Luxemburger Wort

Ysaline Hibon hat ein Problem namens Axel

Die Eiskunstla­uf-Meisterin lebt und trainiert jetzt in Frankreich. Dort arbeitet sie an ihren Sprüngen, die ihr große Schwierigk­eiten bereiten

- Von Andrea Wimmer

Nein, eine große Liebe ist das nicht. Ysaline Hibon hat eher ein schwierige­s Verhältnis zum Axel und ist damit nicht allein. Denn dieser Sprung bereitet vielen Eiskunstlä­uferinnen Probleme. „Ich mag den Axel nicht sehr“, sagt die 18-Jährige. Generell liegt ihr die künstleris­che Seite ihres Sports mehr als die Sprünge. Hibon wirkt elegant und ausdruckss­tark.

Sie ist die aktuell beste Eiskunstlä­uferin Luxemburgs. Am vergangene­n Wochenende wurde sie bei der traditions­reichen Coupe du Printemps in Kockelsche­uer zum dritten Mal hintereina­nder nationale Meisterin. Mit den Sprüngen hatte sie erneut ihre Probleme, den Titel sicherte sie sich trotzdem wieder vor Rebecca Toft. „Ich habe bei weitem nicht meine beste Leistung geschafft, aber ich bin trotzdem zufrieden mit dem, was ich gezeigt habe. Künstleris­ch habe ich alles gegeben“, so Hibon.

Die 44. Coupe du Printemps bedeutete für sie eine Rückkehr in die Eishalle, die früher ihr zweites Zuhause war. Seit dieser Saison, die am Wochenende für die junge Sportlerin zu Ende ging, lebt und trainiert sie in den französisc­hen Alpen. Nach dem Abitur 2023 zog sie nach Annecy um, wo sie beim Club SGA Patinage in einer Trainingsg­ruppe mit viel starker Konkurrenz arbeiten kann. Sie behält aber ihre Lizenz beim hiesigen Verein Hiversport Luxembourg.

Im Großherzog­tum sind Eiskunstlä­uferinnen in dieser Alterskate­gorie rar gesät. Hibon und die 17-jährige Toft waren bei der Coupe du Printemps die einzigen Konkurrent­innen um den nationalen Titel. Dita Giltaire fiel verletzung­sbedingt aus. Im Seniors-Bereich gab es keine Luxemburge­rin. Im internatio­nalen Juniorinne­n-Wettbewerb landeten Hibon als 15. und Toft als 18. im Mittelfeld, während es durch Leandra Tzimpoukak­is und Eugenia Sekulovski einen Schweizer Doppelerfo­lg vor der Finnin Lotta Artimo gab.

„Ysaline hat sehr schöne Pirouetten gezeigt. Aber mit den Sprüngen hat es nicht geklappt, was natürlich schade ist und auf dem Niveau nicht mehr allzu oft passieren sollte“, sagt Jerry Hilgert, Mitglied des Organisati­onskomitee­s und einziger internatio­naler Wertungsri­chter Luxemburgs, über die Kür der nationalen Meisterin.

Bislang präsentier­t Hibon im Wettkampf Zweifach-Sprünge. Im Training arbeitet sie an den dreifachen. Weil sie den Doppel-Axel im Kurzprogra­mm in Kockelsche­uer vorzeitig abbrechen musste, zeigte sie ihn in der Kür nur einfach. Der Axel ist der einzige Sprung in diesem Sport, der im Vorwärtsla­uf beginnt und eine halbe Drehung mehr als andere enthält. Er wird von vielen gefürchtet, gilt aber als wichtiger Gradmesser.

Annecy bringt positive Entwicklun­gen

In Annecy will Hibon auch bei diesem Thema vorankomme­n. „Man orientiert sich an den Anderen. Es hilft mir zum Beispiel, die Sprünge der Clubkolleg­en zu sehen. Ich habe Fortschrit­te gemacht“, berichtet sie. Doch die Arbeit ist hart. Dreimal pro Tag hat sie Training auf dem Eis, dazu kommen wöchentlic­h mehrere Einheiten Tanz- und Krafttrain­ing.

Sie ist zufrieden mit dem Wechsel nach Annecy, obwohl sie Geschwiste­r und Eltern vermisst. „Meine Familie fehlt mir, aber ich habe mit dem Training und dem Studium so viel zu tun, dass ich keine Zeit habe, mir darüber viele Gedanken zu machen.“Die Sportlerin studiert Psychologi­e an einer Online-Universitä­t, damit sie sich die Zeit besser einteilen kann. Wegen des vielen Trainings absolviert sie die

Kurse meistens an Wochenende­n, an denen sie keinen Wettkampf hat.

Die Luxemburge­r Vereinskol­legin Toft ist hinsichtli­ch der Eiskunstla­uf-Vorlieben das Gegenteil von Hibon. „Sprünge sind meine Stärke. Ich mag sie lieber als die anderen Elemente“, erklärt sie. Schon vor einem Jahr, als sie erstmals in der Juniorinne­n-Kategorie startete, gelangen ihr zwei saubere Doppel-Axel. „Er war immer mein Lieblingss­prung. Es fühlt sich bei der Landung großartig an, wenn man ihn geschafft hat.“

Doch diesmal hatte sie Probleme. Im Kurzprogra­mm klappte der schwierige Sprung nicht und auch bei anderen Elementen blieb sie unter ihren Möglichkei­ten. „Ich hatte mir vom Kurzprogra­mm viel mehr erwartet“, berichtete sie enttäuscht. „Die Saison war sehr schwierig.“Unter anderem machten ihr Trainerwec­hsel und die Doppelbela­stung aus Schule und Sport zu schaffen.

Hibon peilt in der nächsten Saison Starts bei Junior Grand Prix sowie bei der Junioren-WM im Februar und März 2025 in Ungarn an. Eine Teilnahme an den Olympische­n Winterspie­len 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo (I) wäre ein Traum, aber ihrer Meinung nach nicht realistisc­h. Toft will angesichts ihrer aktuellen Probleme momentan lieber nicht weit planen. Ein konkretes Ziel hat sie aber: „Ich möchte luxemburgi­sche Meisterin werden, denn bisher war ich immer nur Zweite.“

Ysaline hat sehr schöne Pirouetten gezeigt. Aber mit den Sprüngen hat es nicht geklappt, was natürlich schade ist und auf dem Niveau nicht mehr allzu oft passieren sollte. Jerry Hilgert, Internatio­naler Wertungsri­chter beim Eiskunstla­uf

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Fotos: Stéphane Guillaume Ysaline Hibon ist zum dritten Mal hintereina­nder nationale Meisterin geworden.
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Ysaline Hibon ist zum dritten Mal hintereina­nder nationale Meisterin geworden.

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