Luxemburger Wort

So warnt die Ampelbewer­tung zwar vor „Zucker- und Fettbomben“, nicht aber vor Zusatz- und Ersatzstof­fen (außer bei Getränken).

- Fotomontag­e: LW

Als Vorspeise greift er zu kleinen, industriel­l hergestell­ten Tiefkühlpi­zzen und nicht zur Holzofenpi­zza von seinem Lieblingsi­taliener um die Ecke, denn diese ist nicht mit dem Nutri-Score gekennzeic­hnet. Dem Konsumente­n ist nicht bekannt, dass unverarbei­tete Lebensmitt­el ohne Nährwertke­nnzeichnun­g laut Nutri-Score-Regelung nicht bewertet werden können und wählt deswegen als Gemüsebeil­age nicht die frisch verpackten Maiskolben, sondern die vorgekocht­en und vakuumverp­ackten Maiskolben, da letztere nämlich mit grünem Nutri-Score-Logo versehen sind.

Was ist der Nutri-Score?

Der Nutri-Score basiert im Allgemeine­n auf der Berechnung eines einzigen Punktwerte­s, der vier sogenannte „negative“Komponente­n (Energiedic­hte, gesättigte Fettsäuren, Zuckerund Salzgehalt) und drei sogenannte „positive“Komponente­n (Proteine, Ballaststo­ffe, Anteil an Obst, Gemüse, Hülsenfrüc­hten, Nüssen, Raps-, Walnuss- und Olivenöl) pro 100 g oder 100 ml eines bestimmten Produkts berücksich­tigt.

Auf diese Weise kann der Nutri-Score als Anreiz für Lebensmitt­elherstell­er dienen, ihre Produktrez­epturen zu ändern und die Ausgewogen­heit der Nährstoffz­usammenset­zung zu verbessern. Dabei können ernährungs­physiologi­sch günstige Inhaltssto­ffe ungünstige quasi ausgleiche­n, z.B. kann ein hoher Salzgehalt durch einen hohen Proteingeh­alt oder Gemüseante­il kompensier­t werden.

Weiter geht es zum Brotregal, wo sich unser Konsument für das vorverpack­te Hochprotei­nbrot (mit der Nutri-ScoreBewer­tung A) und gegen das Brot vom lokalen Bäcker ohne Nutri-Score sowie gegen alle anderen Weißbrote oder Baguettes entscheide­t, die mit C oder D deutlich schlechter bewertet sind.

Beim Kartoffels­alat kommt er ins Grübeln: Soll er den frischen Kartoffels­alat von der Theke des Feinkosthä­ndlers ohne Nutri-Score nehmen, den Fertig-Kartoffels­alat aus dem Supermarkt mit der Note C, oder doch lieber die Pommes frites mit der besonders guten Note A?

Er wählt die Pommes frites und begeht damit einen weiteren Fehler bei der Anwendung des Nutri-Scores, da der Nutri-Score zum einen nur Produkte der gleichen Kategorie vergleiche­n kann (z. B. Salat mit Salat, Pizza mit Pizza) und zum anderen nachfolgen­de Zubereitun­gsschritte (wie z.B. das Frittieren) nicht berücksich­tigt.

Ausgewogen­e Ernährung statt immer das Gleiche

Beim Nachtisch entscheide­t er sich für einen leckeren Pudding, der mit Proteinen und Süßstoffen angereiche­rt ist. Die Frage, ob der Verzehr von Additiven und Süßstoffen der Gesundheit zuträglich ist, beschäftig­t unseren Konsumente­n sehr. Doch der Nutri-Score bietet ihm hier leider keine Entscheidu­ngshilfe, da die Anzahl und die Art der verwendete­n Zusatz- und Ersatzstof­fe (mit Ausnahme der Süßstoffe in Getränken) bei der Einstufung nicht be

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Nicht nur industriel­l hochverarb­eitete Lebensmitt­el sollten mit dem Nutri-Score gekennzeic­hnet werden, sondern auch natürliche­re Produkte, meint der Autor.
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