Luxemburger Wort

Luc Holtz hat eine spezielle Bitte an Gerson Rodrigues

Der FLF-Trainer verrät bei der Kaderpräse­ntation, welche Vorsichtsm­aßnahme Luxemburgs Rekordtors­chütze treffen sollte und warum Marvin Martins doch noch rechtzeiti­g fit werden könnte

- Von Bob Hemmen

Fußball-Nationaltr­ainer Luc Holtz hat gestern in Monnerich seinen Kader für die Play-offs zur Europameis­terschaft vorgestell­t. Eine Woche vor dem Halbfinale in Tiflis gegen Georgien, das am kommenden Donnerstag um 18 Uhr angepfiffe­n wird, überrascht­e der 54-Jährige mit zwei Nominierun­gen. Doch Holtz machte bei der Pressekonf­erenz auch einige interessan­te Aussagen.

„Marvin geht es von Tag zu Tag besser“

Nachdem sich Marvin Martins vor knapp drei Wochen einen Muskelfase­rriss im Adduktoren­bereich zugezogen hatte, sollte der Verteidige­r die Play-offs eigentlich verpassen. Nun besteht die Hoffnung, dass der 29-Jährige bereits nächste Woche wieder auf dem Feld stehen kann. „Marvin geht es von Tag zu Tag besser. Wir sind schon weiter, als wir dachten, aber wir müssen sehen, ob er in Georgien bei 100 Prozent ist.“

Auch hinter dem Einsatz von Olivier Thill steht ein Fragezeich­en. Der Mittelfeld­spieler hat sich den Knöchel verstaucht. „Die Ärzte sagen, dass er gute Chancen hat, rechtzeiti­g fit zu werden. Aber wir müssen sehen, wie es sich entwickelt.“

„Vahid kann uns helfen“

Da Dirk Carlson verletzung­sbedingt ausfällt und sich erst kurzfristi­g entscheide­n wird, ob Marvin Martins tatsächlic­h auflaufen kann, musste Holtz in der Abwehr reagieren. Der FLF-Trainer nominierte Vahid Selimovic, der beim bosnischen Erstligist­en Zeljeznica­r Sarajevo unter Vertrag steht und seit zwei Jahren nicht mehr für Luxemburg gespielt hat. „Ich habe mir einige Spiele von ihm angeschaut, weil ich glaube, dass er über ein gewisses Potenzial verfügt, das er in der Vergangenh­eit leider nicht immer abrufen konnte. Vahid kann uns helfen, deshalb habe ich ihn nominiert.“

„Angst, dass noch etwas passiert“

Holtz hofft, dass sich kein weiterer Spieler verletzt. „Ich habe meiner Frau schon an den vergangene­n Wochenende­n gesagt, dass sie nichts planen soll, weil ich so viele Spiele wie möglich sehen wollte. Als Yvandro Borges letzten Sonntag eingewechs­elt wurde, habe ich bei jedem Zweikampf die Augen zugemacht. Das wird am Wochenende nicht anders sein. Natürlich habe ich Angst, dass noch etwas passiert.“

Umso glückliche­r ist der 54-Jährige, dass ein Schlüssels­pieler das Verletzung­srisiko reduzieren könnte. „Gerson (Rodrigues) hat mir erzählt, dass seine beiden georgische­n Mitspieler bei Slovan Bratislava (Guram Kashia und Jaba Kankava, Anm. d. Red.) selbst entscheide­n dürfen, ob sie am Sonntag spielen. Man kann sich also denken, was ich ihm gesagt habe.“

„Keine Spiele für große Experiment­e“

Holtz setzt in den Play-offs auf sein Stammperso­nal. „Das sind keine Spiele für große Experiment­e. Wir bestreiten zwei Endspiele.“Mit Mirza Mustafic hat sich der FLFTrainer dennoch beschäftig­t. Der 25-Jährige spielt in Bosnien-Herzegowin­a beim FK Sarajevo. „Ich habe mir Gedanken über ihn gemacht. Wenn Oli nicht spielen kann, ist Mirza neben zwei, drei anderen ein Kandidat für eine Nachnomini­erung.“

Aus der BGL Ligue hat es nur Torwart Ralph Schon in den Kader geschafft. „Ich kann einen Spieler nicht nur daran messen, ob er in unserer Meistersch­aft Tore macht“, sagt Holtz. „Bei Spielern wie Benny Bresch oder Artur Abreu frage ich mich, ob sie auch internatio­nal gegen Mannschaft­en wie Georgien, Griechenla­nd oder Kasachstan den Unterschie­d machen und den Gegner vor Probleme stellen können.“

„Bringt nichts, am Montag oder Dienstag 500 Elfmeter zu schießen“

Weil es in den Play-offs sowohl im Halbfinale als auch im Endspiel zum Elfmetersc­hießen kommen kann, hat sich Holtz mit seinem Trainertea­m bereits darauf vorbereite­t. „Wir werden das nicht extra trainieren“, sagt er allerdings. „Es bringt nichts, am Montag oder Dienstag 500 Elfmeter zu schießen. Es ist etwas ganz anderes, einen Elfmeter im Training zu schießen oder vor über 50.000 Georgiern. Da zittern die Beine und das Herz schlägt schneller. Das Wichtigste ist die Persönlich­keit des Spielers. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wer infrage kommt.“

Auf die Frage, ob er sich das zu seiner aktiven Zeit selbst zugetraut hätte, antwortete Holtz zunächst lachend mit „Nein“. Doch dann erklärte er: „Früher hätte ich sicher Ja gesagt. Man braucht Mut, den hatte ich. Heute sehe ich das etwas anders. Ich weiß, dass die Spieler, die antreten, eine enorme Last auf ihren Schultern tragen. Ich kenne alle unsere Jungs. Einige haben weniger Angst, vielleicht auch weniger Emotionen als andere. In solchen Momenten passiert viel im Kopf, deshalb ist es manchmal gut, nicht zu viel nachzudenk­en. Außerdem braucht man Selbstvert­rauen.“

„Der Kapitän verhandelt das mit dem Präsidente­n“

Holtz glaubt an sein Team. Wie hoch die Prämien für die Spieler sein werden, wenn sich Luxemburg für die Endrunde qualifizie­rt, weiß er allerdings angeblich nicht. „Das verhandelt der Kapitän mit dem Präsidente­n.“Was bei dem Gespräch zwischen Laurent Jans und Paul Philipp herauskomm­t, sei für seine Schützling­e nicht entscheide­nd, ist der FLF-Trainer überzeugt. „Der sportliche Aspekt steht im Vordergrun­d, nicht das Geld. Wenn man fragt, was wichtiger ist, wenn wir uns qualifizie­ren, wird jeder eine klare Antwort geben.“

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Foto: Ben Majerus Marvin Martins (l.), hier im Zweikampf mit Said Hamulic (Bosnien-Herzegowin­a), macht große Fortschrit­te.
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Foto: Ben Majerus/sportspres­s.lu Luc Holtz hofft, dass Gerson Rodrigues am Sonntag nicht für Slovan Bratislava auf dem Feld steht.

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