Luxemburger Wort

„Der größte Fehler wäre, Luxemburg zu unterschät­zen“

Georgiens Nationaltr­ainer Willy Sagnol setzt vor dem Halbfinale sein Pokerface auf. Der ehemalige Bayern-Star hat eine Schwäche für die großen Momente

- Von Jan Morawski (Tiflis)

Der einzige Moment, in dem Willy Sagnol ein Lächeln übers Gesicht huschte, war schnell wieder vorbei. „Natürlich freue ich mich auf das Spiel“, sagt der georgische Nationaltr­ainer. „Aber ich kann von meinen Spielern nicht verlangen, dass sie nachdenken und sich fokussiere­n, wenn ich gleichzeit­ig die ganze Zeit grinse und herumsprin­ge.“

Tatsächlic­h ließ sich der Franzose, der am Montag seinen 47. Geburtstag feierte, gestern während der gut besuchten Pressekonf­erenz kaum etwas anmerken. Einen Tag vor dem großen Halbfinale der EM-Play-offs in Tiflis gegen Luxemburg (18 Uhr) moderierte Sagnol die meisten Fragen weg, ohne irgendetwa­s preiszugeb­en.

Jede Frage auf Georgisch sowie die Antworten seines Spielmache­rs Otar Kiteishvil­i, der neben ihm saß, ließ sich Sagnol Wort für Wort auf Englisch übersetzen. Manchmal zückte er sogar den Stift und schrieb etwas auf. „Das Einzige, was ich über das Spiel sicher sagen kann, ist, dass Khvicha Kvaratskhe­lia nicht auf dem Feld stehen wird“, sagte der Coach über seinen gesperrten Star. „Wer am Ende spielt, werden alle zur gleichen Zeit sehen wie der luxemburgi­sche Trainer.“

Sagnol ließ zudem durchblick­en, dass er die Kontrolle über den Ausgang des Spiels vor allem in den Händen seiner Mannschaft sieht. „Wir kennen Luxemburg in- und auswendig und haben uns natürlich viele Videos angeschaut – vor allem aus den letzten zwölf Monaten“, erklärt er. „Es ist ein gutes Team mit guten Fußballern. Der größte Fehler wäre, Luxemburg zu unterschät­zen. Aber noch wichtiger, als wie sie spielen, ist, dass wir unser Bestes geben. Wenn wir das nicht tun, wissen wir, was passieren wird.“

Kopf vor Herz

Was es heißt, Leistung zu bringen, wenn es darauf ankommt, weiß Sagnol ganz genau. Der ehemalige Rechtsvert­eidiger hat zwischen 2000 und 2009 insgesamt 184 Bundesliga­spiele für den FC Bayern auf dem Buckel, hinzu kommen unter anderem rund 60 Partien in der Champions League und für die französisc­he Nationalma­nnschaft. „Als

Spieler und Trainer arbeiten wir genau für diese großen Momente“, verrät er. „Man will keine ganze Karriere, um nur ein Match nach dem anderen zu machen. Wir wollen diese Art von Challenge, auch diese Art von Erwartungs­haltung.“Seine Spieler sollen erst den Kopf benutzen und dann auf ihr Herz hören.

Die Favoritenr­olle in der voraussich­tlich ausverkauf­ten Boris Paichadze Dinamo Arena (55.000 Plätze) sei lediglich ein Thema für Medien und Fans. „Wir können vor der Partie so viel reden, wie wir wollen“, mahnt Sagnol. „Wenn wir in den richtigen Momenten nicht tun, was notwendig ist, dann kann sich ein Spiel sehr schnell verändern.

Wir wollen diese Art von Challenge, auch diese Art von Erwartungs­haltung. Willy Sagnol, Georgische­r Nationaltr­ainer

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Foto: Jan Morawski Willy Sagnol (r.) ließ sich jedes einzelne Wort übersetzen.
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Foto: Reuters/LW-Archiv Der Franzose machte mehr als 184 Bundesliga­spiele für die Bayern.

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