-Dollar geschätzt. Ein Teil davon muss von Privatfirm­en kommen.

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