Luxemburger Wort

Der Nikotingeh­alt soll auf ein Minimum reduziert werden

Nikotinbeu­tel werden vom 1. Oktober an teurer. Zu einem Verkaufsve­rbot an Minderjähr­ige äußert sich das Gesundheit­sministeri­um nicht

- Von Mike Stebens

Nikotinbeu­tel werden vom 1. Oktober an besteuert. Dies geht aus dem jüngst von Finanzmini­ster Gilles Roth (CSV) vorgestell­ten Budget 2024 hervor. Nikotinbeu­tel stießen auf wachsendes Interesse, heißt es darin. Die kleinen nikotinhal­tigen Säckchen, auch weißer Snus genannt, werden beim Konsum in den Mund, meist zwischen Lippe und Zahnfleisc­h, gelegt und sind in verschiede­nen Geschmacks­richtungen erhältlich. Auf Nikotinbeu­tel wird nun eine Steuer von maximal 100 Euro pro Kilogramm eingeführt. Für eine Packung mit 20 Nikotinbeu­teln dürfte also etwas mehr als ein Euro zusätzlich fällig werden. Statt für rund fünf Euro werden die Packungen von Oktober an wohl für etwa sechs bis sieben Euro zu haben sein.

Fehlende Altersbegr­enzung

Der Abgeordnet­e Mars Di Bartolomeo (LSAP) hat dazu am vergangene­n Dienstag in der Abgeordnet­enkammer eine Frage an Finanzmini­ster Gilles Roth gestellt. Di Bartolomeo wies darauf hin, dass weißer Snus ein hohes Suchtpoten­zial hat und stark abhängig macht. Er sei gut sichtbar an Tankstelle­n zu finden und es werde „unverschäm­t von der reglementa­rischen Leere profitiert“.

Es gebe keine Altersbesc­hränkung, kein Werbeverbo­t und keine Verpflicht­ung, Warnhinwei­se auf der Verpackung anzubringe­n. Di Bartolomeo erklärte, er habe den Eindruck, es gebe zwei Meinungen in der Regierung. Eine Reglementi­erung gebe es nicht, aber jetzt würde beschlosse­n, Steuern zu erheben. „Was indirekt heißt, wir akzeptiere­n dieses Produkt“, sagte Di Bartolomeo.

Finanzmini­ster Gilles Roth antwortete dem ehemaligen Gesundheit­sminister Di Bartolomeo, die Nikotinbeu­tel seien seinen Informatio­nen zufolge bereits seit 2022 auf dem luxemburgi­schen Markt erhältlich. Roth machte eine Pause und blickte in die Runde, wohl um deutlich zu machen, dass sich in der Praxis nichts geändert hat unter der Verantwort­ung der LSAP-Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert. Seit 2022 produziert auch ein Hersteller in Hollerich die Nikotinbeu­tel.

Roth sagte, die Regierung „ist gewillt, die Nikotinbeu­tel zu reglementi­eren“. Die Frage des maximalen Nikotingeh­alts sei jedoch nicht Sache des Finanzmini­sters. Er sei nur für eine Steuer zuständig und habe seine Aufgabe wahrgenomm­en. Auf eine Altersbesc­hränkung ging Roth nicht ein.

Ministeriu­m legt sich nicht fest

Auf LW-Anfrage, ob mit der Besteuerun­g auch ein Verkaufsve­rbot an Minderjähr­ige verbunden sei oder ob es sich lediglich um eine Verteuerun­g handele, antwortet das Gesundheit­sministeri­um ausweichen­d: „Die Verbreitun­g der Nikotinbeu­tel kann zu Gesundheit­srisiken führen.“Deshalb habe die Regierung beschlosse­n, einen gesetzlich­en Rahmen zu schaffen, um diese neuen Produkte zu regulieren. Als präventive Maßnahme soll die künftige Regulierun­g „die schädliche­n Auswirkung­en so weit wie möglich minimieren“.

In einer rezenten Sendung von „RTL Background“wurde Gesundheit­sministeri­n Martine Deprez (CSV) gefragt, wie sie zu den Beuteln stehe. Deprez erklärte, dass das Bildungsmi­nisterium bereits seine Bedenken geäußert habe, insbesonde­re bezüglich der hoch dosierten Nikotinbeu­tel. Das Thema sei auch innerhalb der Regierung diskutiert worden. „Wir haben uns am Ausland inspiriert und werden die Nikotinbeu­tel in kürzester Zeit reglementi­eren, sodass der Nikotingeh­alt so niedrig wie möglich ist.“Deutschlan­d gehe einen ähnlichen Weg.

Herzklopfe­n durch Nikotin

Die Gesundheit­sministeri­n fügte hinzu, sie habe von Suchtexper­ten die Sorge gehört, dass Kinder dadurch von Nikotin abhängig werden könnten. Das sei „ziemlich dramatisch im jungen Alter“. Herzklopfe­n könne eine Folge sein. Die Sucht tue dem Körper nicht gut.

Zu einer Altersgren­ze sagte Deprez nichts. Eine Aussage in einem anderen Zusammenha­ng könnte jedoch einen Hinweis darauf geben, wie die Ministerin darüber denkt. Angesproch­en auf die Tatsache, dass Alkohol bereits von 16-Jährigen gekauft und konsumiert werden kann, sagte Deprez, sie sei überzeugt, „dass Verbote nicht viel bringen.“

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Foto: Chris Karaba/LW-Archiv Als präventive Maßnahme soll die künftige Regulierun­g „die schädliche­n Auswirkung­en so weit wie möglich minimieren“, teilt das Gesundheit­sministeri­um mit.

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