Wenn das Publikum einfach sitzen bleibt
Netflix und Co. werden auf Dauer langweilig ... und machen dumm. Daher muss ab und an auch etwas Kultur auf der Agenda stehen. Für mich hieß es daher am Samstag: auf nach Echternach, ins Trifolion, wo ein klassisches Konzert auf der Agenda stand. Das Kammerorchester Stuttgart spielte Stücke des Komponisten Henry Purcell und Werke der Band Nirvana.
Grunge Rock und Barockklänge passen überraschend gut zusammen. Und es machte wirklich Spaß, den Musikern beim Performen zuzusehen. Vor allem bei „Smells Like
Teen Spirit“zeigten die Mundwinkel der Orchestermitglieder nach oben in Richtung Ohren.
Nach rund 50 Minuten dann Verbeugungen und viel Applaus. „Wie, war das jetzt schon alles?“, fragte ich meine Begleitung. Die anderen Zuschauer stellten sich
Wirklich traurig war ich über das verfrühte Ende nicht.
die gleiche Frage, denn überall im Publikum: ratlose Blicke. Niemand stand auf, niemand sprach laut miteinander, alle beobachteten die Musiker, die sich erst gegenseitig umarmten und dann die Bühne verließen.
Erst eine gefühlte Ewigkeit später standen die Ersten auf und gingen zu den Ausgängen. Im Foyer dann ein Aufeinandertreffen mit Bekannten: „Könnte es sein, dass die Musiker nur eine große Pause einlegen?“„Nein“, erwiderte ich, „das waren alle Stücke, die auch online angekündigt waren.“2,5 Stunden sollte der Spaß laut Internetseite eigentlich dauern.
Wirklich traurig war ich über das verfrühte Ende nicht. Und so saß ich, nach einem Abschlussgetränk, schon kurz nach 21.30 Uhr wieder hinterm Lenkrad und kurz nach 22 Uhr vor der Glotze. Um genauer zu sein: vor Netflix. Michael J.