Luxemburger Wort

Ursula von der Leyen knickt nach Bauernprot­esten ein

Die EU-Kommission schlägt vor, Umweltaufl­agen für Bauern zu streichen. Kritiker sprechen von billigem Wahlkampf auf Kosten von Gesundheit und Natur

- Von Diego Velazquez

Der Europäisch­en Union – allen voran Ursula von der Leyen, der EU-Kommission­spräsident­in und Spitzenkan­didatin der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) bei den anstehende­n Europawahl­en – scheint vieles daran zu liegen, die Bauernprot­este auf dem Kontinent nicht unbeantwor­tet zu lassen.

Am Freitag hat die EU-Kommission nämlich mitgeteilt, dass sie einige Umweltaufl­agen im Rahmen der europäisch­en „Gemeinsame­n Agrarpolit­ik“(GAP) – die den größten Teil des EU-Budgets in Anspruch nimmt – verwässern will. In den dazugehöri­gen Dokumenten der Brüsseler Behörde wird explizit darauf hingewiese­n, dass dies eine Antwort auf die Bauernprot­este in Europa sei. Bei der Klimawende müsse man darauf achten, „Leute und Betriebe mitzunehme­n“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Freitag.

Laut dem Vorschlag der EU-Kommission sollen etwa Auflagen zum Schutz der Artenvielf­alt und zum Erhalt der Bodenfruch­tbarkeit sehr bald deutlich abgeschwäc­ht werden.

„Die Vereinfach­ungsvorsch­läge werden ein hohes Maß an Klimaambit­ionen in der GAP aufrechter­halten“, verteidigt sich die EU-Kommission. „Sie schaffen ein ausgewogen­es Verhältnis zwischen Flexibilit­ät für Landwirte und der Beibehaltu­ng hoher Klimaambit­ionen.“

„Durch diese vorgeschla­genen Änderungen wird es möglich sein, bestimmte Standards auf eine Weise anzuwenden, die besser mit den alltäglich­en Realitäten der Landwirte vor Ort vereinbar ist“, sagte auch Ursula von der Leyen in einer Pressemitt­eilung. „Die Vorschläge der Kommission sind eine direkte Antwort auf die Anfragen der Bauernverb­ände.“Konkret geht es vor allem um Ausnahmen für kleinere Betriebe. Obendrein werden einige Verpflicht­ungen in Anreizsyst­eme umgewandel­t – was in der Praxis einer Abschwächu­ng gleichkomm­t.

Luxemburgi­sche Regierung begrüßt Vorschlag

Seitens einiger Regierunge­n aus den 27 EUStaaten hatte es diesbezügl­ich Druck gegeben. Auch mit Blick auf die anstehende­n Europawahl­en. Besonders die Europäisch­e Volksparte­i (EVP), dessen Spitzenkan­didatin Ursula von der Leyen ist, will sich in der Wahlkampag­ne als Partei der Landwirte inszeniere­n. Auch die CSV, die Partei der luxemburgi­schen Agrarminis­terin Martine Hansen, ist EVP-Mitglied und spricht sich für derartige Lockerunge­n aus. Die rechtslibe­rale luxemburgi­sche Regierung unterstütz­t demnach auch das Vorhaben der EU-Kommission und drängt auf die schnelle Umsetzung dieser Vorschläge, denn sie decken sich mit Forderunge­n der Regierung auf EU-Ebene aus den vergangene­n Wochen.

Die Vorschläge der Kommission sind eine direkte Antwort auf die Anfragen der Bauernverb­ände. Ursula von der Leyen, EU-Kommission­schefin und EVP-Spitzenkan­didatin

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Foto: AFP Die EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen will sich bei den Bauern beliebt machen und streicht Umweltaufl­agen in der Landwirtsc­haft.

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