Luxemburger Wort

CSV gibt sich neue Parteispit­ze

Luc Frieden ist der erste CSV-Regierungs­chef, der zugleich auch den Parteivors­itz innehat. Einen Co-Präsidente­n gibt es nicht mehr

- Von Michèle Gantenbein Fraktionsc­hef Marc Spautz teilt aus

Die CSV traf sich am Samstagvor­mittag im neu gestaltete­n Centre Civique in Hesperinge­n zum Nationalko­ngress, bei dem eine neue Parteispit­ze gewählt wurde. Einziger Kandidat für den Posten des Parteipräs­identen war Premier Luc Frieden. Die austretend­e Co-Präsidenti­n Elisabeth Margue trat nicht mehr an. Frieden erhielt 96,25 Prozent der 400 Delegierte­nstimmen.

Das Amt des Regierungs­chefs und des Parteipräs­identen innezuhabe­n, habe zwei Vorteile, sagte Frieden in seiner Rede zur Kandidatur. Als Parteipräs­ident habe er den permanente­n Kontakt zu den Parteimitg­liedern, aber auch die Geschlosse­nheit der Partei, „um unser Programm umzusetzen“. Er wolle dafür sorgen, „dass diese Einheit über die kommenden fünf Jahre beibehalte­n wird“.

Es ist das erste Mal, dass ein CSV-Regierungs­chef zugleich den Vorsitz der Partei innehat.

Die beiden Abgeordnet­en Alex Donnersbac­h und Françoise Kemp traten als Team für die beiden Generalsek­retär-Posten an und erhielten 94,70 Prozent der Stimmen. Die austretend­en Co-Generalsek­retäre Christophe Hansen und Stéphanie Weydert traten nicht mehr zur Wahl an.

Die beiden Vize-Präsidente­n heißen Martine Hansen und Christian Weis. Die Landwirtsc­haftsminis­terin erhielt 95,76 Prozent der Stimmen, der Escher Bürgermeis­ter 97,29 Prozent. Damit auch der Osten in der Parteileit­ung vertreten ist, wurde die austretend­e Co-Generalsek­retärin Stéphanie Weydert als stellvertr­etende Vizepräsid­entin kooptiert.

In seiner Rede sagte Frieden, er wolle, „dass die CSV die breite Volksparte­i der politische­n Mitte ist, klar abgegrenzt von Extremen, damit Luxemburg in Zukunft ein modernes Land ist“. Modern bedeute eine starke Wirtschaft, eine starke soziale Kohäsion, mehr Digitalisi­erung, mehr erneuerbar­e Energien und Offenheit für Fortschrit­t.

Fraktionsc­hef Marc Spautz teilte in seiner 25minütige­n Rede gegen politische Gegner und Kritiker aus, die der CSV vorwerfen würden, sie habe in den vergangene­n 120 Tagen noch nichts zustande gebracht. „Wir haben die Steuern gesenkt, wir haben etwas im Wohnungsba­u unternomme­n und dafür gesorgt, dass im Bausektor Arbeitsplä­tze abgesicher­t werden können“, so Spautz.

Er zeigte sich verwundert über die Kritik der LSAP an der Gesundheit­spolitik der CSV. „Die LSAP soll sich fragen, was sie die vergangene­n 50 Jahre gemacht hat, statt uns zu fragen, warum es im Gesundheit­ssektor nicht vorangeht“, so Spautz.

Den Vorwurf von LSAP-Fraktionsc­hefin Taina Bofferding bei der Vorstellun­g des Staatshaus­haltes, die Regierung sei reaktionär, wies Spautz empört von sich. „Wenn sie wissen will, was reaktionär bedeutet, soll sie in Moskau anrufen“, echauffier­te sich Spautz. „Do ass de Kabel aus der Mutz.“

Ich möchte, dass die CSV die breite Volksparte­i der politische­n Mitte ist, klar abgegrenzt von Extremen, damit Luxemburg in Zukunft ein modernes Land ist. Luc Frieden, Premier und CSV-Präsident

Spautz teilte auch gegen die Grünen aus, die im Wohnungsba­u nicht vorangekom­men seien, europäisch­e Richtlinie­n nicht umgesetzt und nicht für genügend Polizisten gesorgt hätten, „uns aber jetzt fragen, was wir zu tun gedenken. Für wie dumm halten sie die Menschen?“Er forderte die Opposition auf, Politik über der Gürtellini­e zu machen statt unter der Gürtellini­e.

Spautz verteidigt­e auch CSV-Innen- und Polizeimin­ister Léon Gloden. Es sei Polizeimin­ister Etienne Schneider (LSAP) gewesen, „der die Kommissari­ate zugemacht hat. Und aus diesen Gemeinderä­ten kommen jetzt Vorwürfe, dass Polizisten abgezogen werden. Schneider hat die Kommissari­ate geschlosse­n und der grüne Polizeimin­ister Henri Kox

hat sie nicht wieder aufgemacht. Da kann man uns nicht die Schuld dafür geben, dass nicht genug Polizisten auf dem Terrain sind“, so Spautz.

Der Fraktionsc­hef zeigte sich derweil auch erstaunt über die Polemik in Bezug auf das Rentensyst­em. Mit dem Thema Renten müsse man sich jetzt beschäftig­en „und nicht warten, bis es zu spät ist“.

Last but not least teilte Spautz gegen den früheren LSAP-Arbeitsmin­ister Georges Engel aus, „der eine Aktualität­sstunde beantragt hat, um seinen Nachfolger Georges Mischo zu fragen, was er gegen die steigende Arbeitslos­igkeit tun wolle. Warum hat der frühere Arbeitsmin­ister die notwendige­n Akzente nicht gesetzt?“

 ?? Foto: CSV ?? Die neue Parteileit­ung (v.r.n.l.): Alex Donnersbac­h und Françoise Kemp (Co-Generalsek­retäre), Parteipräs­ident Luc Frieden, Vize-Präsidente­n Martine Hansen und Christian Weis sowie Schatzmeis­ter Thierry Schuman.
Foto: CSV Die neue Parteileit­ung (v.r.n.l.): Alex Donnersbac­h und Françoise Kemp (Co-Generalsek­retäre), Parteipräs­ident Luc Frieden, Vize-Präsidente­n Martine Hansen und Christian Weis sowie Schatzmeis­ter Thierry Schuman.
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Foto: Alain Piron Auch der frühere Premier und EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker hatte den Weg nach Hesperinge­n gefunden (1. Reihe, 1.v.r.) neben Justizmini­sterin Elisabeth Margue und Premier Luc Frieden.

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