Großherzog Henri lobt Vielfalt, Freiheit und Demokratie
In einem Interview mit der Initiative „Gesichter der Demokratie“spricht der Monarch darüber, was Luxemburgs Staatsform bedroht und was das Land so stark macht
Was haben der deutsche Comedian Olaf Schubert, die Oberbürgermeisterin von Sydney Clover Moore, die Kultblondine Daniela Katzenberger und Großherzog Henri gemeinsam? Sie alle stehen in einer langen Reihe von Prominenten und politischen Entscheidungsträgern, die der Initiative „Gesichter der Demokratie“ein Interview gegeben und so ein Zeichen zum Schutz und zur Stärkung von Demokratie, Pluralismus und Pressefreiheit gesetzt haben.
Der luxemburgische Monarch war bereits der 135. Gesprächspartner der Reihe „Sieben Fragen an“und nach dem ehemaligen Außenminister Jean Asselborn und Ex-EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker der dritte aus dem Großherzogtum, der der Einladung der Redaktion gefolgt war.
Auf die Frage, was Demokratie für ihn persönlich bedeute, antwortet der Großherzog, dass er die Demokratie für die beste Staatsform halte, welche unsere Gesellschaften bis jetzt kennen. Das Privileg, in einer Demokratie leben zu dürfen – nur knapp die Hälfte der Weltbevölkerung genieße dies –, solle man sich stets in Erinnerung rufen. „Das insbesondere in Zeiten, in denen autokratische Regime wie Russland Druck auf unsere westlichen Demokratiemodelle ausüben“, so Großherzog Henri. Man müsse die Demokratie gegen jeglichen Extremismus verteidigen, egal ob von links oder rechts.
Einer konstitutionellen Monarchie wie in Luxemburg kann der Großherzog viel abgewinnen: „Die politische Verantwortung liegt bei der Regierung und der Monarch mischt sich als Staatsoberhaupt nicht in politische Angelegenheiten ein.“
Bedrohung durch Fake News
Der Monarchie und seiner politischen Kontinuität habe Luxemburg eine außergewöhnliche Stabilität zu verdanken. Diese Konstellation bilde das Fundament „für eine langfristig positive und vorhersehbare Entwicklung unserer Gesellschaft, sowohl auf politischer wie auch auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene“, erklärt der Großherzog im Gespräch mit Sven Lilienström, dem Gründer der Initiative „Gesichter der Demokratie“. Als die größte Herausforderung für die demokratischen Länder sieht der Interviewgast in der heutigen Zeit die Vielzahl der besonders in den sozialen Medien kursierenden Fake News. Der Großherzog ist überzeugt, dass man bei diesem Thema im Begriff sei, eine Schwelle zu überschreiten, die große Gefahren für unsere Realitätswahrnehmung birgt.
Die Meinungsbildung sei unter dem Einfluss von Facebook, Instagram und Co. noch komplizierter geworden. Trotzdem sei es wichtig, andere Sichtweisen anzuerkennen und sie in Betracht zu ziehen – auch wenn sie nicht mit unseren eigenen übereinstimmen. „Die Akzeptanz unterschiedlicher Meinungen fördert das Verständnis und den Dialog.“.
Dennoch seien die Werte Toleranz und Solidarität weiterhin fest in Luxemburg verankert. Nur so könne dieser Schmelztiegel, der der Gesellschaft große Vielfalt und Bereicherung verleihe, funktionieren. „Wir sind weltweit eines der Länder mit dem höchsten Anteil an Migranten. Fast 50 Prozent unserer Bevölkerung sind Nicht-Luxemburger – dazu kommen dann noch über 200.000 Pendler, die täglich aus den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Belgien zu uns kommen.“
Wie es in der Interviewreihe üblich ist, wurde dem Großherzog zum Abschluss von Sven Lilienström eine persönliche Frage gestellt. Daraufhin kam der royale Gesprächsgast auf seine Leidenschaft, das Segeln, zu sprechen und schwelgte in Erinnerungen an seine verstorbenen Eltern. „Meine Eltern hatten mir einen 420er geschenkt, da war ich siebzehn. Danach bin ich viel in Südfrankreich gesegelt, wo meine Großmutter nach dem Krieg ein Grundstück gekauft hatte. Aber es geht nicht nur um das Segeln, es geht um das Meer. Ich liebe das Meer“, so der Großherzog.
Die hohe See sei „ein wunderbarer Ort“, an dem er von all seinen Problemen abschalten könne. „Zugleich ist das Meer ein Ort, der einem Respekt abverlangt. Denn auch ein Ort der Ruhe kann Risiken bergen, der Wind kann plötzlich stärker werden, die Wellen höher. Das zeigt, wie wichtig es ist, stets den Respekt vor der Natur und dem Meer zu wahren“, erklärt der Großherzog.