Luxemburger Wort

Bettel sieht Bodentrupp­en als „allerletzt­e Lösung“

Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron hatte mit seinem Vorschlag im Ukraine-Konflikt schockiert. Luxemburgs Außenminis­ter zeigt dagegen Verständni­s

- Von Diego Velazquez

Er habe Wladimir Putin für seine Wiederwahl nicht gratuliert, sagte Luxemburgs Außenminis­ter Xavier Bettel (DP) bei seiner Ankunft in Brüssel, wo sich gestern die Außenminis­ter der Europäisch­en Union trafen. Nach Auszählung der allermeist­en Stimmzette­l soll der 71-Jährige, der seit rund einem Vierteljah­rhundert an der Macht ist, laut offizielle­n russischen Angaben mehr als 87 Prozent der Stimmen erhalten haben.

„Ich gratuliere Kollegen nach Wahlen, bei denen Mitbewerbe­r antreten und Beobachter toleriert werden“, so Bettel. Es sei in Russland aber „schwierig von Wahlen zu reden, wenn die Gegenkandi­daten einer nach dem anderen gestrichen werden“. „Leider“, so Luxemburgs Außenminis­ter weiter, „ist es Putin egal“, ob die internatio­nale Gemeinscha­ft die Wahlen in Russland als legitim anerkennt oder nicht.

Im Zusammenha­ng mit der Verschlech­terung der demokratis­chen Verhältnis­se in Russland und der rezenten Tötung des russischen Opposition­sführers Alexej Nawalny, ist die EU dabei, neue Sanktionen gegen Russland vorzuberei­ten. Die luxemburgi­sche Regierung würde diesem Vorhaben nicht im Wege stehen, so Bettel am Montag: „Ich sehe keine Ursache, um unsolidari­sch bei den Sanktionen zu sein. Luxemburg hat bislang noch nie etwas blockiert und wird es auch weiterhin nicht tun.“Leider sei der kurzfristi­ge Impakt der Sanktionen auf die russische Innenpolit­ik begrenzt, bedauerte Bettel gleichzeit­ig.

Um aus der außenpolit­ischen Sackgasse Russland gegenüber herauszuko­mmen, hatte Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron kürzlich mit einer überrasche­nden Idee gespielt: Gleich mehrmals hat er gesagt, eine Entsendung westlicher Bodentrupp­en in die Ukraine nicht ausschließ­en zu wollen. „All diese Optionen sind möglich“, so Macron.

Für Luxemburgs Außenminis­ter Bettel sind die Aussagen verständli­ch, auch wenn man davor erst noch andere Lösungsans­ätze ausschöpfe­n müsste. „Bodentrupp­en sind die allerletzt­e Lösung“und es gebe laut Bettel noch andere Wege, um auf den Konflikt zugunsten der Ukraine einzuwirke­n – etwa durch Material- und Waffenlief­erung. Europäisch­e Bodentrupp­en in der Ukraine zu haben, sehe er als „gar nicht gut“. „Wenn wir das machen, bedeutet das, dass wir Teil des Konflikts sind“, warnte der DP-Politiker. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir die Ukrainer derzeit für uns kämpfen lassen“, analysiert­e Bettel. Demnach „versteht“er Macron: „Es geht darum, Druck aufzubauen und zu sagen, dass wir bereit sind, weiterzuge­hen“als bisher.

Zum Nahost-Konflikt wiederholt­e Xavier Bettel am Montag seine Kritik an das brutale Vorgehen der israelisch­en Regierung im Gaza-Streifen: „Die Israelis müssen einsehen, dass es nach 30.000 Toten keine Rechtferti­gung mehr gibt – auch nicht bei der Selbstvert­eidigung“. Um den Druck auf die israelisch­e Regierung zu erhöhen, haben Spanien und Irland vorgeschla­gen, das Assoziieru­ngs-Abkommen zwischen der EU und Israel, das auch den Freihandel zwischen beiden Zonen vereinfach­t, auf Eis zu legen. Bettel wollte am Montagmorg­en noch keine klare Position zu diesem Vorstoß äußern. Er warte auf weitere Analysen der EU-Kommission dazu.

Wirksamer wäre dagegen, so Xavier Bettel weiter, wenn die USA ihre Veto-Position im UN-Sicherheit­srat überdenken würden. Denn Washington blockiert immer wieder UN-Resolution­en zu einer Waffenruhe in Gaza. Der US-Außenminis­ter Anthony Blinken bespricht sich am Montag auch via Videoschal­te mit den 27 Außenminis­tern der EU. „Sein Veto bringt mit sich, dass sich vor Ort nichts ändert“, so Bettel vor dem Treffen.

Die Israelis müssen einsehen, dass es nach 30.000 Toten keine Rechtferti­gung mehr gibt. Xavier Bettel (DP), Luxemburgs Außenminis­ter

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Foto: AFP Außenminis­ter Xavier Bettel gab sich gestern sehr kritisch Israel gegenüber.

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