Luxemburger Wort

„Auf dem riesigen Areal ist nichts los“

Beim ersten Glacismaar­t der Saison herrschen bei Händlern und Kunden gemischte Gefühle. Der große Erfolg bleibt aus

- Von André Feller

Am Sonntagmor­gen gegen 11 Uhr herrscht fast Totenstill­e auf dem Glacismaar­t, der jeweils am dritten Sonntag des Monats, von März bis November stattfinde­t. Nur einige wenige Besucher flanieren entlang der Stände. Mitunter bilden sich kleine Gruppen, um zu plaudern und die neuesten Nachrichte­n auszutausc­hen. Von Ambiente und einer Marktatmos­phäre ist keine Spur. Marktschre­ier, wie man sie aus dem Ausland kennt, sucht man ebenfalls vergebens. Musik gibt es auch keine, nicht mal aus einem Lautsprech­er.

Von den anwesenden Händlern ist zu erfahren, dass die Geschäfte einigermaß­en laufen, könnten jedoch besser sein. Dies sei normal, weil es der erste Markt der Saison ist, erklären gleich mehrere Verkäufer. Wundern tun sich die Händler über die leeren Standlücke­n. Obwohl die Standgebüh­r für das ganze Jahr bezahlt wird, seien viele Händler nicht gekommen, beschwert sich Michel, ein langjährig­er Fachhändle­r für Haushaltsa­rtikel und -textilien. Warum das so ist, wisse er nicht. Der Mann vermutet, dass das Wetter daran schuld sei. Sein Geschäft funktionie­re dank einer guten Stammkunds­chaft. Der beste Standort aus seiner Sicht sei jedoch der Düdelinger Markt.

Michel und seine Frau bedauern, dass bestimmte Wochenmärk­te nur auf frische Lebensmitt­el ausgericht­et seien. Die Kombinatio­n aus Frischware­n und dem sogenannte­n „Non Food“würde das Geschäft viel mehr beleben. Abgesehen vom ersten Glacismaar­t der Saison, würde das Konzept mit dem breit gefächerte­n Angebot bestens funktionie­ren. Warum sich viele Gemeinden dagegen wehren, dieses Konzept in Wochenmärk­te zu integriere­n, ist für das Paar unverständ­lich.

Markthändl­er: Volles Potenzial nicht ausgenutzt

Zwei Passanten zeigen sich derweil empört über das Konzept. Lucien meint, die Stände seien in der gleichen Reihenfolg­e aufgebaut wie jedes Jahr. Er vertritt die Meinung, dass die Standplätz­e jedes Mal

neu verteilt werden sollten, dies würde den Markt mehr beleben. Wenn man jedes Mal an anderen Ständen vorbeigehe­n müsse, um zu seinem bevorzugte­n Händler zu gelangen, würden die Leute auch bei anderen Händlern kaufen, meint der Mann.

Marjorie Huber vom „Cofficook“aus Düdelingen produziert und verkauft Bio-Hundekekse sowie Bio-Leckerlies für die Vierbeiner. Alles hausgemach­t, mit den Zutaten aus dem Luxemburge­r Handel. Zum dritten Mal nimmt sie am Glacismaar­t teil und zeigt sich zufrieden mit dem Umsatz. Sie beteilige sich regelmäßig an Einkaufsmä­rkten in der Grenzregio­n. Dort sei der Besucheran­drang ähnlich wie in Luxemburg, die Kaufkraft sei jedoch geringer.

Zu viele Standlücke­n

Sie hätte sich mehr Kundschaft und eine lebendiger­e Atmosphäre gewünscht, vor allem aber sollten mehr Händler vor Ort sein. „Schauen Sie sich den Platz an, hier gegen

über sind viele Standlücke­n, die Händler sind nicht gekommen“, sagt die Frau. Für sie sei es unverständ­lich, dass in der Hauptstadt auf einem derart großen Areal das Potenzial so gering ausgenutzt werde.

Encarna ist Gemüsehänd­lerin. Im Marktwesen sei sie schon lange dabei, seit ein paar Jahren auch am Glacismaar­t, erzählt die Frau. Während des Baus der Straßenbah­n sei sie dem Glacismaar­t ferngeblie­ben. Heute sei sie – erst seit mehreren Jahren – wieder das erste Mal dabei. Auch sie beklagt das Fehlen von Händlern und Kunden. „Man verzeichne­t gewisse Umsätze, aber viel weniger als an einem Samstag auf dem Knuedler“, sagt sie.

Auf dem Glacismaar­t würden die Leute mehr flanieren, zum Teil seien es auch Touristen, erläutert Encarna. Klar und deutlich fehle es aber an Unterhaltu­ng, Attraktivi­tät und auch Musik. „Es ist traurig, weil es so ruhig ist, das ist kein Markt hier. Wir sind auf einem riesigen Parkplatz, aber hier ist nichts los!“

 ?? Fotos: André Feller ?? Zu viele Standlücke­n, nicht genug Händler vor Ort: Der Saisonstar­t für den Monatsmark­t auf dem Glacis fällt weniger erfreulich aus.
Fotos: André Feller Zu viele Standlücke­n, nicht genug Händler vor Ort: Der Saisonstar­t für den Monatsmark­t auf dem Glacis fällt weniger erfreulich aus.
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Gestern fand der erste Glacismaar­t der neuen Saison statt.

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