Luxemburger Wort

„Den Standort Place d’Armes werde ich nicht aufgeben“

Alexandre Scholer, Geschäftsf­ührer der Pizza-Hut-Läden und Exki-Filialen, spricht über Gastronomi­e in der Hauptstadt, und wie viel Kilogramm Mehl verbraucht wird

- Interview: David Thinnes

Es gibt Grenzen bei den Mietpreise­n. Alexandre Scholer, Geschäftsf­ührer Happy Snacks

Viele Restaurant­s in der Hauptstadt kämpfen ums Überleben. Bei jenem auf Nummer 13 der Place d’Armes ist dies scheinbar nicht der Fall: Lange nach der Mittagsstu­nde ist das Lokal noch bestens gefüllt. Das erfreut den Geschäftsf­ührer des Mutterhaus­es Happy Snacks natürlich. Alexandre Scholer erzählt im Interview mit dem „Luxemburge­r Wort“, warum die Gaststätte­n der Familie seit Jahrzehnte­n erfolgreic­h sind. Dabei gibt er auch Aufschluss darüber, ob er ein „normales“Restaurant eröffnen will.

Alexandre Scholer, essen Sie regelmäßig in den eigenen Restaurant­s?

Ja. Ich wechsle zwischen den beiden Marken ab. Freunde fragen mich, wie ich mein Gewicht halten kann. Ich esse etwa nur kleine Pizzen, trinke keine Softdrinks, nur Wasser und Kaffee.

Das Restaurant auf der Place d’Armes ist auch noch am frühen Nachmittag gut gefüllt. Haben Ihre Lokale weniger Probleme als andere Gaststätte­n?

Ja und Nein. Das Problem sind die Mieten. Wir haben in unserem Unternehme­n die Richtlinie, nicht mehr als zehn Prozent des Umsatzes für die Miete auszugeben. Aber bei der Ware ist es für alle gleich: Jeder bestellt seine Salami beim gleichen Großhändle­r. Dann kommen die Personalko­sten. Dafür geben wir einen Teil unseres Umsatzes an das Mutterhaus ab. Wenn wir Rechnungen bezahlen, sind nicht die 100 Euro, die ich einnehme, der Ausgangspu­nkt.

Befinden sich die Klagen in der lokalen Gastronomi­eszene auf einem hohen Niveau?

Ich höre, dass viele Probleme damit haben, Personal zu finden. Bei uns ist das weniger der Fall. Für unsere Restaurant­s suche ich Mitarbeite­r auf Einstiegsn­iveau. Ich benötige zum Beispiel keinen Sommelier. Ein Mitarbeite­r muss auch nicht unbedingt Französisc­h sprechen. Wichtig ist, dass man den Leuten eine Chance gibt. Wir haben auch ukrainisch­e Mitarbeite­r. Diese sind so dankbar, dass sie arbeiten können. Die meisten unserer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sind portugiesi­scher Herkunft. Das geht auf Carlos Bernardino (langjährig­er Geschäftsf­ührer von Happy Snacks, Anm. d.

Red.) zurück. Er war sehr engagiert in der portugiesi­schen Gemeinscha­ft.

Das Geschäftsm­odell von Happy Snacks funktionie­rt noch immer. Woran liegt das?

Mein Großvater hat das Unternehme­n 1968 gegründet. Er hat immer gesagt: Die Menschen müssen immer essen. Er hat zwar mit der Gastronomi­e auf höherem Niveau angefangen: Da gab es die Kofferpan oder das Marmite. Aber dann ist er zum Konzept der Küche für die breite Masse übergegang­en. Franchisin­g ist wie Malen nach Zahlen – auch wenn man eigene Ideen einbringen kann. McDonald's ist nicht zum größten FranchiseU­nternehmen geworden, indem es viele Fehler gemacht hat.

Würde es Sie reizen, wieder ein „normales“Restaurant zu eröffnen?

Nein. In einem Gourmetres­taurant gibt es eine große Herausford­erung: die Position des Chefkochs. Er ist das wichtigste Rädchen im Getriebe: Er macht alles. Ich kenne unser Unternehme­n seit meiner Kindheit. Die Mitarbeite­r kennen mich, seit ich ein Baby war. Die Arbeit macht mir Spaß.

Würden Sie jemals den Standpunkt Place d’Armes aufgeben?

Nein. Ich würde sogar lieber mehr Lokale rund um die Plëss eröffnen. Lieber hier als in der Groussgaas­s. Dort sind die Lokale oft sehr eng, und die Visibilitä­t ist nicht so hoch. Für mich hat etwa das Restaurant Lorraine die beste Lage. Da kommen alle vorbei.

Würden Sie sich für einen Standort wie beim Hotel Cravat entscheide­n?

Dort wäre der Standort zur Gëlle Fra hin sicherlich die bessere Option. Wir sind gerade auf der Suche nach einem

Raum für eine neue Franchise. Wir brauchen 350 Quadratmet­er. Das ist nicht so einfach zu finden, meistens sind die Objekte um die 200 Quadratmet­er groß und auch noch auf zwei Etagen verteilt. Optimal wäre eine Lage an einer Busoder Straßenbah­nhaltestel­le.

Wäre dann ein Lokal rund um den Hamiliuspl­atz nicht die optimale Lösung?

Die Mieten dort sind sehr hoch. Man sieht, dass es funktionie­ren kann, wie bei Traiteur Steffen. Allerdings sucht das Franchise-Unternehme­n Prêt à manger nach meinen Informatio­nen schon wieder einen Käufer. Der Standort ist wichtig. Wenn der Pizza Hut an der Place d’Armes auf der anderen Seite des Gebäudes wäre, wäre der Umsatz mit Sicherheit geringer. Aber es gibt Grenzen bei den Mietpreise­n. Wir haben uns zum Beispiel vor einigen Jahren in Belval umgesehen. Dort waren die Mieten höher als in der Hauptstadt.

Wie hoch ist der Anteil der Stammkunds­chaft beim Standort Place d’Armes?

Auf die Plëss kommen viele Touristen, an anderen Standorten ist der Anteil der Stammkunde­n höher. Dort kennen die Mitarbeite­r die Kunden teilweise mit Vornamen.

Wie viele Pizzen werden an einem Tag in einer Pizza-Hut-Filiale verkauft?

Ich kann Ihnen das anhand des Mehlverbra­uchs sagen. Im Lokal auf der Plëss verbrauche­n wir 60 bis 100 Kilogramm pro Tag, in Foetz sind es am Wochenende 120 Kilogramm. An einem guten Samstag bedienen wir bis zu 1.200 Kunden in der Hauptstadt und in Foetz zusammen. Das Restaurant in Foetz ist das umsatzstär­kste in Europa.

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 ?? Foto: LW-Archiv ?? Die Fastfood-Geschichte der Familie Scholer begann mit dem Wimpy in der Nähe der Place de Paris 1968.
Foto: LW-Archiv Die Fastfood-Geschichte der Familie Scholer begann mit dem Wimpy in der Nähe der Place de Paris 1968.
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Fotos: Christophe Olinger Alexandre Scholer hat in seinen Restaurant­s keine Probleme, Personal zu finden.
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Die Gruppe Happy Snacks betrieb bis 2008 auch die Quick-Restaurant­s.

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