Auch Nebenstrecken brauchen Qualität und Zuverlässigkeit
Immer wenn es um Ausfälle auf den Stichstrecken der Linie 60 geht, argumentiert die CFL, dass Prioritäten gesetzt werden. Es sei wichtig, den Verkehr auf stärker frequentierten Strecken zu gewährleisten. Das war schon so, als 2019 Rollmaterial ausfiel. Damals wurden Züge aus dem Süden abgezogen und in anderen, wichtigeren Landesteilen als Lückenfüller eingesetzt. In diesem Februar hatten die Fahrgäste ein Déjà-vu. Erneut fielen Züge aus, dieses Mal aufgrund von Personalmangel.
Dass Züge und Personal prioritär dort zum Einsatz kommen, wo die Nachfrage am größten ist, ist verständlich. Nur hält man so auch die Nachfrage auf den Nebenstrecken niedrig. Kann der Pendler sich nicht darauf verlassen, dass sein Zug morgens von Rümelingen, Tetingen, Kayl oder Audun-le-Tiche abfährt, wird er irgendwann ganz auf Auto oder Bus umsteigen. Die Stilllegung der Strecke ab Audun-leTiche ist bereits beschlossene Sache. Stattdessen ist ein Superbuskorridor geplant. Das könnte eine Chance für den öffentlichen Nahverkehr sein. Dieses Verkehrsmittel ist zwar langsamer, dafür aber flexibler einsetzbar als die Bahn.
Auch bei der Strecke nach Rümelingen fragen sich immer mehr Nutzer trotz gegenteiliger Beteuerungen von Staat und CFL, ob eine Stilllegung nicht doch nur noch eine Frage der Zeit ist. Nur sieben Züge pro Werktag und Richtung sind – wenn sie denn fahren -, nicht attraktiv genug für Pendler. Dazu kommen überfüllte Züge beim Umsteigen in Noertzingen sowie regelmäßige Verspätungen. Dass die Nachfrage unter diesen Umständen im vergangenen Jahr mit nur 23.000 Passagieren gering blieb, ist keine große Überraschung.