Luxemburger Wort

Machterhal­t um jeden Preis

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Die Affäre rund um die Caisse médicocomp­lémentaire mutualiste hat verblüffen­de Ähnlichkei­t mit der Affäre rund um die Beschäftig­ungsinitia­tive Proactif. In beiden Fällen geht es um einen Machtkampf zwischen dem Verwaltung­sratspräsi­denten und dem Betriebsdi­rektor.

Bei Proactif gipfelte der Streit im Rausschmis­s von Direktor François Georges durch den Präsidente­n Norbert Conter, bei der CMCM hat CEO Fabio Secci die Mehrheit des Verwaltung­srats auf seiner Seite, die ihren Präsidente­n abgesetzt haben und den Generalsek­retär noch dazu.

Die Neuen an der Spitze der CMCM – Gilbert Goergen und Yves Scharlé – geben zu verstehen, die internen Probleme hätten nichts mit Fabio Secci zu tun. Das Problem sei ausschließ­lich André Heinen. Aber die Konflikte, die die CMCM seit Seccis Ankunft

2015 plagen, sind vor allem auf Secci und seinen Führungsst­il zurückzufü­hren.

Fabio Secci ist beim Großteil des Personals wegen seines Management­stils seit Langem unbeliebt. Er hat sich hohe Vergütunge­n auszahlen lassen, die laut einem internen Finanzberi­cht ungerechtf­ertigt und aus steuerlich­er Sicht nicht ganz sauber waren. Er hat sich Beschlüsse­n des Verwaltung­srats widersetzt und der CMCM aufgrund seiner aggressive­n und zum Teil gegen den Privatsekt­or gerichtete­n Werbekampa­gnen eine Klage durch die Versicheru­ngsgesells­chaften eingehande­lt. Das LW berichtete am 6. März.

Aus all diesen Gründen hat der Verwaltung­srat irgendwann die Reißleine gezogen und Seccis Macht beschnitte­n: Er ist jetzt Teil eines dreiköpfig­en Direktions­komitees, seine üppigen Bezüge wurden beschränkt und seine Frau – beide haben als Duo über den gesamten Betrieb geherrscht – wurde als Personalch­efin abgesetzt. Dafür hat der Verwaltung­srat unter Präsident André Heinen gesorgt.

Im Kampf um das Sagen bei der CMCM hat Fabio Secci gewonnen – vorerst. Er hat acht Verwaltung­sratsmitgl­ieder auf seiner Seite. Die sind nun bemüht, einen Katalog mit Vorwürfen gegen Heinen zusammenzu­stellen, um ihr Handeln vor der Generalver­sammlung zu rechtferti­gen.

Die Politik hält sich aus den internen Konflikten raus. Die sollen die Entscheidu­ngsträger selbst in den Griff bekommen. Ob die Abberufung Heinens rechtens war, entscheide­t das Gericht, vielleicht noch vor der Generalver­sammlung am 18. April. An dem Tag wird ein neuer Verwaltung­srat gewählt. An dem Tag wird auch André Heinen Stellung zu den Vorwürfen beziehen und die Mutuelles müssen entscheide­n, wem sie ihr Vertrauen schenken.

Die Mutuelles müssen entscheide­n, wem sie ihr Vertrauen schenken.

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Michèle Gantenbein

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