„Lobbyarbeit für unsere Interessen und Anliegen“
Interview mit Guy Krier, Präsident, und Jeff Konsbrück, Vizepräsident der Vereinigung der „Priwatwënzer“
Vor einem Jahr übernahmen Guy Krier und Jeff Konsbrück den Vorsitz der Vereinigung der Privatwinzer, die 49 Betriebe und deren Interessen vertritt. Ein Gespräch über politische Anliegen und betriebswirtschaftliche Themen.
Mit Ihnen beiden bilden zwei Biowinzer die Führungskraft der Vereinigung der Privatwinzer. Ist dies Zufall?
Guy Krier: Ja, es ist Zufall, dass Jeff Konsbrück seinen Betrieb jetzt auf Bioweinbau umstellt und wir beide an der Spitze des Privatwinzerkomitees stehen, aber es ist kein Zufall, dass bei den Biowinzern proportional mehr Biowinzer vertreten sind als bei anderen Verbänden. Rund zehn der 49 Privatbetrieben, die in unserer Vereinigung vertreten sind, haben das Biolabel oder befinden sich im Prozess der Umstellung. Das sind etwa 20 Prozent, und das hat durchaus seinen Impakt. Doch wir beide vertreten nicht hauptsächlich die Interessen der Biowinzer, sondern die Interessen aller. Natürlich versuchen wir, anderen Kollegen unsere Philosophie des Weinbaus darzulegen und sie davon zu überzeugen, aber jeder muss selber wissen, ob er auf die Bioschiene umsteigen will oder nicht.
In welchen Gremien ist die Vereinigung der Privatwinzer vertreten?
Guy Krier: Im „Fonds de solidarité viticole“sowie in der Landwirtschaftskammer und bei der „Confédération Européenne des Vignerons Indépendants“(CEVI). Und als Präsident der Privatwinzer und zugleich als Biowinzer vertrat ich unsere Interessen bei den Biolandwirten und -winzern. Es geht jeweils darum, eine politische Stimme zu haben und Lobbyarbeit für unsere Interessen und Anliegen zu machen, der Politik und den Entscheidungsträgern darzulegen, wo der Schuh drückt, welche Probleme wir haben, wo wir Hilfe brauchen. In einem Privatwinzerbetrieb gibt es nämlich andere Probleme als in einer genossenschaftlichen Struktur: Produktion, Verkauf, Personal und Arbeitsrecht sind Bereiche, in denen wir fit und richtig aufgestellt sein müssen. Über solche Themen und Anliegen sprechen wir mit den Beamten in den verschiedenen Verwaltungen und Ministerien.
Hat die Landwirtschaftsund Weinbauministerin Martine Hansen ein offenes Ohr für Ihre Anliegen?
Jeff Konsbrück: Ja, der Dialog ist sehr gut, wir werden oft zu Gesprächen und zu Rundtischen eingeladen, und das war auch schon bei der Regierungsbildung der Fall. Die Ministerin bittet uns auch in direktem Kontakt um Informationen. Wir erwarten nun konkrete Entscheidungen für verschiedene Anliegen, wie zum Beispiel das Problem mit den saisonalen Hilfsarbeitern bei der Lese, deren Statut bisher noch nicht im Arbeitsgesetz berücksichtigt ist. Das ist ein kompliziertes Dossier, und wir wären sehr erleichtert, wenn die Situation geklärt werden könnte.
Guy Krier: Arbeitsrecht ist eine komplexe Angelegenheit, so sehr, dass selbst wenn man sich über verschiedene Aspekte gut informiert hat, immer noch Fehler entstehen können. Manchmal sind diese Fehler minimal, aber sie werden sofort sanktioniert, zum Beispiel, wenn man vergessen hat, den Urlaubsanteil für Überstunden zu berechnen … Eine der Prioritäten des neuen Direktors des Weinbauinstitutes Serge Fischer ist denn auch, eine „simplification administrative“herbeizuführen. Letztlich geht es darum, klare Anweisungen zu haben und den ganzen Prozess zu vereinfachen. Ich bin zuversichtlich, dass bald etwas im Sinne der Vereinfachung geschehen wird, denn am Landwirtschaftstisch, an dem wir teilgenommen haben, sind wertvolle, konkrete Entscheidungen getroffen worden.
Wie gestaltet sich die Zukunft der Privatwinzer, ist die Nachfolge in den Betrieben gesichert?
Jeff Konsbrück: Ich denke nicht, dass es bei den Privatwinzern ein großes Betriebssterben geben wird, denn bei den meisten ist meiner Meinung nach die Nachfolge für die nächsten 15 Jahr garantiert. In vielen Familien interessieren sich die jungen Leute für den Beruf, sie helfen schon ein bisschen im Betrieb und werden wohl auch Weinbau studieren.
Wieviel muss ein Privatbetrieb investieren, um bestehen bleiben zu können?
Guy Krier: Ein Betrieb kann auch als sehr kleine Struktur funktionieren, mit wenig Kapital und bescheidenen Investitionen in Material und Technik, und das ist sogar im Vollerwerb möglich, aber dann muss man auch alles selber machen, ohne weiteres Personal. Aber wenn man eine gewisse Größe überschritten hat, muss man in Infrastrukturen, in Gebäude und Maschinen investieren, weil man alles im eigenen Betrieb leisten will. Das kostet dann eine Stange Geld …
Wenn man eine gewisse Betriebsgröße von 15 bis 20 Hektar Rebfläche, die man als mittelgroßer Privatbetrieb noch verkraften kann, überschritten hat, dann muss man in ganz anderen Dimensionen denken. Dann muss man aus finanziellen Gründen, damit sich der Betrieb überhaupt lohnt, eine Größe von 40 Hektar anstreben, weil sich dann die Marketing- und Verkaufsstruktur vollkommen ändert.
Früher war es schwierig, an Rebfläche zu kommen, aber da immer mehr Winzerbetriebe – nicht private – aufhören, kann man heute relativ leicht neues Areal erwerben oder pachten. Aber die Frage ist dann, wo ich meine Kellerei baue oder wie ich sie vergrößern kann. Die Antwort auf diese Frage lautet: In Zukunft müssen wir solche Infrastrukturen auch in Grünzonen ansiedeln können! Über dieses wesentliche Thema haben wir in der letzten Zeit viele Gespräche mit dem Umwelt- und mit dem Landwirtschaftsministerium geführt …
Noch ein Wort zu den Rebsorten der Zukunft: Sterben klassische Sorten aus zugunsten von sogenannten PiWis?
Jeff Konsbrück: Ich denke schon, dass in Zukunft mehr PiWis, also pilzresistente Sorten, angebaut werden, weil sie weniger krankheitsanfällig sind und auch, weil sie den Winzern unter dem Strich weniger Zeit nehmen. Aber mehr als zehn bis 15 Prozent werden sie nicht ausmachen. Die Winzer setzen letztlich auf verschiedene Rebsorten, um einen gewissen Weinstil mit persönlicher Note anbieten zu können.
Guy Krier: PiWis sind arbeitstechnisch tatsächlich eine echte Erleichterung, und man benötigt für solche Sorten 70 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel! In unserem Betrieb machen PiWis bereits acht Prozent der Produktion aus. Cabernet Blanc und Sauvignac kommen an den Sauvignon Blanc heran, sie entsprechen einem modernen Weinstil, aromatisch-frisch, und sind eine Alternative zu Rebsorten wie zum Beispiel Rivaner, die nicht mehr so gefragt sind. Einige PiWis eignen sich auch als Crémant-Basisweine.