Luxemburger Wort

Im Traktortem­po nach Thionville

Was für ein Vergnügen, im Hochgeschw­indigkeits­zug zu den Olympische­n Spielen zu fahren. Doch zwischen Rodange und Zoufftgen muss der sich erst eingrooven

- Von Volker Bingenheim­er

Wie großartig! Am 26. Juli beginnen die Olympische­n Spiele in Paris, gar nicht weit von Luxemburg entfernt. Einige Tickets sind auch noch zu haben: Richtig günstig für 50 Euro kann man sich zum Beispiel ein Rugbyspiel der Damen anschauen. Wer etwas tiefer in die Tasche greifen möchte, bekommt auch noch Karten für die Eröffnungs­zeremonie, die kosten dann schlappe 2.700 Euro.

So, das wäre erledigt, dann müssten wir nur noch nach Paris kommen. Die Einheimisc­hen dort fahren bekanntlic­h wie die Wahnsinnig­en und außerdem sind SUVs dort nicht mehr willkommen, da nehmen wir doch den TGV. Der fährt in den Sommerferi­en eigentlich gar nicht, doch CFL und die SNCF machen das Unmögliche möglich und schicken für Olympia trotz Baustelle einen Hochgeschw­indigkeits­zug von Paris bis nach Rodange.

Mit hochgezoge­nen Augenbraue­n werden olympiabeg­eisterte Bahnkunden diese Woche die Mitteilung der CFL gelesen haben: Von Rodange bis zum Grenzübert­ritt nach Frankreich braucht der TGV 45 Minuten. Das ist dann mal ein ganz neues Fahrgefühl, wenn auf der

Geschwindi­gkeitsanze­ige des TGV, die auf mittlere dreistelli­ge Werte ausgelegt ist, mal nur 20 km/h steht. Die Olympiabes­ucher können dann auf dem Luxemburge­r Streckenab­schnitt die Traktoren beim Überholvor­gang beobachten und gleichzeit­ig ihren Nachbarn in Oberkorn oder Schiffling­en aus dem Fenster zuwinken. Kleiner Trost: Nach einem Drittel der Fahrzeit schaltet der TGV ein paar Gänge höher und braucht dann nur noch zwei Stunden von Thionville nach Paris.

Eine Warnung noch für potenziell­e Olympiabes­ucher: Sie könnten während der Fahrt mit rein französisc­hsprachige­n

Zugbegleit­ern konfrontie­rt werden. Aber dieses Risiko besteht ja mittlerwei­le selbst auf dem großherzog­lichen Schienenne­tz …

Zum Schmunzeln

In unserer wöchentlic­hen Rubrik „Wat Saachen“werfen wir einen heiteren Blick auf die Aktualität in Luxemburg. Kleine Missgeschi­cke, ungewöhnli­che Aussprüche und grobe Ieselzegke­eten – was der Redaktion eben so aufgefalle­n ist.

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Foto: SNCF Von 20 auf 300 km/h braucht der TGV in Luxemburg eine Dreivierte­lstunde.

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