RTL Group startet mit weniger Gewinn ins Jahr 2024
Der Medienkonzern will nach einem schwierigen Jahr wieder wachsen. Konzernchef Thomas Rabe kündigt an, das Unternehmen zu verlassen
Große Bilanzpräsentation der RTL-Group mit Aus- und Rückblick auf die Unterhaltungsjahre 2023 und 2024 – und etwas gedämpfter Euphorie: In diesem Jahr dürfte der operative Gewinn nur im Bestfall leicht zulegen, wie die Bertelsmann-Tochter gestern in Luxemburg mitteilte. Demnach soll der Konzernumsatz ohne Berücksichtigung des Sendergeschäftes in den Niederlanden für 2024 steigen. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) dürfte bei 700 bis 800 Millionen Euro liegen.
Umsatz der RTL-Group in Luxemburg: rund 79 Millionen Euro
Für 2023 wies der Konzern gut 6,2 Milliarden Euro Umsatz und einen Betriebsgewinn von 782 Millionen Euro aus, nachdem die Werbeflaute in Europa deutlich die Geschäfte ausgebremst hatte. 2022 hatte das Unternehmen noch 922 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.
Was die Aktivitäten der Gruppe in Luxemburg anbelangt, so sind dem Bilanzbericht keine Zahlen zu entnehmen. Diese Zahlen würden erst in den kommenden Tagen bekanntgegeben. Wie ein Unternehmenssprecher aber dem „Luxemburger Wort“gegenüber ausführte, würde sich der Umsatz der RTLGroup in Luxemburg auf rund 79 Millionen Euro belaufen.
Unter dem Strich verdiente der MDax-Konzern mit 483 Millionen Euro fast ein Viertel weniger. Seinen Aktionären will RTL für 2023 eine Dividende von 2,75 Euro je Anteil zahlen nach 4,00 Euro im Jahr zuvor.
Die Zukunftspläne der Gruppe
RTL hatte Mitte Dezember den Verkauf seiner Sender in den Niederlanden an DPG Media angekündigt, bis Mitte 2024 soll der Deal abgeschlossen sein. RTL will damit 1,1 Milliarden Euro einnehmen. Ursprünglich wollte der Konzern die dortigen TV-Geschäfte mit Talpa Network zusammenlegen, was auf den Widerstand der Wettbewerbsbehörde stieß.
Die RTL Group wird in den Niederlanden mit anderen Geschäften weiter präsent sein, etwa mit ihrer Produktionstochter Fremantle. Diese dürfte ihr Gesamtumsatzziel von drei Milliarden Euro womöglich erst 2026 erreichen – bislang wollten die Manager dies ein Jahr früher schaffen.
Bereits im August 2023 unterzeichnete der RTL-Deutschland-Werbevermarkter Ad Alliance einen Vertrag zur Übernahme der Werbevermarktung des digitalen Portfolios von Bauer Advance ab dem 1. Januar 2024.
Im März 2024 wurde die Vereinbarung dahingehend erweitert, dass ab dem 1. Januar 2025 auch der Anzeigenverkauf des Printportfolios von Bauer Advance übernommen wird. Die Partnerschaft umfasst alle Marken der Bauer Media Group.
Im Dezember 2023 kündigten Sky Deutschland und RTL Deutschland eine strategische zweijährige Content-Partnerschaft an, um den deutschen Zuschauern Zugang zu noch mehr Live-Sport zu bieten. Dazu gehören die Sublizenzierung von sieben Formel-1-Rennen, ein Spiel der englischen Premier League pro Spielwoche auf RTL+ und drei Konferenzübertragungen der 2. Bundesliga für RTL Deutschland. Die Partnerschaft umfasst auch ausgewählte Highlight-Rechte und Sky Fiction-Produktionen.
Verkauf von RTL Nederland
Im Rahmen des geplanten Verkaufs von RTL Nederland wollen die RTL Group und DPG Media eine strategische Partnerschaft eingehen, die von der Technologie über den Werbeverkauf bis hin zu den Inhalten reicht. Zum Zeitpunkt des Abschlusses der Transaktion werden die Dienstleistungsverträge für RTL Nederland in den Bereichen Streaming-Technologie (über Bedrock), Sendebetrieb (über den technischen Dienstleister der RTL Group, BCE) und internationaler Werbeverkauf (über RTL AdAlliance) für mindestens drei Jahre verlängert. RTL Nederland soll auch so weiterhin die Lösungen des Werbetechnikunternehmens Smartclip der RTL Group nutzen können.
Im Februar 2024 kündigten RTL Deutschland und ProSiebenSat1 eine Werbetechnologie-Partnerschaft an, die die Dienstleistungen ihrer Werbetechnologie-Unternehmen Smartclip und Virtual Minds bündelt. Damit können Werbetreibende Kampagnen in allen Bereichen buchen – linear und nicht-linear, einschließlich der Streaming-Dienste RTL+ und Joyn, so das Unternehmen am Donnerstag.
Das RTL Group-Familienmitglied Fremantle zählt zu einem der größten Entwickler, Produzenten und Vertreiber von fiktionalen und non-fiktionalen Inhalten, der jährlich mehr als 11.000 Programmstunden produziert und mit einem internationalen Netzwerk von Teams in 27 Ländern tätig ist. Wie
: Dann ist der richtige Zeitpunkt für neue Impulse – auch für das Unternehmen. Thomas Rabe, Vorstandschef von Bertelsmann
die Gruppe am Donnerstag mitteilte, strebt Fremantle bis 2025/2026 einen Gesamtjahresumsatz von drei Milliarden Euro an. Um dieses Ziel zu erreichen, investiert die RTL Group in erheblichem Umfang in Fremantle – sowohl organisch als auch durch Akquisitionen – in den Bereichen Unterhaltung, Drama, Film und Dokumentationen.
Finanzieller Ausblick: 2024 möglicher weiterer Ergebnisrückgang
Die RTL Group, die an 60 Fernsehsendern, sieben Streaming-Diensten und 36 Radiostationen und an Radiosendern in Frankreich, Deutschland, Spanien und Luxemburg beteiligt ist, rechnet für das Gesamtjahr 2024 mit einem Umsatzanstieg auf rund 6,6 Milliarden Euro, der auf höheren Umsätzen bei RTL Deutschland (vor allem durch starkes Wachstum der Streaming-Umsätze) und Fremantle (vor allem durch eine Erholung des US-Marktes und Akquisitionen) beruht.
Die RTL Group erwartet für das Jahr 2024 ein bereinigtes EBITA von rund 750 Millionen Euro, mit einer Abweichung von plus/minus 50 Millionen Euro. Dies hänge von der Entwicklung der deutschen und französischen TV-Werbemärkte im Jahr 2024 ab.
Thomas Rabe bleibt bis Ende seiner Amtszeit auch Chef bei RTL Group
Dieser Ausblick auf das bereinigte EBITA beinhalte nach Unternehmensangaben höhere Kosten für Inhalte, vor allem für die Übertragung der Spiele der Europameisterschaft 2024 in Frankreich und Deutschland, sowie höhere Streaming-Anlaufverluste (2023: 176 Millionen Euro), vor allem aufgrund der Investitionen in M6+ in Frankreich.
Was die Dividendenpolitik der RTL Group anbelangt, so soll diese unverändert bleiben: Die RTL Group plant auch für 2024, mindestens 80 Prozent des bereinigten Jahresergebnisses auszuschütten.
Bereits am Wochenende hatte der Vorstandschef von Bertelsmann, Thomas Rabe, bekanntgegeben, dass er bis zum Ende seiner Amtszeit 2026 auch Chef der Tochter RTL Group bleibt. „Ich habe gesagt, dass ich noch etwa drei Jahre bei Bertelsmann bleiben werde, das gilt entsprechend auch für
RTL“, sagte der Manager. „Es gibt keinen Anlass für Änderungen bei RTL.“„Mein Plan ist dann, dass ich mich anderen Aufgaben zuwende“, sagte Rabe der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Doch nach Ablauf seines Vertrages sei „der richtige Zeitpunkt für neue Impulse – auch für das Unternehmen.“(mit dpa)