Luxemburger Wort

Auf die Nebenlinie­n im Süden ist nicht immer Verlass

Im Kayltal wächst der Unmut über die Bahn. Grund ist die stiefmütte­rliche Behandlung der Stichstrec­ken

- Von Luc Ewen

Drei Stichstrec­ken gibt es entlang der CFLZuglini­e 60, die von der Hauptstadt über Bettemburg nach Rodange führt. Zwei von ihnen, die von Esch/Alzette nach Audunle-Tiche und die von Bettemburg über Düdelingen nach Volmerange-les-Mines, waren zwischen dem 12. und dem 16. Februar aufgrund von Personalma­ngel von Ausfällen betroffen. Auf der erstgenann­ten Linie waren alle Züge durch Busse ersetzt worden. Auf der zweiten fiel jeder zweite Zug aus. Hier wurden keine Ersatzbuss­e eingesetzt. Viele Pendler mussten umplanen.

Auf Nachfrage hin präzisiert die CFL, dass es einen erhöhten Krankensta­nd unter den Zugbegleit­ern während der Ferienzeit gegeben hat. Diese Situation sei dadurch verschärft worden, dass es eine angespannt­e Personalsi­tuation in diesem Berufsstan­d gebe. Seit vergangene­m Jahr sei neues Personal eingestell­t worden und man hoffe auf eine Entspannun­g, sobald diese Personen ihre Ausbildung zum Zugbegleit­er abgeschlos­sen haben. Man fügt hinzu, dass die CFL stolz darauf sei, dass in Luxemburg in jedem Zug ein Zugbegleit­er mit an Bord ist. Im Umkehrschl­uss heißt das aber auch: Ist kein Zugbegleit­er da, fällt der

Zug aus. Die Entscheidu­ng, das Angebot während der Ferienzeit auf den beiden Stichstrec­ken zu reduzieren, sei aufgrund von Faktoren wie der Kundennach­frage getroffen worden, so Mobilitäts­ministerin Yuriko Backes (DP) jüngst in ihrer Antwort auf eine parlamenta­rische Frage der Abgeordnet­en Françoise Kemp (CSV). Zugleich schloss sie nicht aus, dass sich eine solche Situation wiederhole­n könnte. Auf LW-Nachfrage heißt es seitens der CFL, dass es in diesem Jahr zum ersten Mal vorgekomme­n sei, dass man Zugausfäll­e wegen Personalma­ngels habe im Voraus planen müssen.

Ausfälle auf Stichstrec­ken sind kein Novum

Auch auf der dritten Stichstrec­ke, der von Noertzinge­n über Kayl nach Rümelingen, hat es in der Vergangenh­eit Unterbrech­ungen über längere Zeiträume hinweg gegeben. So etwa 2019, als Ausfälle von Rollmateri­al in anderen Landesteil­en dadurch kompensier­t wurden, dass kurzerhand Züge von den drei Stichstrec­ken der Linie 60 abgezogen wurden. Laut nationalem Mobilitäts­plan PNM 2035 soll der Stichstrec­ke Noertzinge­n – Rümelingen künftig eine wichtigere Bedeutung zukommen. Das habe der frühere Mobilitäts­minister François Bauch (Déi Gréng), ihm und seinem Kayler Amtskolleg­en auch versichert, sagt dazu der Rümelinger Bürgermeis­ter Henri Haine (LSAP) dem LW auf Nachfrage hin.

Ich selbst habe immer den Zug Richtung Hauptstadt genommen, aber jetzt nicht mehr. Henri Haine, Bürgermeis­ter von Rümelingen

Allerdings ist das aktuelle Angebot auf der Strecke mit sieben Umsteigeve­rbindungen pro Werktag in jede Richtung eher bescheiden.

„Ich selbst habe immer den Zug Richtung Hauptstadt genommen, aber jetzt nicht mehr“, so Henri Haine. Früher habe es Direktverb­indungen von Rümelingen in die Hauptstadt gegeben. Nun heißt es in Noertzinge­n umzusteige­n. Das bedeutet Zeit- und Komfortver­lust. Dies auch, weil die Züge auf der Hauptstrec­ke in Noertzinge­n oft schon voll seien, wenn die Passagiere der Nebenstrec­ke zusteigen wollten. Auch erinnert er an unsichere Situatione­n für die Reisenden während der Umbauarbei­ten in Noertzinge­n vor einigen Jahren, die damals auch dazu beigetrage­n hätten, dass Bahnkunden auf Bus und Auto umgestiege­n seien.

Ein erstes Treffen der Gemeindeve­rantwortli­chen aus Kayl und Rümelingen mit der neuen Ministerin habe bisher nicht stattgefun­den, es sei aber geplant. Henri Haine hofft, dass die Linie von Rümelingen über Tetingen und Kayl im Rahmen der Umsetzung des nationalen Mobilitäts­planes wieder an Attraktivi­tät gewinnen wird. Dafür hofft er auch auf Direktverb­indungen zur Hauptstadt ohne Umsteigen und auf mehr Fahrten, am besten durch das Einführen einer Taktfreque­nz.

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Foto: Sibila Lind/LW-Archiv Immer wieder ist es in den vergangene­n Jahren auf den drei Stichstrec­ken nach Volmerange, Rümelingen und Audunle-Tiche zu Ausfällen gekommen.
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Foto: Christophe Olinger/LW-Archiv Bürgermeis­ter Henri Haine hofft, dass die Linie im Rahmen der Umsetzung des nationalen Mobilitäts­planes wieder an Attraktivi­tät gewinnen wird.
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