Luxemburger Wort

FLF-Formcheck: Luc Holtz hat die Qual der Wahl

Nach bitteren Ausfällen muss der Nationaltr­ainer für das Play-off-Halbfinale seine Offensive umbauen. Einige Spieler sind gut drauf, andere nicht

- Von Jan Morawski

Seinen Kader für die wichtigste­n Spiele der FLF-Geschichte hat Nationaltr­ainer Luc Holtz bereits zusammenge­stellt. Jetzt muss der 54Jährige allerdings den nächsten Schritt gehen – und für das Halbfinale der EM-Play-offs am Donnerstag in Georgien (18 Uhr) eine Startelf finden.

Dabei kann Holtz nicht auf alle Leistungst­räger zurückgrei­fen – vor allem in der Offensive: Danel Sinani ist nach seiner Roten Karte in Liechtenst­ein (1:0) für zwei Spiele gesperrt, Vincent Thill hat gerade eine Kreuzband-Operation hinter sich. Welche Spieler könnten die beiden ersetzen? Und wer drängt sich generell auf?

Außer Form

Formstärke im Fußball hat viel mit Spielpraxi­s zu tun. Und in diesem Bereich machen einige Nationalsp­ieler in ihren Clubs aktuell eine schwierige Phase durch. Olivier Thill zum Beispiel, der im offensiven Mittelfeld als Ersatz für seinen jüngeren Bruder infrage käme, stand im Februar bei seinem türkischen Ex-Club Sanliurfas­por nicht im Kader. Für seinen neuen ukrainisch­en Verein Cherkasy reichte es bislang nur zu zwei Einsätzen.

Ebenfalls wenig Rhythmus hat Mathias Olesen. Der von Bundesligi­st Köln nach Yverdon in die Schweiz ausgeliehe­ne Mittelfeld­spieler verpasste krankheits­bedingt drei Partien. Am Samstag spielte er immerhin eine Halbzeit, doch sein Team verlor mit 0:2 in Lugano. Ein heißer Kandidat für die Startelf ist Olesen dennoch. Dasselbe gilt für Marvin Martins – falls er bis Donnerstag fit wird. Denn der Verteidige­r von Austria Wien verletzte sich Ende Februar und muss seitdem passen. „Wir sind schon weiter, als wir dachten, aber wir müssen sehen, ob er in Georgien bei 100 Prozent ist“, erklärt Holtz hoffnungsv­oll.

Dass der Nationaltr­ainer Routinier Lars Gerson immer wieder das Vertrauen schenkt, ist bekannt. Diesmal müsste Holtz dem Innenverte­idiger allerdings einen Kaltstart zutrauen. Die Saison in Norwegen, wo Gerson für Zweitligis­t Kongsvinge­r spielt, beginnt erst Anfang April. Voll in der Saison stecken hingegen die beiden Stürmer Alessio Curci und David Jonathans – allerdings mit mäßigem Erfolg. Während Jonathans für den FC Bayern II aus viel Spielpraxi­s wenig macht, schmort Curci beim belgischen Zweitligis­ten Francs Borains die meiste Zeit auf der Bank.

Stabile Form

Die FLF-Abwehr gegen Georgien wird auf alle Fälle durch Stabilität geprägt sein. So zeigt beispielsw­eise Innenverte­idiger Enes Mahmutovic immer wieder, warum er bei Holtz häufig gesetzt war. Bei seinem bulgarisch­en Club ZSKA Sofia kam er in den letzten Wochen allerdings nicht immer zum Einsatz. Ähnlich geht es Laurent Jans, der mit Waldhof Mannheim gegen den Abstieg aus der 3. Liga kämpft. Doch auch wenn Jans aktuell nicht wie gewohnt zum Zug kommt, kann sich der FLFCoach immer auf seinen Kapitän verlassen.

Auch Mica Pinto kämpft mit seinem niederländ­ischen Club Vitesse Arnheim gegen den Abstieg. Nach nur einem Sieg aus den letzten elf Ligaspiele­n könnte das Selbstvert­rauen des Außenverte­idigers sicherlich größer sein. Gleiches gilt für Yvandro Borges, der nach seiner Leihe von Bundesligi­st Mön

chengladba­ch zu Vitesse-Konkurrent Nijmegen nicht über Kurzeinsät­ze hinauskomm­t. Aufgrund der offensiven Ausfälle in der FLFAuswahl führt jedoch vielleicht kein Weg an ihm vorbei.

Stabile Ergänzungs­spieler hat Holtz ebenfalls einige dabei: Ersatztorw­art Ralph Schon verpasst in der BGL Ligue für Wiltz kaum eine Minute und auch Innenverte­idiger Eldin Dzogovic (Magdeburg II) und Schlussman­n Tiago Pereira (Mönchengla­dbach U19) kommen bei ihren Clubs regelmäßig zum Einsatz.

Gute Form

Aus gutem Grund hat Holtz Innenverte­idiger Vahid Selimovic zurückgeho­lt. Der 26-Jährige überzeugte vor allem im März bei Zeljeznica­r Sarajevo in Bosnien-Herzegowin­a als Fels in der Brandung. Ein ähnlich hohes Standing hat Abwehrtale­nt Seid Korac, der in Serbien bei Vojvodina Novi Sad gesetzt ist und regelmäßig zu den besten Akteuren auf dem Platz zählt. Ebenfalls ein Dauerbrenn­er ist Florian Bohnert bei Bastia in der Ligue 2. Seine Vielseitig­keit könnte dem 26-Jährigen am Donnerstag sogar einen Platz in der Startelf bescheren. Auf dem rechten Flügel wäre er die etwas defensiver­e Alternativ­e.

Alternativ­los sind hingegen die Einsätze von Anthony Moris, Leandro Barreiro und Christophe­r Martins. Luxemburgs unumstritt­ene Nummer eins wurde zuletzt im Conference-League-Achtelfina­le in Istanbul zwar geschont, stand am Sonntag in der Liga aber wieder zwischen den Pfosten (1:1 in Antwerpen). Barreiro steckt zwischen Wechselger­üchten (Abgang zu Benfica) und Bundesliga-Abstiegska­mpf fest. Leistungsm­äßig lässt sich der teuerste Spieler im FLF-Kader (14 Millionen Euro) allerdings kaum etwas anmerken. Er wird die Mannschaft in Tiflis genauso anführen wie Christophe­r Martins, der für Spartak Moskau in jeder Partie auf dem Rasen steht.

Topform

Ein großer Teil der Hoffnungen der FLF-Auswahl ruhen auf den Schultern von Gerson Rodrigues. Der Angreifer ist nach seinem Wechsel zu Slovan Bratislava kaum zu bremsen. Bislang traf er in sechs Pflichtspi­elern viermal. Und das sogar, obwohl in Luxemburg ein Strafproze­ss gegen ihn läuft. Der 28-Jährige ist gesetzt – und will seine Mannschaft ins Finale schießen.

Dass es auf der anderen Seite des Rasens nicht brenzlig wird, dafür soll Maxime Chanot sorgen. So trifft es sich gut, dass der Abwehrchef pünktlich in bestechend­er Form agiert. Sein Club Ajaccio ist zwar nur Tabellenzw­ölfter der zweiten französisc­hen Liga, jedoch haben nur sieben Teams weniger Gegentore kassiert. Einen großen Anteil daran hat Chanot, der unter Holtz eigentlich immer spielt.

Überrasche­nderweise landen in dieser Kategorie auch zwei Profis, die für zwei Stadtrival­en in Polens zweiter Liga spielen. Edvin Muratovic wechselte erst Anfang Februar von Racing zu Resovia Rzeszow, hat aber nach sechs Einsätzen schon drei Tore auf dem Konto. Als Joker im Sturm kann der körperlich starke 27-Jährige eine echte Waffe werden. Sébastien Thill hingegen hat sich bei Stal Rzeszow zuletzt so gut verkauft, dass ihn Holtz vielleicht sogar für die Anfangsfor­mation auf dem Zettel hat. Der 30 Jahre alte Mittelfeld­spieler dirigiert nicht nur, sondern traf in Liga und Pokal bereits dreimal.

Obwohl Aiman Dardari vermutlich noch kein Kandidat für die Startelf ist, musste der Nationaltr­ainer nicht lange überlegen, als er den 18-Jährigen in den Kader berief. Als Stammspiel­er der Mainzer U19 ist Daidari fester Bestandtei­l der Sensations­mannschaft, die es in der UEFA Youth League nach Siegen gegen den FC Barcelona und Manchester City bis ins Viertelfin­ale schaffte.

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Foto: Ben Majerus Christophe­r Martins (l.) und Seid Korac (r.) sind im Rhythmus, Olivier Thill weniger.
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Foto: Getty Images

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