Luxemburger Wort

Diekirchs Handballer kommen aus vielen Nationen

Der CHEV feiert gegen Käerjeng seinen ersten Sieg in der Titelgrupp­e. Dass die Mannschaft immer stärker wird, liegt auch an einer besonderen Kaderstruk­tur

- Von Lutz Schinköth

Endlich hat Diekirch seine ersten beiden Punkte in der Titelgrupp­e: Der 28:27-Sieg der Mannschaft gegen ein enttäusche­ndes Käerjeng hatte das möglich gemacht. Dabei erwischte der CHEV nach fünf Minuten einen kompletten Fehlstart (0:4). Auch nach 47 Minuten war es noch ein Drei-Tore-Rückstand, ehe die große Aufholjagd begann. „Der Sieg war ein Resultat der Entwicklun­g der letzten drei Wochen. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir längere Angriffe gefahren, waren geduldiger und haben unser komplettes Rückzugsve­rhalten verbessert“, analysiert­e Trainer Werner Klöckner.

Die jüngste positive Entwicklun­g sieht man daran, dass die Mannschaft mehr und mehr in der Lage ist, Tempogegen­stöße zu initiieren und die schnelle Mitte zu laufen. „Diese plötzliche­n Umschaltbe­wegungen nach Ballgewinn­en sparen eminent viel Kraft. Auf diese Art und Weise haben wir sechs Tore erzielt“, lässt Klöckner durchblick­en. Sascha Marzadori, den der Trainer einst beim HB Esch unter seinen Fittichen hatte und der später bei den Red Boys im Mittelbloc­k spielte, ist vermehrt Ausgangspu­nkt nach schnellen Ballerober­ungen. Dann geht über den wieselflin­ken Gilson Correia die Post nach vorn ab.

Doch was kann dieser Sieg bei den Spielern auslösen? „Wir hoffen, dass die Mannschaft einen Motivation­sschub bekommt. Wenn die angeschlag­enen Spieler wieder bei 100 Prozent sind, traue ich der Mannschaft zu, noch den ein oder anderen Punkt zu holen. Unser Anspruch ist, die Spiele eng zu halten und den Abstand zu den fünf Spitzenclu­bs zu reduzieren“, erklärt der deutsche Trainer. Eines vergisst der 66-Jährige trotz des Ausrufezei­chens aber nicht: „Wir sind in jedem Spiel Außenseite­r, aber auf einem guten Entwicklun­gsweg. Das beweist auch der Einzug ins Final Four.“

Klöckner hat eine talentiert­e und gleichzeit­ig erfahrene Mannschaft zusammen – mit einer Polen-Connection: Bartosz Niemiec brilliert am Kreis und ist körperlich sehr präsent. Mikolaj Szymyslik ist ebenfalls Kreisläufe­r, spielt aber auch im mittleren Rückraum oder auf den Halbpositi­onen. „Mikolaj hat die Übersicht und die Erfahrung, das Spiel zu lenken“, betont Klöckner.

Jacek Luberecki ist nach der langwierig­en Schulterve­rletzung von Borys Brukwicki in die Rolle des Spielmache­rs geschlüpft und der Kopf der Mannschaft. „Jacek hat sich im Verein komplett integriert und coacht auch die U17 und U15. Er ist ein Trainertal­ent mit einem tollen Charakter und ein Gewinn für den Verein. Außerdem vermittelt er meine Ideen an die polnischen Spieler“, so der Coach.

Rückkehr vom Afrika-Cup

Marzadori bezeichnet der Coach als Allrounder mit großem Ehrgeiz: „Sascha arbeitet sehr mannschaft­sdienlich und bildet mit dem Rumänen Bogdan Stoean den Innenblock. Auch wenn er nicht so viele Tore erzielt wie Jacek oder Mikolaj, ist Sascha ein unersetzba­rer Teamplayer“, erklärt Klöckner. „Und Bogdan ist sowohl im Angriff eine Waffe als auch in der Abwehr der Turm im Innenblock.“

Mit Correia besitzen die Diekircher einen Spieler mit außergewöh­nlichen Konterqual­itäten. „Auf Linksaußen war Gilson unterforde­rt. Wertvoller ist er für uns im Rückraum.“Gemeinsam mit CHEV-Torwart Bruno Peres und Elledy Semedo von den Red Boys war er im Januar für die Kapverden beim Afrika-Cup dabei. „Bruno kam in einem guten Fitnesszus­tand zurück. Diese Erfahrung hat ihm einen Leistungss­chub gegeben“, sagt Klöckner.

Dass es nicht nur Routiniers im Diekircher Team gibt, beweisen der junge

Pole Jakub Dulewicz sowie die beiden Leistungst­räger der Zukunft: Yordi Rodrigues und Jacques Reuter (derzeit verletzt) sind auf dem Sprung zum Stammspiel­er. „Sie sind sehr trainingsf­leißig und bringen viel Tempo in unser Spiel“, lobt Klöckner, der es in Diekirch unter anderem mit polnischen, rumänische­n, kapverdisc­hen und luxemburgi­schen Spielern zu tun hat.

Die bevorstehe­nde Partie gegen seinen Ex-Club HB Esch (Samstag, 20.15 Uhr) versetzt Klöckner in absolute Vorfreude. „Esch ist ein gut funktionie­render Verein im Umbruch. Sie pflegen einen unheimlich­en Zusammenha­lt, sind sehr kampfstark und haben erfahrene Leute im Team“, erklärt er. „Das Tempospiel macht sie besonders stark. Adrian Stot leistet als erfahrener Trainer eine sehr gute Arbeit. Wollen wir das Spiel gegen Esch lange offen halten, müssen wir eine ähnliche Leistung abrufen wie gegen Käerjeng.“

Wir sind in jedem Spiel Außenseite­r, aber auf einem guten Entwicklun­gsweg. Werner Klöckner, CHEV-Trainer

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