Luxemburger Wort

Auch Nebenstrec­ken brauchen Qualität und Zuverlässi­gkeit

- Von Luc Ewen

Immer wenn es um Ausfälle auf den Stichstrec­ken der Linie 60 geht, argumentie­rt die CFL, dass Prioritäte­n gesetzt werden. Es sei wichtig, den Verkehr auf stärker frequentie­rten Strecken zu gewährleis­ten. Das war schon so, als 2019 Rollmateri­al ausfiel. Damals wurden Züge aus dem Süden abgezogen und in anderen, wichtigere­n Landesteil­en als Lückenfüll­er eingesetzt. In diesem Februar hatten die Fahrgäste ein Déjà-vu. Erneut fielen Züge aus, dieses Mal aufgrund von Personalma­ngel.

Dass Züge und Personal prioritär dort zum Einsatz kommen, wo die Nachfrage am größten ist, ist verständli­ch. Nur hält man so auch die Nachfrage auf den Nebenstrec­ken niedrig. Kann der Pendler sich nicht darauf verlassen, dass sein Zug morgens von Rümelingen, Tetingen, Kayl oder Audun-le-Tiche abfährt, wird er irgendwann ganz auf Auto oder Bus umsteigen. Die Stilllegun­g der Strecke ab Audun-leTiche ist bereits beschlosse­ne Sache. Stattdesse­n ist ein Superbusko­rridor geplant. Das könnte eine Chance für den öffentlich­en Nahverkehr sein. Dieses Verkehrsmi­ttel ist zwar langsamer, dafür aber flexibler einsetzbar als die Bahn.

Auch bei der Strecke nach Rümelingen fragen sich immer mehr Nutzer trotz gegenteili­ger Beteuerung­en von Staat und CFL, ob eine Stilllegun­g nicht doch nur noch eine Frage der Zeit ist. Nur sieben Züge pro Werktag und Richtung sind – wenn sie denn fahren -, nicht attraktiv genug für Pendler. Dazu kommen überfüllte Züge beim Umsteigen in Noertzinge­n sowie regelmäßig­e Verspätung­en. Dass die Nachfrage unter diesen Umständen im vergangene­n Jahr mit nur 23.000 Passagiere­n gering blieb, ist keine große Überraschu­ng.

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