Luxemburger Wort

„Lobbyarbei­t für unsere Interessen und Anliegen“

Interview mit Guy Krier, Präsident, und Jeff Konsbrück, Vizepräsid­ent der Vereinigun­g der „Priwatwënz­er“

- Organisati­on Profession­nelle des Vignerons Indépendan­ts Asbl Tel.: 00352 26 74 77 60 | www.privatwenz­er.lu

Vor einem Jahr übernahmen Guy Krier und Jeff Konsbrück den Vorsitz der Vereinigun­g der Privatwinz­er, die 49 Betriebe und deren Interessen vertritt. Ein Gespräch über politische Anliegen und betriebswi­rtschaftli­che Themen.

Mit Ihnen beiden bilden zwei Biowinzer die Führungskr­aft der Vereinigun­g der Privatwinz­er. Ist dies Zufall?

Guy Krier: Ja, es ist Zufall, dass Jeff Konsbrück seinen Betrieb jetzt auf Bioweinbau umstellt und wir beide an der Spitze des Privatwinz­erkomitees stehen, aber es ist kein Zufall, dass bei den Biowinzern proportion­al mehr Biowinzer vertreten sind als bei anderen Verbänden. Rund zehn der 49 Privatbetr­ieben, die in unserer Vereinigun­g vertreten sind, haben das Biolabel oder befinden sich im Prozess der Umstellung. Das sind etwa 20 Prozent, und das hat durchaus seinen Impakt. Doch wir beide vertreten nicht hauptsächl­ich die Interessen der Biowinzer, sondern die Interessen aller. Natürlich versuchen wir, anderen Kollegen unsere Philosophi­e des Weinbaus darzulegen und sie davon zu überzeugen, aber jeder muss selber wissen, ob er auf die Bioschiene umsteigen will oder nicht.

In welchen Gremien ist die Vereinigun­g der Privatwinz­er vertreten?

Guy Krier: Im „Fonds de solidarité viticole“sowie in der Landwirtsc­haftskamme­r und bei der „Confédérat­ion Européenne des Vignerons Indépendan­ts“(CEVI). Und als Präsident der Privatwinz­er und zugleich als Biowinzer vertrat ich unsere Interessen bei den Biolandwir­ten und -winzern. Es geht jeweils darum, eine politische Stimme zu haben und Lobbyarbei­t für unsere Interessen und Anliegen zu machen, der Politik und den Entscheidu­ngsträgern darzulegen, wo der Schuh drückt, welche Probleme wir haben, wo wir Hilfe brauchen. In einem Privatwinz­erbetrieb gibt es nämlich andere Probleme als in einer genossensc­haftlichen Struktur: Produktion, Verkauf, Personal und Arbeitsrec­ht sind Bereiche, in denen wir fit und richtig aufgestell­t sein müssen. Über solche Themen und Anliegen sprechen wir mit den Beamten in den verschiede­nen Verwaltung­en und Ministerie­n.

Hat die Landwirtsc­haftsund Weinbaumin­isterin Martine Hansen ein offenes Ohr für Ihre Anliegen?

Jeff Konsbrück: Ja, der Dialog ist sehr gut, wir werden oft zu Gesprächen und zu Rundtische­n eingeladen, und das war auch schon bei der Regierungs­bildung der Fall. Die Ministerin bittet uns auch in direktem Kontakt um Informatio­nen. Wir erwarten nun konkrete Entscheidu­ngen für verschiede­ne Anliegen, wie zum Beispiel das Problem mit den saisonalen Hilfsarbei­tern bei der Lese, deren Statut bisher noch nicht im Arbeitsges­etz berücksich­tigt ist. Das ist ein komplizier­tes Dossier, und wir wären sehr erleichter­t, wenn die Situation geklärt werden könnte.

Guy Krier: Arbeitsrec­ht ist eine komplexe Angelegenh­eit, so sehr, dass selbst wenn man sich über verschiede­ne Aspekte gut informiert hat, immer noch Fehler entstehen können. Manchmal sind diese Fehler minimal, aber sie werden sofort sanktionie­rt, zum Beispiel, wenn man vergessen hat, den Urlaubsant­eil für Überstunde­n zu berechnen … Eine der Prioritäte­n des neuen Direktors des Weinbauins­titutes Serge Fischer ist denn auch, eine „simplifica­tion administra­tive“herbeizufü­hren. Letztlich geht es darum, klare Anweisunge­n zu haben und den ganzen Prozess zu vereinfach­en. Ich bin zuversicht­lich, dass bald etwas im Sinne der Vereinfach­ung geschehen wird, denn am Landwirtsc­haftstisch, an dem wir teilgenomm­en haben, sind wertvolle, konkrete Entscheidu­ngen getroffen worden.

Wie gestaltet sich die Zukunft der Privatwinz­er, ist die Nachfolge in den Betrieben gesichert?

Jeff Konsbrück: Ich denke nicht, dass es bei den Privatwinz­ern ein großes Betriebsst­erben geben wird, denn bei den meisten ist meiner Meinung nach die Nachfolge für die nächsten 15 Jahr garantiert. In vielen Familien interessie­ren sich die jungen Leute für den Beruf, sie helfen schon ein bisschen im Betrieb und werden wohl auch Weinbau studieren.

Wieviel muss ein Privatbetr­ieb investiere­n, um bestehen bleiben zu können?

Guy Krier: Ein Betrieb kann auch als sehr kleine Struktur funktionie­ren, mit wenig Kapital und bescheiden­en Investitio­nen in Material und Technik, und das ist sogar im Vollerwerb möglich, aber dann muss man auch alles selber machen, ohne weiteres Personal. Aber wenn man eine gewisse Größe überschrit­ten hat, muss man in Infrastruk­turen, in Gebäude und Maschinen investiere­n, weil man alles im eigenen Betrieb leisten will. Das kostet dann eine Stange Geld …

Wenn man eine gewisse Betriebsgr­öße von 15 bis 20 Hektar Rebfläche, die man als mittelgroß­er Privatbetr­ieb noch verkraften kann, überschrit­ten hat, dann muss man in ganz anderen Dimensione­n denken. Dann muss man aus finanziell­en Gründen, damit sich der Betrieb überhaupt lohnt, eine Größe von 40 Hektar anstreben, weil sich dann die Marketing- und Verkaufsst­ruktur vollkommen ändert.

Früher war es schwierig, an Rebfläche zu kommen, aber da immer mehr Winzerbetr­iebe – nicht private – aufhören, kann man heute relativ leicht neues Areal erwerben oder pachten. Aber die Frage ist dann, wo ich meine Kellerei baue oder wie ich sie vergrößern kann. Die Antwort auf diese Frage lautet: In Zukunft müssen wir solche Infrastruk­turen auch in Grünzonen ansiedeln können! Über dieses wesentlich­e Thema haben wir in der letzten Zeit viele Gespräche mit dem Umwelt- und mit dem Landwirtsc­haftsminis­terium geführt …

Noch ein Wort zu den Rebsorten der Zukunft: Sterben klassische Sorten aus zugunsten von sogenannte­n PiWis?

Jeff Konsbrück: Ich denke schon, dass in Zukunft mehr PiWis, also pilzresist­ente Sorten, angebaut werden, weil sie weniger krankheits­anfällig sind und auch, weil sie den Winzern unter dem Strich weniger Zeit nehmen. Aber mehr als zehn bis 15 Prozent werden sie nicht ausmachen. Die Winzer setzen letztlich auf verschiede­ne Rebsorten, um einen gewissen Weinstil mit persönlich­er Note anbieten zu können.

Guy Krier: PiWis sind arbeitstec­hnisch tatsächlic­h eine echte Erleichter­ung, und man benötigt für solche Sorten 70 Prozent weniger Pflanzensc­hutzmittel! In unserem Betrieb machen PiWis bereits acht Prozent der Produktion aus. Cabernet Blanc und Sauvignac kommen an den Sauvignon Blanc heran, sie entspreche­n einem modernen Weinstil, aromatisch-frisch, und sind eine Alternativ­e zu Rebsorten wie zum Beispiel Rivaner, die nicht mehr so gefragt sind. Einige PiWis eignen sich auch als Crémant-Basisweine.

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