Mamers Volleyballerinnen haben jetzt zwei Titelchancen
Die Frauen-Halbfinals in der Novotel Ligue waren nichts für schwache Nerven. Vizemeister Gym schafft es diesmal nicht
Die enttäuschten Spielerinnen von Gym Volley waren noch lange in der Halle. Sie räumten die Werbe-Banner auf und trösteten sich gegenseitig. Nach drei arbeitsreichen Halbfinal-Wochenenden ist das Titelrennen in der Novotel Ligue für sie zu Ende. Zweimal waren sie in den vergangenen Jahren in der Endspielserie der Volleyball-Meisterschaft gewesen. Dieses Mal hat es nicht geklappt. Gegner VC Mamer ist nun im Liga-Finale der Herausforderer von Titelverteidiger RSR Walferdingen.
„Wir sind sehr traurig und müssen versuchen, uns da irgendwie herauszuziehen“, meinte Gym-Kapitänin Cindy Schneider, deren Hoffnungen auf den lang ersehnten Meistertitel für den Dauer-Mitfavoriten erneut vergeblich waren. Die drei Halbfinalduelle der Best-of-three-Serie gegen Mamer waren kraftraubend, das Entscheidungsspiel am Sonntagabend von Fehlern und teilweise spektakulären Ballwechseln geprägt. Mamer setzte sich 3:1 (19:25, 25:18, 25:17, 25:21) durch, nachdem es in den beiden Partien zuvor jeweils ein 3:0 für jedes Team gegeben hatte.
„Der Druck war auf beide Mannschaften enorm hoch. Ich glaube, dass wir ein bisschen mehr Glück hatten, aber auch mehr offensive Möglichkeiten als Gym“, resümierte Mamers Zuspielerin Marie Reiterova. „Eine große Erleichterung“war der Erfolg für sie, denn die Mannschaft habe eine Woche voller Anspannung hinter sich. „Aber für solche Duelle spielt man Volleyball. Man weiß, dass man sich auf dem höchsten Niveau in Luxemburg bewegt. Deshalb ist die Freude dann noch größer, wenn man gewinnt.“
Für sie persönlich war die Situation auch nicht einfach gewesen. Reiterova hatte im vergangenen Herbst eigentlich aufgehört. Zu den Gründen wollte sie sich nicht äußern. Als Mamer im Laufe der Saison aufgrund der Fußverletzung von Haupt-Zuspielerin Lindsay Dowd-Braas Personalsorgen auf der wichtigen Position bekam, sprang Reiterova ein. „Ich wurde gefragt, ob ich zurückkommen könnte. Die Frage war für mich einfach zu beantworten. Ich liebe Volleyball und wollte der Mannschaft helfen“, erzählt die 34-Jährige. Sie hatte aber mehrere Wochen nicht mit dem Team trainiert und wenig Zeit, sich wieder einzuspielen. „Dieses Halbfinale hat mich viele Nerven gekostet, weil ich mir selbst Druck gemacht habe“, so Reiterova.
Die dritte Partie zwischen dem Tabellenzweiten Gym und dem Dritten Mamer war am Sonntag das letzte Spiel der LigaHalbfinals. In der mit rund 400 Zuschauern gut gefüllten Gym-Halle in Cents herrschte Riesenstimmung. Viele Spieler und Spielerinnen sowie Trainer anderer Vereine ließen sich das Duell nicht entgehen. Die Fans auf der Tribüne gaben wie die Spielerinnen auf dem Feld alles.
Keine Verschnaufpause
Begegnungen zwischen Gym und Mamer sind oft sehr umkämpft. 2022 und 2023 war Mamer jeweils im Halbfinale gegen die Mannschaft aus Cents ausgeschieden. „Wir hatten das natürlich im Kopf, das war ein Déjà-vu für uns. Aber es hat uns auch sehr gepuscht“, sagte Mamers Annalena Mach. „Es war körperlich und mental wirklich sehr anstrengend, weil es immer um Nuancen ging. Da fällt am Ende eine Last ab. Das sind die schönsten Spiele“, meinte ihre Kollegin Vanessa Koos.
Dass auch die zweite Halbfinalserie – zwischen dem zuvor ungeschlagenen Spitzenreiter Walferdingen und Außenseiter V80 Petingen – ein Entscheidungsspiel brauchen würde, war hingegen eine faustdicke Überraschung. Der Serienmeister musste zweimal ohne seine erkrankte Zuspielerin Nathalie Braas auskommen. Nach dem 0:3 zum Auftakt setzte sich Außenseiter Petingen in der zweiten Partie 3:2 durch. Auch das dritte Duell am vergangenen
Samstag ging über fünf Sätze. Mithilfe der zurückgekehrten Braas schaffte es der Titelverteidiger in die Endspielserie der Novotel Ligue.
Diese startet erst in der zweiten Aprilwoche. Viel Zeit für Erholung haben die Akteurinnen derzeit trotzdem nicht. Die besten vier Frauenteams der Meisterschaft sind diesen Donnerstag gleich wieder im Pokal im Einsatz. Im Final Four in Bartringen stehen sich Walferdingen und Gym sowie Mamer und Petingen gegenüber.
Dieses Halbfinale hat mich viele Nerven gekostet, weil ich mir selbst Druck gemacht habe. Marie Reiterova, Spielerin von Mamer
Coupe-Verteidiger Mamer hat sich in einer schwierigen Saison nun rechtzeitig zum Endspurt in eine aussichtsreiche Situation gebracht und erstmals seit zwei Jahren wieder zwei Titelchancen. „Es geht diese Woche noch einmal um die Wurst. Petingen ist sehr stark im Moment, da müssen wir wieder alles geben“, sagte Koos über die nächste Aufgabe. Gym hat es gegen Walferdingen vermutlich noch schwerer. Kapitänin Schneider hofft trotzdem, mit einem Sieg die Möglichkeit zur Revanche gegen Mamer zu erhalten: „Vielleicht sehen wir uns am Samstag im Pokalfinale wieder.“