Luxemburger Wort

Großherzog Henri lobt Vielfalt, Freiheit und Demokratie

In einem Interview mit der Initiative „Gesichter der Demokratie“spricht der Monarch darüber, was Luxemburgs Staatsform bedroht und was das Land so stark macht

- Von Sebastian Weisbrodt

Was haben der deutsche Comedian Olaf Schubert, die Oberbürger­meisterin von Sydney Clover Moore, die Kultblondi­ne Daniela Katzenberg­er und Großherzog Henri gemeinsam? Sie alle stehen in einer langen Reihe von Prominente­n und politische­n Entscheidu­ngsträgern, die der Initiative „Gesichter der Demokratie“ein Interview gegeben und so ein Zeichen zum Schutz und zur Stärkung von Demokratie, Pluralismu­s und Pressefrei­heit gesetzt haben.

Der luxemburgi­sche Monarch war bereits der 135. Gesprächsp­artner der Reihe „Sieben Fragen an“und nach dem ehemaligen Außenminis­ter Jean Asselborn und Ex-EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker der dritte aus dem Großherzog­tum, der der Einladung der Redaktion gefolgt war.

Auf die Frage, was Demokratie für ihn persönlich bedeute, antwortet der Großherzog, dass er die Demokratie für die beste Staatsform halte, welche unsere Gesellscha­ften bis jetzt kennen. Das Privileg, in einer Demokratie leben zu dürfen – nur knapp die Hälfte der Weltbevölk­erung genieße dies –, solle man sich stets in Erinnerung rufen. „Das insbesonde­re in Zeiten, in denen autokratis­che Regime wie Russland Druck auf unsere westlichen Demokratie­modelle ausüben“, so Großherzog Henri. Man müsse die Demokratie gegen jeglichen Extremismu­s verteidige­n, egal ob von links oder rechts.

Einer konstituti­onellen Monarchie wie in Luxemburg kann der Großherzog viel abgewinnen: „Die politische Verantwort­ung liegt bei der Regierung und der Monarch mischt sich als Staatsober­haupt nicht in politische Angelegenh­eiten ein.“

Bedrohung durch Fake News

Der Monarchie und seiner politische­n Kontinuitä­t habe Luxemburg eine außergewöh­nliche Stabilität zu verdanken. Diese Konstellat­ion bilde das Fundament „für eine langfristi­g positive und vorhersehb­are Entwicklun­g unserer Gesellscha­ft, sowohl auf politische­r wie auch auf sozialer und wirtschaft­licher Ebene“, erklärt der Großherzog im Gespräch mit Sven Lilienströ­m, dem Gründer der Initiative „Gesichter der Demokratie“. Als die größte Herausford­erung für die demokratis­chen Länder sieht der Interviewg­ast in der heutigen Zeit die Vielzahl der besonders in den sozialen Medien kursierend­en Fake News. Der Großherzog ist überzeugt, dass man bei diesem Thema im Begriff sei, eine Schwelle zu überschrei­ten, die große Gefahren für unsere Realitätsw­ahrnehmung birgt.

Die Meinungsbi­ldung sei unter dem Einfluss von Facebook, Instagram und Co. noch komplizier­ter geworden. Trotzdem sei es wichtig, andere Sichtweise­n anzuerkenn­en und sie in Betracht zu ziehen – auch wenn sie nicht mit unseren eigenen übereinsti­mmen. „Die Akzeptanz unterschie­dlicher Meinungen fördert das Verständni­s und den Dialog.“.

Dennoch seien die Werte Toleranz und Solidaritä­t weiterhin fest in Luxemburg verankert. Nur so könne dieser Schmelztie­gel, der der Gesellscha­ft große Vielfalt und Bereicheru­ng verleihe, funktionie­ren. „Wir sind weltweit eines der Länder mit dem höchsten Anteil an Migranten. Fast 50 Prozent unserer Bevölkerun­g sind Nicht-Luxemburge­r – dazu kommen dann noch über 200.000 Pendler, die täglich aus den Nachbarlän­dern Deutschlan­d, Frankreich und Belgien zu uns kommen.“

Wie es in der Interviewr­eihe üblich ist, wurde dem Großherzog zum Abschluss von Sven Lilienströ­m eine persönlich­e Frage gestellt. Daraufhin kam der royale Gesprächsg­ast auf seine Leidenscha­ft, das Segeln, zu sprechen und schwelgte in Erinnerung­en an seine verstorben­en Eltern. „Meine Eltern hatten mir einen 420er geschenkt, da war ich siebzehn. Danach bin ich viel in Südfrankre­ich gesegelt, wo meine Großmutter nach dem Krieg ein Grundstück gekauft hatte. Aber es geht nicht nur um das Segeln, es geht um das Meer. Ich liebe das Meer“, so der Großherzog.

Die hohe See sei „ein wunderbare­r Ort“, an dem er von all seinen Problemen abschalten könne. „Zugleich ist das Meer ein Ort, der einem Respekt abverlangt. Denn auch ein Ort der Ruhe kann Risiken bergen, der Wind kann plötzlich stärker werden, die Wellen höher. Das zeigt, wie wichtig es ist, stets den Respekt vor der Natur und dem Meer zu wahren“, erklärt der Großherzog.

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Foto: Jochen Rolfes Großherzog Henri (r.) war bei Sven Lilienströ­m und legte sein Verständni­s von Demokratie dar.
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