„Auf dem riesigen Areal ist nichts los“
Beim ersten Glacismaart der Saison herrschen bei Händlern und Kunden gemischte Gefühle. Der große Erfolg bleibt aus
Am Sonntagmorgen gegen 11 Uhr herrscht fast Totenstille auf dem Glacismaart, der jeweils am dritten Sonntag des Monats, von März bis November stattfindet. Nur einige wenige Besucher flanieren entlang der Stände. Mitunter bilden sich kleine Gruppen, um zu plaudern und die neuesten Nachrichten auszutauschen. Von Ambiente und einer Marktatmosphäre ist keine Spur. Marktschreier, wie man sie aus dem Ausland kennt, sucht man ebenfalls vergebens. Musik gibt es auch keine, nicht mal aus einem Lautsprecher.
Von den anwesenden Händlern ist zu erfahren, dass die Geschäfte einigermaßen laufen, könnten jedoch besser sein. Dies sei normal, weil es der erste Markt der Saison ist, erklären gleich mehrere Verkäufer. Wundern tun sich die Händler über die leeren Standlücken. Obwohl die Standgebühr für das ganze Jahr bezahlt wird, seien viele Händler nicht gekommen, beschwert sich Michel, ein langjähriger Fachhändler für Haushaltsartikel und -textilien. Warum das so ist, wisse er nicht. Der Mann vermutet, dass das Wetter daran schuld sei. Sein Geschäft funktioniere dank einer guten Stammkundschaft. Der beste Standort aus seiner Sicht sei jedoch der Düdelinger Markt.
Michel und seine Frau bedauern, dass bestimmte Wochenmärkte nur auf frische Lebensmittel ausgerichtet seien. Die Kombination aus Frischwaren und dem sogenannten „Non Food“würde das Geschäft viel mehr beleben. Abgesehen vom ersten Glacismaart der Saison, würde das Konzept mit dem breit gefächerten Angebot bestens funktionieren. Warum sich viele Gemeinden dagegen wehren, dieses Konzept in Wochenmärkte zu integrieren, ist für das Paar unverständlich.
Markthändler: Volles Potenzial nicht ausgenutzt
Zwei Passanten zeigen sich derweil empört über das Konzept. Lucien meint, die Stände seien in der gleichen Reihenfolge aufgebaut wie jedes Jahr. Er vertritt die Meinung, dass die Standplätze jedes Mal
neu verteilt werden sollten, dies würde den Markt mehr beleben. Wenn man jedes Mal an anderen Ständen vorbeigehen müsse, um zu seinem bevorzugten Händler zu gelangen, würden die Leute auch bei anderen Händlern kaufen, meint der Mann.
Marjorie Huber vom „Cofficook“aus Düdelingen produziert und verkauft Bio-Hundekekse sowie Bio-Leckerlies für die Vierbeiner. Alles hausgemacht, mit den Zutaten aus dem Luxemburger Handel. Zum dritten Mal nimmt sie am Glacismaart teil und zeigt sich zufrieden mit dem Umsatz. Sie beteilige sich regelmäßig an Einkaufsmärkten in der Grenzregion. Dort sei der Besucherandrang ähnlich wie in Luxemburg, die Kaufkraft sei jedoch geringer.
Zu viele Standlücken
Sie hätte sich mehr Kundschaft und eine lebendigere Atmosphäre gewünscht, vor allem aber sollten mehr Händler vor Ort sein. „Schauen Sie sich den Platz an, hier gegen
über sind viele Standlücken, die Händler sind nicht gekommen“, sagt die Frau. Für sie sei es unverständlich, dass in der Hauptstadt auf einem derart großen Areal das Potenzial so gering ausgenutzt werde.
Encarna ist Gemüsehändlerin. Im Marktwesen sei sie schon lange dabei, seit ein paar Jahren auch am Glacismaart, erzählt die Frau. Während des Baus der Straßenbahn sei sie dem Glacismaart ferngeblieben. Heute sei sie – erst seit mehreren Jahren – wieder das erste Mal dabei. Auch sie beklagt das Fehlen von Händlern und Kunden. „Man verzeichnet gewisse Umsätze, aber viel weniger als an einem Samstag auf dem Knuedler“, sagt sie.
Auf dem Glacismaart würden die Leute mehr flanieren, zum Teil seien es auch Touristen, erläutert Encarna. Klar und deutlich fehle es aber an Unterhaltung, Attraktivität und auch Musik. „Es ist traurig, weil es so ruhig ist, das ist kein Markt hier. Wir sind auf einem riesigen Parkplatz, aber hier ist nichts los!“