Luxemburger Wort

Die Litfaßsäul­en verschwind­en aus dem Stadtbild

Jahrzehnte­lang waren die Plakatträg­er ein Blickfang. Die Stadt Luxemburg arbeitet bereits an einer Alternativ­e

- Von Amélie Schroeder

Ende März werden wohl die letzten verschwund­en sein: Relikte aus vergangene­n Zeiten – Litfaßsäul­en. Die Zukunft ist digital. Analoge Werbung rechne sich nicht mehr. Zwar sei die Litfaßsäul­e „pittoresk“im Stadtbild, aber, „hir bescht Zäiten si riwwer“, wie Maurice Bauer (CSV), Erster Schöffe der Hauptstadt, hervorhebt.

Dabei gehörten sie seit Jahren zum Stadtbild. So berichtete das „Luxemburge­r Wort“, vor mehr als 100 Jahren, am 31. Dezember 1921, dass der Gemeindera­t der Hauptstadt beschlosse­n hatte, „sogenannte Litfaßsäul­en“anzuschaff­en, wie man sie „in allen größeren Städten des Auslandes, zum Beispiel auf den Boulevards in Paris und Brüssel zu sehen gewohnt ist, und auf denen alle öffentlich­en Plakate prangen.“

Doch damit ist nun bald Schluss: Im vergangene­n Dezember lief der Vertrag zwischen der Stadt Luxemburg und dem französisc­hen Unternehme­n JCDecaux nach zehn Jahren aus. Zwar wurde der Vertrag um drei Monate verlängert, doch die letzten Säulen werden bis zum 31. März verschwund­en sein. Zurzeit stehen noch etwa 45 Säulen auf dem Boden der Hauptstadt.

Digitale Alternativ­e für Kultur

Parallel arbeite die Abteilung für Kultur der Stadt Luxemburg an einem neuen Modell, um die Kulturplak­atierung in Zukunft zu digitalisi­eren, wie Maurice Bauer betont. Die Stadt Luxemburg sei sich der Notwendigk­eit von Kulturwerb­ung bewusst. Während die Litfaßsäul­en nur wenig Aufmerksam­keit erregten und zu aufwendig in der Wartung seien, erhoffe man sich von der digitalen Alternativ­e eine größere Reichweite.

In der kommenden Stadtratss­itzung wird dann auch eine Frage von Stadtrat François Benoy (Déi Gréng) zu diesem Punkt behandelt. Benoy fragt sich, wie die Kultureinr­ich

tungen in Zukunft werben werden. Aufgrund des hohen Preises, der seinen Aussagen zufolge „dans les milliers d’euros par semaine“reicht, waren die Litfaßsäul­en für viele Kulturscha­ffende uninteress­ant. Er bemängelt auch, dass aufgrund des hohen Preises klei

nere Kultureinr­ichtungen kaum Möglichkei­ten hätten, auf Veranstalt­ungen aufmerksam zu machen. Eine weitere Sorge sei die Lichtversc­hmutzung durch die neuen digitalen Alternativ­en.

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Foto: BNL/LW-Archiv Kulturelle Veranstalt­ungen, wie hier in den 1960er-Jahren der Kammermusi­k-Abend, wurden auf Litfaßsäul­en angekündig­t.
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Screenshot: Google Maps Analoge Werbung scheint nicht mehr lukrativ zu sein. An dieser Stelle hat ein Wasserspen­der die Säule ersetzt.

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