Luxemburger Wort

Russland foltert in der Ukraine mit System

Laut einem neuen Bericht zeigen sich klare Muster der Besatzungs­truppen im Umgang mit Ukrainern. Die Beweislast ist erdrückend

- Von Stefan Schocher

Die Unabhängig­en internatio­nalen Untersuchu­ngskommiss­ion zur Ukraine spricht in einem am Freitag vorgelegte­n Bericht von „verbreitet­er und systematis­ch“angewandte­r Folter durch die „russischen Behörden in der Ukraine und in der Russischen Föderation“. Der Leiter der UN-Untersuchu­ngskommiss­ion, der norwegisch­e Richter Erik Mose, sprach gegenüber Journalist­en davon, dass die Schilderun­gen von Opfern nahe legen würden „dass es eine klare Politik und Systematik“gebe, in der „Art und Weise, in der Folter praktizier­t wird“.

In dem Bericht ist von „wahllosen Angriffen der russischen Streitkräf­te“zu lesen, die zu zivilen Opfern sowie zur „Beschädigu­ng von zivilen Objekten geführt“habe. Die „Vielzahl solcher Angriffe zeigt, dass die russischen Streitkräf­te mögliche Schäden für die Zivilbevöl­kerung außer Acht lassen“. Erwähnt wird explizit der Beschuss ziviler Ziele durch Russland zu Zeitpunkte­n, die auf eine bewusste Maximierun­g der Opfer schließen lasse. Etwa, wenn ein Restaurant in den Abendstund­en beschossen werde.

Ein anderer Fokus des Berichts ist der Umgang russischer Behören mit Gefangenen – sowohl Zivilisten als auch Kriegsgefa­ngene. Ein roter Faden: Folter und Vergewalti­gungen ungeachtet des Geschlecht­s des Opfers – und auch ungeachtet des Alters. Die Opfer sind 15 bis 81 Jahre alt. Hinzu kommen Berichte über Folter mit Strom, Scheinersc­hießungen, willkürlic­he Tötungen, systematis­che Erniedrigu­ngen, chronische Unterverso­rgung mit Nahrung, Wasser und Medizin, Schläge. All das sei „verbreitet und systematis­ch“, so Mose. Das Ziel solcher Misshandlu­ngen, wie er sagt: „Informatio­nsgewinnun­g und Erniedrigu­ng.“

Resultiert all das in einem Genozid oder trägt genozidäre Züge? Mose nennt dazu vor allem die russische Medienberi­chterstatt­ung, die „enthumanis­ierende Sprache“verwende und wo „zur Tötung einer großen Anzahl von Personen“aufgerufen werde. Zu einem Ergebnis, was diese Frage angehe, sei man aber noch nicht gekommen.

Auch ukrainisch­e Vergehen werden geschilder­t: Zwei Fälle, bei denen der Kollaborat­ion mit Russland verdächtig­te Personen festgenomm­en worden seien, ohne dass sie zureichend über die Gründe der Verhaftung aufgeklärt worden seien. Auch der nicht aufgeklärt­e Beschuss eines Markes in Donezk (April 2023) wird erwähnt. Näheres habe man dazu aber nicht ermitteln können. Der Grund: Russland verweigert jede Kooperatio­n. Im Zuge ihrer Arbeit habe die UN-Kommission 23 schriftlic­he Anfragen an russische Stellen gestellt. Alle Anfragen seien unbeantwor­tet geblieben.

Präsidente­n Emmanuel Macron und dem polnischen Ministerpr­äsidenten Donald Tusk in Berlin. „Mehr denn je gilt: Unsere Einheit ist unsere Stärke. Und gerade unseren drei Staaten – Deutschlan­d, Polen und Frankreich – wächst dabei eine besondere Verantwort­ung zu.“Solidaritä­t und gemeinsame­s Handeln seien unverzicht­bar, um Frieden und Freiheit in Europa zu verteidige­n.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg