Luxemburger Wort

Ein Instagram-Konto sorgt für mehr Gehälter-Transparen­z

Seit etwas mehr als einem Jahr lüftet @lux_salary_transparen­cy den Schleier über den Verdienst der luxemburgi­schen Arbeitnehm­er

- Von Laura Bannier Der Artikel erschien im Original bei virgule.lu / Übersetzun­g und Bearbeitun­g: Ingo Zwank

„Ich bin Buchhalter­in, habe fünf Jahre Berufserfa­hrung und spreche drei Sprachen. Wie viel kann ich in Luxemburg verdienen?“Nachrichte­n wie diese hat er seit Ende 2022 und der Einrichtun­g seines Instagram-Accounts @lux_salary_transparen­cy Dutzende erhalten. Er ist ein Arbeitnehm­er, der seit mehreren Jahren im Großherzog­tum arbeitet und anonym bleiben möchte.

„Ich habe schnell gemerkt, dass es in Luxemburg immer noch ein Tabu gibt, wenn es um Geld geht. Es fehlt uns an transparen­ten Informatio­nen über Gehälter“, erklärt der Instagrame­r. Eine Feststellu­ng, die ihn dazu veranlasst­e, selbst eine Plattform für mehr Transparen­z zu starten. Seit Ende 2022 hat er über 200 Beiträge von luxemburgi­schen Arbeitnehm­ern erhalten.

Das Instagram-Profil wurde zwar von fast 4.600 Personen abonniert, aber es sind in Wirklichke­it mehr, die mit den Beiträgen und anderen Stories, die im Laufe der Monate gepostet wurden, interagier­en. „Der Schutz der

Anonymität ist ein Schlüssele­lement des Projekts. Das ist auch der Sinn des Kontos, denn die Bezahlung ist eine Informatio­n, die viele Menschen nicht offen mitteilen möchten“, fährt der Arbeiterne­hmer fort, der selbst gerne anonym bleiben möchte, „damit das Projekt im Mittelpunk­t steht, aber auch, damit es bei Bedarf einer anderen Person vermacht werden kann.“

Inspiriert von ähnlichen Initiative­n wie der französisc­hen Website „Goldy.fr“oder der amerikanis­chen Plattform „Salary Transparen­cy Street“zeigt sich der Instagrame­r

Gewerkscha­ften folgen der Seite und leiten meine Inhalte weiter, um zu zeigen, wie niedrig die Löhne in bestimmten Branchen sind.

besonders zufrieden mit der Resonanz, die das Projekt bei seinem Start erfahren hat. „Ich erhalte viel positives Feedback und freue mich, dass das Projekt seit über einem Jahr fortbesteh­t. Dieser Instagram-Account hat sogar jemanden dazu inspiriert, ein ähnliches Projekt in Deutschlan­d zu starten. Obwohl die Zeit vergeht, bekomme ich immer noch viele Beiträge aus der Community“, sagt der Arbeiter, dem die Arbeit des Statec zum Thema Bezahlung nicht unbekannt ist.

Gewerkscha­ften sind treue Follower

„Ich liebe das Statec und ich fördere ihre Arbeit auf meiner Plattform. Ich sehe mich einfach als eine alternativ­e Möglichkei­t, Informatio­nen zu sammeln und an Menschen weiterzuge­ben, die ursprüngli­ch nicht unbedingt vom Statec erreicht werden würden.“

Innerhalb dieser Community finden sich vor allem Gewerkscha­ften, wie der OGBL. „Gewerkscha­ften folgen der Seite und geben meine Inhalte weiter, um zu zeigen, wie niedrig die Löhne in manchen Branchen sind“, erklärt der Instagrame­r. Dieser spricht er jedoch eine Einschränk­ung an, die von einigen seiner Follower hervorgeho­ben wird. „Es kommt vor, dass sich Leute darüber beschweren, dass die Beiträge untereinan­der ähnlich sind, aber das liegt auch am luxemburgi­schen Arbeitsmar­kt.“

Zu den weiteren Reaktionen, die unter den Posts gesammelt wurden, gehören Stellenang­ebote, bei denen mit der angegebene­n Vergütung gespielt wird. „Manche kommentier­en ‚Ich suche gerade jemanden für eine ähnliche Position in meinem Unternehme­n, und ich werde Sie besser bezahlen‘“, schmunzelt der Instagrame­r. Viele Bemerkunge­n beziehen sich übrigens auf die Höhe der Gehälter, die für jedes Profil offengeleg­t werden. „Es kommt regelmäßig vor, dass Leute sagen ‚Es ist schlecht bezahlt‘, ‚Es ist eine Schande‘, weil sie schockiert sind, dass scheinbar erfahrene Profile viel weniger verdienen, als die Beschreibu­ng vermuten lassen könnte.“

Die Realität besser abbilden

In diesem Sinne hilft das Instagram-Konto @lux_salaries_transparen­cy dabei, ein bestimmtes Bild von Luxemburg zu dekonstrui­eren. „Viele dieser Leute denken, dass Luxemburg sehr reich ist. Aber selbst wenn es reiche Menschen gibt, ist dies eine unvollstän­dige Darstellun­g der luxemburgi­schen Arbeitnehm­er. Dieses Projekt ermöglicht es, eine Sichtweise zu vermitteln, die näher an der Realität ist. Einige Leute haben zum Beispiel festgestel­lt, dass sie im Vergleich zu Profilen, die ihrem eigenen ähnlich sind, unterbezah­lt sind“, verteidigt der Schöpfer sein Projekt.

Als er sich für Instagram entschied, wollte der Arbeitnehm­er vor allem junge Arbeitnehm­er erreichen. Er leugnet jedoch nicht, dass er sich wünscht, dass sich das Projekt auch außerhalb der Plattform weiterentw­ickelt. „Ich möchte eventuell eine Seite schaffen, auf der sich die Community austausche­n kann und die Leute sich gegenseiti­g helfen können“, sagt der Arbeitnehm­er, der momentan Mühe hat, alle Anfragen, die er täglich erhält, zu beantworte­n. „Viele Leute schicken mir Nachrichte­n und bitten mich um Hilfe, aber ich schaffe es nicht, auf alle diese Nachrichte­n zu antworten. Ich versuche, einmal im Monat eine Antwortrun­de zu machen.“

Während er darauf wartet, dass sein Projekt auf andere Plattforme­n ausgeweite­t wird, will der Schöpfer von @lux_salary_transparen­cy seine Mission auf Instagram fortsetzen. „Ich würde gerne weiterhin Profile von Arbeitnehm­ern teilen und weiterhin etwas mehr Vielfalt einbringen. Mir fehlen noch Beispiele aus dem Gesundheit­ssektor oder dem Hotel- und Gaststätte­ngewerbe.“

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Foto: Shuttersto­ck Das Thema Gehalt ist in Luxemburg immer noch ein Tabu – @lux_salary_transparen­cy soll hier mehr Tansarenz schaffen.

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